Studie: Deutsche sehen Flüchtlinge sehr skeptisch

Das ist das Ergebnis einer internationalen Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos, die anlässlich des Weltflüchtlingstags (20. Juni) in 26 Ländern weltweit durchgeführt wurde.

 

Global gesehen vertreten sogar mehr als sechs von zehn Personen (61%) die Ansicht, dass man Schutzbedürftigen, die aus ihren Herkunftsländern geflohen sind, Asyl gewähren sollte. 

 

Aufnahmebereitschaft in Deutschland gering

 

Im internationalen Vergleich ist die Aufnahmebereitschaft der Deutschen also eher gering. Lediglich in 4 von 26 untersuchten Ländern - darunter Belgien (50%), Frankreich (43%), Ungarn (43%) und Japan (23%) - stimmten weniger Befragte der Aussage zu, dass Menschen das Recht haben sollten, vor Krieg oder Verfolgung Zuflucht zu suchen. In Argentinien (74%), Chile (73%) und Großbritannien (72%) vertreten hingegen besonders viele Bürger die Überzeugung, dass man Menschen in Not - auch in ihrem eigenen Land - aufnehmen sollte. 

 

Nur jeder Dritte traut Flüchtlingen Integration zu 

 

Ein möglicher Grund für die recht große Skepsis der Deutschen gegenüber Asylsuchenden ist das geringe Zutrauen in die Integrationsfähigkeit der neu zu uns kommenden Menschen. Nur knapp jeder Dritte (31%) glaubt, dass sich die meisten Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, erfolgreich in ihre neue Gesellschaft integrieren können - vor zwei Jahren lag dieser Wert noch deutlich höher (37%). Im Gegenzug vermutet mehr als jeder Zweite (55%), dass sich die meisten Geflüchteten nicht gut in die deutsche Gesellschaft integrieren werden. Besonders misstrauisch äußerten sich abermals die Befragten aus Ungarn (19%), Frankreich (17%) und Japan (14%) - nicht einmal jeder Fünfte traut Flüchtlingen hier eine erfolgreiche Integration zu. 

 

Mehr als jeder Zweite zweifelt an den Fluchtgründen 

 

Viele Bürger zweifeln aber nicht nur an der Integrationsfähigkeit der Geflüchteten, sondern stellen sogar ganz grundsätzlich die Fluchtgründe der Asylsuchenden in Frage. Beinahe sechs von zehn Personen (59%) stimmen der Aussage zu, dass die meisten Ausländer, die als Geflüchtete nach Deutschland einreisen wollen, in Wahrheit gar keine Flüchtlinge sind, sondern vor allem aus wirtschaftlichen Gründen zu uns kommen. Lediglich jeder vierte Bundesbürger (26%) widerspricht der These, dass die meisten Schutzsuchenden vor allem aus wirtschaftlichen Gründen oder um Sozialleistungen in Anspruch zu nehmen nach Deutschland kommen. In keinem anderen europäischen Land wird so stark an den Beweggründen von Geflüchteten gezweifelt wie hierzulande. 

 

Mehrheit glaubt, dass die Regierung Kosten verheimlicht 

 

Angezweifelt wird aber auch die Aufrichtigkeit der Regierungsverantwortlichen hinsichtlich der Kosten, die die Aufnahme von Geflüchteten hierzulande verursacht. Ganze sieben von zehn Deutschen (70%) vermuten, dass die Bundesregierung die wahren Kosten der Zuwanderung gegenüber dem Steuerzahler und der Gesellschaft bewusst verheimlicht. Besonders hoch ist das Misstrauen dabei unter Männern (73%), älteren Mitbürgern ab 50 Jahren (77%) sowie Personen mit niedrigem Bildungsniveau (78%). 

 

Männer favorisieren Grenzschließung, Frauen offene Grenzen 

 

Beim Thema Grenzschließung ist die Bevölkerung geteilter Meinung. Fast jeder Zweite (45%) vertritt der Ansicht, dass Deutschland momentan keine Flüchtlinge aufnehmen kann und die Grenzen für Zuwanderer entsprechend geschlossen werden sollten. Etwa genauso viele (41%) stimmen dieser Aussage nicht zu. Die Frage der Grenzschließung wird dabei von Männern und Frauen sehr unterschiedlich bewertet. Während unter den männlichen Befragten der Anteil derer überwiegt, die eine Schließung der Grenzen fordern (52% vs. 38%), ist das Verhältnis bei den weiblichen Befragten nahezu umgekehrt. Unter den Frauen ist nur etwa jede Dritte (38%) der Ansicht, dass Deutschland zurzeit keine Flüchtlinge mehr aufnehmen sollte, knapp jede Zweite (44%) präferiert hingegen offene Grenzen. pm, ots