Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat eine neue Mitte-Studie zur Verbreitung von rechtsextremen, menschenfeindlichen und weiteren antidemokratischen Meinungen in der Gesellschaft vorgelegt. Dazu hat ein Forschungsteam des Instituts für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld (IKG) eine wissenschaftliche Umfrage unter 1.890 repräsentativ ausgewählten Deutschen durchgeführt. Die Studienreihe gebe durch die Analyse der Verbreitung und Zusammenhänge von Meinungen Auskunft über die Stabilität und Instabilität der Demokratie.
Die aktuellen Ergebnisse machten deutlich: Der Großteil der Deutschen befürwortet die Demokratie, begrüße die Vielfalt der Gesellschaft und fordere eine Stärkung der EU. Doch zugleich äußere ein Drittel auch nicht-liberale Einstellungen zur Demokratie, stelle gleiche Rechte für alle infrage. Dabei sei die Zustimmung zu menschenfeindlichen Vorurteilen in denen letzten fünf Jahren nahezu unverändert. Das gelte vor allem für Abwertungen gegenüber Zugewanderten, Muslimen und für Antisemitismus, die seit 2014 hoch sind.
Negative Einstellungen gegenüber Asylsuchenden hat zugenommen
Negative Einstellungen gegenüber Asylsuchenden hätten sogar zugenommen: Jede zweite befragte Person stimme negativen Meinungen gegenüber Asylsuchenden zu. Dies sei noch einmal im Vergleich zu 2016 angestiegen, obwohl die Zahl der Asylsuchenden im Befragungszeitraum rückläufig sei. Hingegen seien Sexismus, die Abwertung homosexueller und wohnungsloser Menschen eher rückläufig.
Verschwörungstheorien finden großen Zuspruch
Auch Verschwörungsmythen fänden generell in der Bevölkerung großen Zuspruch. 46 Prozenten meinten, geheime Organisationen würden politische Entscheidungen beeinflussen, und jeder zweite Befragte traut eher den eigenen Gefühlen als Experten, nahezu ein Viertel der Befragten mutmaßt, Medien und Politik steckten unter einer Decke.
Potenzielle AfD-Wähler neigen zu rechtsextremen Einstellungen
Mit Blick auf die politischen Orientierungen der Befragten bestätige sich ein Trend: Wie in den Vorjahren neigten potenzielle Wähler der AfD auffallend häufig zu menschenfeindlichen, rechtspopulistischen und rechtsextremen Einstellungen. Insgesamt mache die Studie deutlich: Vordergründig finde sich eine hohe Zustimmung zur Demokratie, die aber zugleich von antidemokratischen und antipluralistischen Überzeugungen begleitet werde. Die Mitte verliere ihren festen Boden und ihre demokratische Orientierung. pm, fes, mei