"Für den weit überwiegenden Teil der privaten Käufer ist die Finanzierung einer eigenen Immobilie kein x-beliebiges Standard-Finanzgeschäft, sondern eine zentrale Lebensentscheidung. Es geht hierbei um die Fragen: "Was kann ich mir wo für mein Geld leisten und ist dies wirtschaftlich gesehen auch sinnvoll?". Hierzu biete die Sparda-Studie Informationen zum Preisverlauf der vergangenen Jahre und zu möglichen künftigen Entwicklungen. Sie diene damit in finanzieller Hinsicht als Orientierungshilfe für Immobilienkäufer und biete Daten für die Bau- und Wohnwirtschaft", so der Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Sparda-Banken, Florian Rentsch.
Die Studie verdeutliche, dass jenseits wirtschaftlicher Überlegungen der Immobilienkauf eine emotionale Entscheidung sei: Der Wunsch, in den eigenen vier Wänden und in einem lebenswerten Umfeld zu wohnen, ist bei zwei Dritteln der Befragten sehr stark ausgeprägt und folglich Grundlage der Kaufentscheidung. Das zeigt sich auch daran, dass ein Drittel aller Mieter bis 50 Jahre konkret über einen Kauf in den nächsten zwei bis drei Jahren nachdenken. Mit einer Eigentumsquote von nur 47 Prozent sei Deutschland dennoch im europaweiten Vergleich abgeschlagenes Schlusslicht.
Eigentumsquote dringend erhöhen
"Betrachtet man dies im Zusammenhang mit den Preisentwicklungen vor allem in den Metropolen sowie der immensen Bedeutung, die Standortfaktoren wie gute Einkaufsmöglichkeiten, Schulen, Gesundheitsversorgung und eine vernünftige Verkehrsinfrastruktur für die Menschen haben, wird schnell klar: Die Hausaufgaben für die Politik in diesen Bereichen sind enorm. Deutschland muss als eines der wohlhabendsten und wirtschaftlich stärksten Länder Europas seine Eigentumsquote dringend erhöhen", so Rentsch weiter.
Ungebrochener Trend zur Urbanisierung weitet sich auf Umland aus
Laut Studie, betrage der jährliche Preisanstieg für Wohnimmobilien seit 2005 3,4 Prozent im Mittel. In den sieben größten deutschen Städten habe sich im selben Zeitraum die Preise sogar um insgesamt fast 100 Prozent im Schnitt nach oben entwickelt. Spitzenreiter sei hier Berlin (128,7 Prozent Preissteigerung seit 2005), gefolgt von München (115,9 Prozent). Dies habe zur Folge, dass Käufer für den bundesdeutschen durchschnittlichen Kaufpreis einer Immobilie in Höhe von 264.000 Euro (entspricht 5,6 Jahresnettoeinkommen; 2017: 246.000 Euro) im Landkreis München nur 35 Quadratmeter Wohnfläche erhalten. In Trendvierteln wie Hamburg-Rotherbaum gibt es dafür sogar nur 29 m². Zum Vergleich: Im Bundesschnitt erhalten Käufer für das gleiche Geld 111 Quadratmeter und im Kyffhäuserkreis gar 309 Quadratmeter. Dieser - ungebrochene - Trend zur Urbanisierung zeigt sich auch daran, dass in 71 Prozent der deutschen Regionen ein Quadratmeter weniger kostet als im Bundesdurchschnitt.
Gefälle zwischen Ballungsraum und ländlicher Region
Darüber hinaus sei ein immenser Ausstrahlungseffekt auf das Umland zu erkennen, der das Gefälle zwischen Ballungsraum und ländlichen Regionen deutlich erweitere. Sieben der zehn teuersten Regionen Deutschlands liegen im Großraum München. Der Wirkungskreis der bayerischen Landeshauptstadt betrage bereits über 100 km. Dieser Trend werde sich mit Blick auf die Entwicklung der regionalen Leistungsfähigkeit und der Zukunftsfähigkeit der Regionen weiter fortsetzen.
Zu Einschränkungen bereit
Die hohen Preissteigerungen in den Ballungsräumen und dem Großteil der Mittelstädte blieben nicht ohne Folgen für die Bereitschaft der potenziellen Käufer, für den Traum vom Eigenheim in anderen Lebensbereichen kürzer zu treten: 40 Prozent der Befragten, die den Erwerb einer Immobilie planten, seien bereit, sich sehr stark oder stark einzuschränken. Auch die Bereitschaft, bis zu 30 km zwischen Wohnort und Arbeitsplatz zu pendeln, sei weiter von 67 Prozent in 2017 auf 78 Prozent in 2019 gestiegen.
Finanzielle Vorteil liegt bei 33 Prozent
Für die Befragten gebe es neben dem Wunsch nach den eigenen vier Wänden auch eine langfristige wirtschaftliche Komponente beim Erwerb einer eigenen Immobilie: Drei Viertel von Ihnen sehen den Kauf als wichtigen Beitrag für ihre Altersvorsorge und über 60 Prozent seien sich sicher, dass Kaufen am Ende günstiger ist als Mieten. Auch wenn der Kostenvorteil in den vergangenen Jahren etwas geringer geworden sei, decke sich diese Einschätzung nach wie vor mit den Ergebnissen der Studie: Deutschlandweit gesehen liege der finanzielle Vorteil noch immer bei rund 33 Prozent im Durchschnitt.
Zinsersparnis wird über gestiegene Kaufpreise in den Ballungsräumen kompensiert
Die historischen Niedrigzinsen hätten auch im Bereich der Baufinanzierung dazu geführt, dass seitens der Käufer für den Zinsdienst deutlich weniger aufzuwenden sei: So liege die "Zinsersparnis" gegenüber 2008 bezogen auf die durchschnittliche Investitionssumme von 264.000 Euro auf eine Laufzeit von 20 Jahren mit einer Eigenkapitalquote von 30 Prozent bei 72.500 Euro. Dieser Effekt wirke sich auch auf die Motivation der Käufer aus: 56 Prozent geben an, dass das Niedrigzinsniveau ein wichtiger Grund für die eigenen Erwerbspläne ist. Betrachte man jedoch die Preisentwicklung in den Metropolen - aber eben auch in den Mittelstädten (100.000 bis 600.000 Einwohner), die den Großstädten in Sachen Preissteigerung mittlerweile kaum nachstehen - zeige sich, dass diese Zinsersparnis über die gestiegenen Kaufpreise kompensiert wird. pm, ots, mei