Damit hätten sich seit 2006 die Bezüge der Chef-Aufseher der DAX-Unternehmen um rund 4,3 Prozent pro Jahr erhöht, liegen aber weiterhin deutlich unter den Vergütungsniveaus der Vorstandsvorsitzenden in den gleichen Unternehmen. Der Vergütungsunterschied beträgt rund das Fünfzehnfache, so die Studie.
Mit rund 858.000 Euro besetze der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bank wie in den Geschäftsjahren zuvor die Spitze der Vergütungsrangliste der ganzjährig im Amt tätigen DAX-Kontrolleure. Am Ende der Rangreihe finde sich der Aufsichtsratsvorsitzende von Beiersdorf mit 228.000 Euro.Angesichts der von den Unternehmen fortgesetzten Umstellung der Aufsichtsratsvergütung auf reine Fixbezüge hätten sich die Vergütungen von der Geschäftsentwicklung entkoppelt.
Vergütungsanstieg und sinkende Unternehmensgewinne
So werde der aktuelle Vergütungsanstieg durch sinkende Unternehmensgewinne kontrastiert: Der durchschnittliche Konzernjahresüberschuss der DAX-Unternehmen sei in 2018 um 3 Prozent gesunken. Mit BMW, Continental, Deutsche Bank, Fresenius und Fresenius Medical Care setzten nur noch fünf Unternehmen auf eine Kombination von fixer und langfristig variabler Vergütung für ihre Aufsichtsräte. Eine kurzfristig variable Vergütung auf Basis des Geschäftsergebnisses eines Jahres finde sich in keinem DAX-Unternehmen mehr. Vorschriften zum Erwerb und langfristigen Halten eines signifikanten Anteils an Aktien des eigenen Unternehmens finde sich nur bei BASF, Bayer, Daimler und RWE.
Grundlage der Studie sind Geschäftsberichte und Satzungen
Die Analyse „Geschäftsberichtsauswertung Aufsichtsratsvergütung DAX 2018“ stütze sich auf die Geschäftsberichte und Satzungen von 29 der 30 DAX-Unternehmen, da die entsprechenden Dokumente von Linde plc für das zurückliegende Geschäftsjahr noch nicht veröffentlicht sind.Aus Sicht der Studienautoren zeige das aktuelle Gesamtbild der Aufsichtsratsvergütung in den DAX-Unternehmen wenig Überraschungen.
Vergütungshöhen erreichen angemessenes Niveau
„Wie sehen zunehmend Vergütungshöhen, die – wenngleich langsam – auch bei den kleineren DAX-Vertretern angemessenere Niveaus erreichen“, erklärt hkp/// group Partnerin Regine Siepmann. Sie blicke jedoch kritisch auf den manifestierten Trend zur ausschließlichen Fixvergütung, die aus Sicht der hkp/// group nicht die Aufgabenfülle aus Kontrolle und Strategiebegleitung abbildet. „Wenn schon eine reine Fixvergütung gezahlt wird, dann sollte diese zwingend durch eine Aktienkaufverpflichtung ergänzt werden. Der Aufsichtsrat als Vertreter der Aktionäre braucht mehr Skin in the Game“, fordert die Corporate Governance Expertin.
Keine Augenhöhe: Vergütungsniveau weiter deutlich unter dem des Vorstands
Mit dem aktuellen Durchschnittswert für die Vergütung eines Aufsichtsratsvorsitzenden in DAX-Unternehmen in Höhe von 424.000 Euro werde zum zweiten Mal in Folge die Marke von 400.000 Euro übertroffen (2017: 408.000 Euro). Er stelle den Höchstwert in dem seit 2006 möglichen Vergütungsvergleich dar.
