Deutsche zahlen wieder mehr für ihre Neuwagen

Dieselgate hin oder her: In Deutschland mag man Autos. Das zeigt sich nicht zuletzt an den Ausgaben für Neuwagen. So gaben die Neuwagenkäufer in Deutschland im Jahr 2018 im Mittel 33.399 Euro für den neuen Pkw aus. Das waren 1,7 Prozent mehr als im Jahr 2017. Den Neuwagen-Markt analysiert unser Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer.

 

Berechnet wurde der Durchschnittspreis als mit den Neuwagenzulassungen gewichtete Listenpreise. Sowohl Zusatzausstattungen als auch Ra-batte gingen in die Rechnung nicht ein. Im Großen und Ganzen halten sich die bei-den Größen aber die Waage. Die Durchschnittspreise bzw Ausgaben wurden nicht per Umfrage ermittelt, sondern durch die vollständige Auswertung aller Neuwagenzulassungen gewichtet mit deren Listenpreise. Die Analyse zeigt, dass es durchaus unterschiedliche Entwicklungen der Neuwagenpreise in Deutschland gegeben hat. Die größten jährlichen Steigerungsraten gab es zwischen 1980 und 1990. Damals gönnte man sich jedes Jahr deutlich mehr Auto. 

 

Dieselgate schwächt den Preisanstieg ab 

 

Die Hauptgründe für den schwächeren Anstieg der Durchschnittspreise im Jahre 2018 lagen beim Diesel. Die Durchschnittsausgaben für Diesel-Pkw-Neuwagen bewegten sich im Jahr 2018 bei 41.971 Euro. Zwar lag die Steigerung des Durchschnittspreises beim Diesel nur bei 2,9 Prozent , allerdings ging der Dieselanteil im deutschen Automarkt von 38,8 Prozent im Jahr 2017 auf 32,4 Prozent im Jahr 2018 zurück. Teure Diesel wurden überwiegend mit „preisgünstigeren“ Benzinern ersetzt. 

 

Der Diesel steht für große und PS-starke Fahrzeuge

 

Nur Plug-In Hybrid sind im deutschen Automarkt im Schnitt noch teurer als Diesel-Pkw. Die Geschichte vom angeblich „umweltfreundlichen Diesel“ steht auch mit der vorliegenden Analyse eher auf tönernen Füssen. Der Diesel steht für große und PS-starke Fahrzeuge. Durch die Kraftstoffsubventionen bei der Steuer neigt der Firmenkunde dazu, sich teure und hochmotorisierte Diesel-Pkw zu kaufen.

 

Die Firmenkunde spielen eine herausragende Rolle

 

Nur 22 Prozent aller Diesel-Pkw-Zulassungen wurden im Jahr 2018 auf private Autokäufer zugelassen. 78 Prozent entfielen auf Firmenwagen, Autobauer, Behörden, Vermieter. Die herausragende Rolle bei Diesel haben die Firmenkunden: 41 Prozent aller Diesel-Neuzulassungen waren im Jahre 2018 „Company Cars“, der Hauptgrund, warum der Diesel-Pkw deutlich höhere Neuwagenpreise aufweist wie der Benziner.

 

Der Benziner ist das Auto der Bürger, der Diesel der Firmenwagen für die Chefs

 

Interessant ist, dass sich das Elektroauto in Bürgernähe bewegt. Bisher waren – auch aufgrund der Tesla-Verkäufe batterie-elektrische Autos teurer. Die Daten zeigen, dass sich stärker die „Bürger-BEV“ im Markt durchsetzen, wohingegen Plug-In Hybrid fast ausschließlich im oberen Preissegment unterwegs sind. Mit 35.083 Euro liegt das BEV deutlich unter dem Diesel bei seinem Durchschnittspreis. Der Plug-In ist also kein Auto für Otto-Normalverbraucher, das zeigen die Durchschnittspreise. 

 

Dacia ist die Einsteigermarke bei preiswerten Neuwagen

 

Aufschlussreich sind auch die Durchschnittspreise wichtiger Automarken. Nach wie vor ist Dacia die Einsteiger-Marke mit einen Listenpreise von 12.218 Euro für den Durchschnitts-Neuwagen. Dabei ist der Preis des Durchschnitts-Dacia sogar um 0,6 Prozent, also von 12.291 Euro im Jahr 2017 auf 2018 gesunken. Eine Ausnahme im deutschen Automarkt. 

 

Porsche ist die Premium-Marke

 

Keine Frage, der Porsche-Käufer gibt mit 106.878 Euro deutlich mehr als der Mercedes-Käufer, der 2018 mit 50.166 Euro beim Listenpreis des Durchschnitts-Mercedes lag. Leicht darunter BMW, etwas stärker darunter Audi. Bei diesen Marken sind übrigens auch die höchsten Dieselanteile zu verzeichnen, sprich der Diesel wird von Premiumkunden und natürlich dann Company Car gekauft.  VW hat mittlerweile von den anderen Volumenherstellern einen deutlichen Abstand, was die Ausgaben beim Neuwagenkäufer ausmachen. Abgeschlagen ist Opel, eine  Marke, die vor 30 Jahren mal auf dem Niveau von VW lag und mittlerweile selbst hinter den Einsteigermarken des VW-Konzern, sprich Seat und Skoda, vom Neuwagen-käufer positioniert wird.

 

Elektroauto auf dem Weg zur Bürgernähe

 

Fazit: Die Analyse der Durchschnittspreise der in Deutschland verkauften Neuwagen zeigt, dass Elektroautos auf dem Weg zur Bürgernähe sind, während der Diesel eigentlich fast nur Terrain für Company Cars bietet und daher mit hohen Durch-schnittspreisen im Markt verkauft wird. Mit Dieselgate und dem Rückgang der Diesel-Marktanteile steigen die Durch-schnittspreise der Neuwagen langsamer. 

 

Opel hat wenig Markenkraft

 

Der Porsche wird mehr und mehr das Auto für die Betuchte, was Mercedes mal vor 50 Jahren war. 

Bei den Volumenhersteller zeigen die relativ niedrigen Durchschnittspreise von Opel, dass die Marke wenig Markenkraft hat. Unberücksichtigt ist dabei noch der hohe Anteil von Eigenzulassungen bei Opel, der die Wertschätzung der Marke nicht gerade erhöht. Opel bleibt nach der Analyse eine Marke, die niedrig positioniert ist. Keine leichte Aufgabe für den PSA-Konzern, die angestrebte Werthaltigkeit der Marke im Markt zu erreichen. „New Germanness“ wie es Opel verkündet ist an der Preispositi-onierung jedenfalls nicht erkennbar. Ferdinand Dudenhöffer