Dabei bestimmten die Demeter-Regeln klar: "Genetisch hornlose Tiere in der Rindviehhaltung sind nicht erlaubt." Die Organisation wirbt intensiv mit Slogans wie: "Demeter-Kühe haben Hörner."
Sowohl in konventionellen als auch Bio-Betrieben würden den meisten Kälbern ein paar Wochen nach der Geburt die Hornansätze ausgebrannt. Oder die Tiere kämen hornlos zur Welt, weil ihre Rasse so gezüchtet werde. Denn viele Bauern fürchteten, dass Tiere mit Hörnern sich gegenseitig oder Menschen verletzen könnten. Demeter dagegen argumentiere beispielsweise auf seiner Internetseite mit dem "Respekt" vor dem Tier. Die Landwirte des Verbands "passen ihre Tiere nicht einfach den 'Produktionsbedingungen' an, sondern bauen Ställe, die groß genug sind für die Bedürfnisse ganzer Kühe". Zudem würden sie sich Zeit nehmen, um die Rinder zu beobachten und "eine vertrauensvolle Beziehung" zu schaffen. So würden sie das Verletzungsrisiko minimieren.
In der Richtlinie steht kein Wort
Doch dass "zahlreiche" Betriebe in einer zeitlich nicht definierten "Umstellungsphase" genetisch hornlose Rinder halten dürften, wie Kölling einräumt - davon stehe in der Richtlinie kein Wort. "Die Umstellungsphase ergibt sich aus der Praxis", antwortet die Pressesprecherin auf die Frage der taz nach der Rechtsgrundlage. "Viele Betriebe, die zu uns kommen, haben leider bereits einen Teil genetisch hornloser Rinder oder enthornter Rinder. Die Rinderherde ist das Kapital eines Milchviehbetriebes - die kann man nicht einfach von einem Tag auf den anderen komplett austauschen."
Vorwürfe zurückgewiesen
Kölling wies Vorwürfe zurück, Demeter-Höfe würden mit der Horn-Pflicht lax umgehen. "Das ist nicht der Fall", sagte sie. Ab dem ersten Tag der Umstellung auf Demeter-Standard dürften die Höfe keine genetisch hornlosen Zucht-Stiere oder Sperma von ihnen mehr einsetzen. "In der Kontrolle muss der Betrieb beweisen, dass in der Herde ein kontinuierlicher Zuchtfortschritt in Richtung Horngenetik erfüllt ist."
Keine statistische Erfassung bei Demeter
Gegen eine konsequente Kontrolle spreche allerdings, dass Demeter laut Kölling noch nicht einmal statistisch erfasst, wie viele der rund 900 deutschen Demeter-Höfe mit Rindern im Rahmen der Umstellung oder des Bestandsschutzes überhaupt noch genetisch hornlose oder enthornte Tiere halten. pm, ots, mei