Vorstandsvorsitzende verdienen im Durchschnitt 6,4 Millionen Euro im Jahr
Dagegen beliefen sich die Vergütungen der Vorstandsvorsitzenden in DAX-Unternehmen in 2018 auf einen Durchschnittswert von rund 6,4 Millionen Euro (DCGK-Zufluss ohne bAV und Nebenleistungen). Damit liege die Relation zwischen den durchschnittlichen Bezügen von Aufsichtsratsvorsitzenden und Vorstandsvorsitzenden bei dem Faktor 15,2. Besonders deutlich werde der Vergütungsabstand am Beispiel Beiersdorf: Hier erhalte der mittlerweile ausgeschiedene CEO im Geschäftsjahr 2018 eine Vergütung von 23,4 Mio. Euro (DCGK-Zufluss ohne bAV und Nebenleistungen) und belege damit die Spitze der Vergütungsrangreihe im DAX. Die Bezüge des Aufsichtsratsvorsitzenden belaufen sich im gleichen Zeitraum auf 228.000 Euro und stellen den geringsten Wert im DAX-Vergleich dar.
Unterschied in der Vergütungshöhe ist nicht gerechtfertigt
Dieser immense Unterschied in der Vergütungshöhe sei aus Sicht der Studienautoren nicht gerechtfertigt. „Ein Aufsichtsratsvorsitz ist heute mehr denn je auch mit Strategiebegleitung und intensivem Sparring für den Vorstand verbunden. Keine nennenswerte Investition oder sonstige Entscheidung von größerem Ausmaß kann heute ohne Einbindung des Aufsichtsratsvorsitzenden getätigt werden. Die Vergütung für das Amt sollte daher so ausgelegt sein, um sich auf Augenhöhe begegnen zu können. Davon sind wir aber weit entfernt“, bilanziert hkp/// group Senior Managerin Nina Grochowitzki.
Deutsche Bank auf der Spitzenposition
Die Vergütungsrangreihe der ganzjährig im Amt tätigen DAX-Aufsichtsratsvorsitzenden werde im vierten Jahr in Folge durch die Deutsche Bank angeführt. Auf den Plätzen zwei und drei folgen wie im Vorjahr BMW und Fresenius. Die Spreizung zwischen der höchsten und geringsten Vergütung eines DAX-Aufsichtsratsvorsitzenden bleibt mit einem Faktor von 3,8 nahezu unverändert.
Top-Vergütungen Aufsichtsratsvorsitzende DAX
- Deutsche Bank 858.333 Euro (+7 %)
- BMW 640.000 Euro (+/-0 %)
- Fresenius 640.000 Euro (+1 %)
Geringste Vergütungen Aufsichtsratsvorsitzende DAX
- Merck 237.000 Euro (+/-0 %)
- HeidelbergCement 232.000 Euro (+/-0 %)
- Beiersdorf 228.000 Euro (+2 %)
Kaum Veränderungen im europäischen Vergleich: DAX-Werte unter Durchschnittsniveau
Die Vergütungsniveaus für die DAX-Aufsichtsratsvorsitzenden liege unterhalb des europäischen Durchschnitts (STOXX-Unternehmen). Dieser betrage nach aktuellem Stand rund 913.000 Euro. Traditionell bilde im europäischen Maßstab die Verwaltungsratspräsidenten von Unternehmen aus der Schweiz die Vergütungsspitze, so auch im Geschäftsjahr 2018: Die Rangreihe werde hier von UBS (4,9 Mio. Euro) angeführt, gefolgt von Roche (3,9 Mio. Euro) und Nestlé (3,5 Mio. Euro) – allerdings gelte die Funktion des Verwaltungsratspräsidenten im Unterschied zu einem Aufsichtsratsvorsitzenden in Deutschland als Vollzeitamt. Der Aufsichtsratsvorsitzende des ersten Nicht-Schweizer Unternehmens folgt mit HSBC (1,7 Mio. Euro) auf Rang 5. Der DAX-Spitzenwert Deutsche Bank (858.333 Euro) belege im Vergleich mit den STOXX-Unternehmen Platz 10 und liege damit noch unter dem europäischen Durchschnittswert. pm, mei
Quelle: hkp/// group