Herr Strehler, Kultusminister Lorz, der aktuell auch Vorsitzender der Kultusministerkonferenz ist, steht dem Messenger-Dienst WhatsApp kritisch gegenüber. So sollen Lehrer und Eltern als datenschutzrechtlichen Gründen nicht über diesen Dienst kommunizieren. Wie steht die Landesschülervertretung (LSV) zu diesem brisanten Thema WhatsApp? Ein Gespräch mit Johannes Strehler, dem Sprecher der LSV-Hessen.
JOHANNES STREHLER: Wir selbst nutzen innerhalb der LSV WhatsApp zur Organisation und Koordination unserer Arbeit selbst. Der Messenger stellt für uns eine Möglichkeit der zeitnahen Kommunikation zwischen allen Beteiligten dar, die sonst nicht möglich wäre.
Das hört sich positiv an. Aber kann man aus Ihrer Sicht WhatsApp auch in „Gut“ und „Schlecht“kategorisieren?
STREHLER: Ein Vorteil ist mit Sicherheit die Möglichkeit, mit vielen Menschen in sehr schneller Zeit zu kommunizieren. Darüber hinaus bietet der Messenger und eine einmalige Koordinierungsmöglichkeit. Aber: Personen ohne WhatsApp erhalten oft wichtige Informationen auch in schulischen Umfeld, wie beispielsweise über Hausaufgaben, nicht. Kritisch muss aber auch der Datenschutz bei dem Messenger gesehen werden, denn WhatsApp gehört zum Facebook-Konzern. Zwischen beiden Diensten dürfte es einen Datenaustausch geben.
Was sollte unter diesen Aspekten über den Dienst kommuniziert werden? Was ist sinnvoll, was nicht?
STREHLER: Wichtig ist vor allem, dass man sich nicht zu stark auf WhatAapp verlässt. Es gibt nämlich noch alternative Wege, um an die gewünschten Informationen zu gelangen. Dass bestimmte Informationen, wie es Herr Lorz möchte, generell nicht über WhatsApp kommuniziert werden sollen, halten wir nicht für notwendig. Voraussetzung: Der Austausch sollte im direkten Chat, beispielsweise zwischen Lehrer und Schüler, und nicht in Gruppenchats erfolgen. Aber das sollte auch jeder wissen: Im Gegensatz zu E-Mails benutzen Schüler*innen WhatsApp ab einen gewissen Alter täglich.
Wo nutzen Schüler denn heute schon diesen Messenger?
STREHLER: Fast jede Klasse und jeder Kurs hat einen Gruppenchat teils mit, teils ohne Lehrer in denen sich die Teilnehmer über Hausaufgaben und andere organisatorische Dinge absprechen. Einige Lehrer*innen nutzen WhatsApp ganz bewusst, um in Chats Hinweise zu Hausaufgaben, Klausurthemen oder ähnlichem zu geben. Im privaten Umfeld ist WhatsApp ja auch nicht aus dem Leben vieler Menschen weg zu denken. Ähnlich verhält es sich damit in der Schule.
Was empfiehlt nun die LSV dem hessischen Kultusminister, wie er Messengerdienste in der Schule am besten zu nutzen sind?
STREHLER: Er sollte dem Medium nicht zu misstrauisch gegenüberstehen. Der Kultusminister sollte bei allen Bedenken, die Chancen sehen, die Messengerdienste im Schulalltag bedeuten. Das sollte er berücksichtigen. Man kann vor der Realität nicht die Augen verschließen. Ein Kurznachrichtendienst ist auch in der Schule unverzichtbar. WhatsApp ist nun mal der meist genutzte Messenger Dienst in Deutschland. Daran muss man sich anpassen. mei