Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie vom europäischen Dachverband und NABU-Partnerorganisation Transport & Environment. Für den Report wurden die Emissionen von Kreuzfahrtschiffen in europäischen Hafenstädten im Jahr 2017 ermittelt und ausgewertet.
Mit Hamburg rangiere der erste deutsche Hafen im europäischen Vergleich an elfter Stelle, das kleine Warnemünde lande auf Platz 14 von insgesamt 50 ausgewerteten Hafenstädten. Auch die Dimensionen der Luftverschmutzung wurden in der Studie noch einmal deutlich: Demnach verursachten die 2017 Hamburg anlaufenden Kreuzfahrtschiffe mehr als anderthalb mal so viele Schwefeloxidemissionen wie die knapp 770.000 in der Hansestadt gemeldeten Pkw. Die Stickoxidemissionen der Ozeanriesen entsprachen rund zwölf Prozent der Pkw-bedingten Abgasbelastung.
Norwegen macht es vor
NABU Bundesgeschäftsführer Leif Miller: "Die Städte müssen schnellstmöglich dreckige Schiffe aus ihren Häfen verbannen. Die Abnahme von Landstrom aus erneuerbaren Quellen muss zur Pflicht werden. Es ist nicht hinnehmbar, dass hier eine Branche weiterhin unerhörte Verschmutzungsprivilegien genießt und der Steuerzahler die teuren Landstromanlagen finanziert, die am Ende nicht genutzt werden. So jedenfalls wird die Luft kein bisschen sauber." Norwegen mache es vor, hier wurde unlängst ein Einfahrverbot in Fjorde für Schiffe mit laufendem Verbrennungsmotor beschlossen, das ab 2026 greife. Wer das Weltnaturerbe vom Schiff aus bestaunen will, muss dann emissionsfrei unterwegs sein.
Verschmutzung kann konkreten Anbietern zugeordnet werden
Erstmals kann die Studie die Verschmutzung auch konkreten Anbietern zuordnen. Die Untersuchung zeige, dass der weltgrößte Kreuzfahrtkonzern Carnival Corporation im Jahr 2017 fast zehnmal mehr Schwefeloxide entlang Europas Küsten ausgestoßen hat wie alle 260 Millionen Pkw in Europa zusammen. Zum Carnival Konzern gehören Tochterfirmen wie AIDA Cruises, Costa Cruises oder die Cunard Line. Der zweitgrößte Kreuzfahrt-Konzern Royal Carribean Cruises, zu dem die deutsche TUI Cruises gehört, rangiere an zweiter Stelle mit viermal höheren Schwefeloxidemissionen. Schwefeloxide schaden der menschlichen Gesundheit und führen zur Versauerung von Böden und Gewässern.
Emissionskontrollgebiet muss für alle europäischen Meere gelten
Sönke Diesener, NABU-Schiffsverkehrsexperte dazu: "Um dem Problem der hohen Schadstoffemissionen Herr zu werden, muss das bereits in Nord- und Ostsee bestehende Emissionskontrollgebiet unverzüglich auf alle europäischen Meere ausgeweitet werden. Statt wie jetzt das giftige Schweröl zu verwenden, muss die Flotte auf höherwertige Kraftstoffe in Kombination mit Partikelfiltern und Stickoxidkatalysatoren umgestellt werden. Wenn die Branche eine Zukunft haben will, muss sie zudem mit Hochdruck an emissionsfreien Antrieben arbeiten." pm, ots, mei