Der ganz normale Wahnsinn beginnt um 15 Uhr. Es ist brütend heiß an diesem Tag im April auf der A 5 in Richtung Norden, kein Fahrzeug auf der Autobahn bewegt sich. Der Grund: Um 13 Uhr haben am Bad Homburger Kreuz zwei Laster einen schweren Unfall verursacht. Alle Fahrbahnen bis auf eine sind gesperrt.
Zwei Stunden später wird sich der Stau auf 20 Kilometer „ausgeweitet“ haben. Im Radio warnt der Reporter , dass die Autofahrer sich auf eine Wartezeit von zwei Stunden einstellen müssen und die Umleitungsstrecken in der Region ebenfalls überlastet seien. Aber es kann noch schlimmer kommen. So wie kürzlich auf der A 45, als ein Lkw in einer Baustelle bei Wetzlar in einen Transporter krachte. Bei diesem tragischen Unfall kamen drei Menschen ums Leben und drei weitere wurden schwer verletzt.
LKWs & Co. sind der Regel für die schweren Unfälle verantwortlich
Wolfgang Herda, Verkehrsexperte beim ADAC Hessen-Thüringen, kennt die Gefahren, die LKWs verursachen können. „Güterkraftfahrzeuge, also Kleintransporter, Lkw und Sattelschlepper sind in der Regel für schwere Unfälle verantwortlich“, so Herda. Obwohl sich viele Unfälle mit LKW-Beteiligung innerorts ereigneten, sei das „Hauptkonfliktfeld“ zwischen LKW und anderen Kraftfahrern die Autobahn, sagt Herda weiter. Gerade hier verursachten übermüdete oder abgelenkte Lkw-Fahrer schwere Auffahr- und Abkommensunfälle, die wiederum zu Megastaus führten.
Einhaltung der Lenk- und Ruhezeiten konsequent überwachen
„Deshalb muss die Einhaltung der Lenk- und Ruhezeiten konsequent überwacht und geahndet werden. Auch müssen die Voraussetzungen für die Fahrer verbessert werden, die gesetzlichen Ruhezeiten auf geeigneten Parkplätzen einhalten zu können“, fordert der ADAC-Experte. Denn immer wieder komme es zu Unfällen mit LKWs, die aus Parkplatznot fahrlässig in den Ein- und Ausfahrten abgestellt würden.
Bei den Unfällen bleibt es nicht bei Blechschäden
Doch bei diesen Unfällen bleibt es nicht nur bei Blechschäden. Hinzu kommen noch Zehntausende von verletzten Menschen, die bei diesen Crashs jährlich verzeichnet werden. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes, waren es im Jahr 2016 genau 32 352 Lkw an Unfällen mit verletzten Personen beteiligt. In Hessen lag diese Zahl im gleichen Zeitraum bei 2400. Das sind im Durchschnitt sieben Brummi-Crashs am Tag. Doch was führt zu solchen verheerenden LKW-Unfällen?
Abstandsfehler kommen häufig vor
Das häufigste Fehlverhalten, das den Fahrern von Brummis angelastet wird, waren „Abstandsfehler“. Das hat der ADAC herausgefunden. Weitere Missetaten der Fahrer passieren beim Abbiegen, beim Wenden und beim Rückwärtsfahren. Hinzu kommen noch Fehler der LKW-Lenker beim Ein- und Anfahren sowie mangelnde Kenntnis der Vorfahrtsregeln.
Die Ursache „nicht angepasste Geschwindigkeit“ bei LKW-Unfällen stehe erst an hinterer Stelle.
Fahrer werden auch aus dem Verkehr gezogen
„Alkoholeinfluss als Ursache für einen Unfall mit Personenschaden wurde bei den Fahrern von Güterkraftfahrzeugen relativ selten festgestellt“, so Herda.Das hat auch Christian Kress, Dienststellenleiter der Autobahnpolizei in Langenselbold, festgestellt. Alkoholisierte Lkw-Fahrer würden auch „schon einmal“ aus dem Verkehr gezogen. Aber das komme eher selten vor. Im Gegensatz hierzu kritisierten die Autobahnpolizisten bei den LKW-Fahrern nicht eingehaltene Ruhezeiten, schlecht gesicherte Ladungen, unerlaubtes Telefonieren mit dem Handy und Fahrzeuge, die nicht verkehrstauglich seien.
Das Risiko getötet zu werden, ist vier Mal so hoch
Es ist nachvollziehbar, dass die Unfallfolgen aufgrund der Größe und Masse der LKW für die Unfallgegner meist deutlich schwerer sind, als für die Fahrer selbst. ADAC-Mann Herda bemüht die Statistik. So seien von den 2016 bei „LKW-Unfällen“ verletzten Personen 9483 „Insassen“ von Güterkraftfahrzeugen gewesen fast 31.000 „andere Verkehrsteilnehmer“. Bei der Zahl der getöteten Menschen habe es sich in diesem Zeitraum in 133 Fällen um Fahrer oder Mitfahrer eines LKW gehandelt. Hingegen habe es sich in weiteren 612 Fällen um andere Verkehrsteilnehmer gehandelt, die bei LKW-Unfällen getötet wurden.
Das Risiko, bei einem „LKW-Unfall“ getötet zu werden, ist damit für die anderen Unfallbeteiligten mehr als viermal so hoch wie für die Insassen eines Güterkraftfahrzeuges, stellt der ADAC-Verkehrsexperte Herda fest. mei