So informieren sich Aktionäre

Diese und weitere aktuelle Fragen stehen im Fokus der Studie „Verhalten und Präferenzen deutscher Aktionäre 2018“, die heute veröffentlicht wurde. Die Studie, die von Professor Bernhard Pellens, Ruhr-Universität Bochum, in Kooperation mit Deutsche Post DHL Group, dem Deutschen Aktieninstitut und dem DIRK – Deutscher Investor Relations Verband verfasst wurde, gibt die Ergebnisse einer Umfrage unter 430.000 Postaktionären wieder.

 

Nach 2004, 2008 und 2013 sei die Befragung bereits zum vierten Mal durchgeführt worden. Sie erlaube einen auch im internationalen Vergleich "einmaligen Einblick" in das Verhalten und die Präferenzen privater und institutioneller Investoren. „Privatanleger besitzen Aktien der Deutschen Post im Wert von fünf Milliarden Euro, sie halten einen Anteil von gut 17 Prozent an unserem Streubesitz - Grundkapital und sind damit eine enorm wichtige, langfristig orientierte Investorengruppe. Da sollte man wissen, wie sie sich informieren und worauf sie Wert legen“, sagt Martin Ziegenbalg, Leiter Investor Relations bei der Deutschen Post DHL Group.

 

Hohe Vertrauenswürdigkeit von Geschäftsberichten

 

Als erfreulich bezeichnete Ziegenbalg die kontinuierlich gestiegene hohe Vertrauenswürdigkeit von Geschäftsberichten für die Anlageentscheidung von Privatanlegern. „Die Studie mit ihren verschiedenen Facetten leistet damit einen bedeutsamen Beitrag, um Anleger zukünftig besser zielgruppenspezifisch informieren zu können, zunehmend auch digital“, so Martin Ziegenbalg. „Bei institutionellen Investoren sind wir gut informiert, was deren Anforderungen an die IR-Abteilungen der Unternehmen sind, zu den Privatanlegern bietet die vorliegende Arbeit wie ihre Vorgängerstudien einen erheblichen Erkenntniszuwachs.“

 

Ausgewogenes Verhältnis zwischen Dividendenzahlungen und Kurssteigerungen

 

Nach Ansicht von Pellens wünschten sich Privatinvestoren im Rahmen ihrer langfristigen Anlagestrategie ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Dividendenzahlungen und Kurssteigerungen. Viele informierten sich aber nicht umfassend anhand der primären Unternehmensberichte über die wirtschaftliche Lage ihres Unternehmens und nutzten auch ihr Stimmrecht in der Hauptversammlung nicht. „Aufgrund der Transaktionskosten ist diese Verhaltensweise ökonomisch nachvollziehbar“, so Pellens. Da Privatanleger den Informationsvorsprung professioneller Anleger kaum einholen könnten, sollten sie bei ihren Investments weniger auf Rosinenpicken als auf eine breit gestreute Kapitalanlage setzen. Dabei sollten sie nicht nur, aber auch in Aktien investieren, ihr Aktienportfolio breit streuen und einen langfristigen Anlagehorizont wählen.

 

"Die Menschen müssen den ersten Schritt getan haben"

 

„Wie die Studie zeigt, fassen die Menschen erst dann Vertrauen in die Aktienanlage, wenn sie den ersten Schritt getan und Erfahrungen mit Aktien gesammelt haben“, sagt Christine Bortenlänger, Geschäftsführender Vorstand des Deutschen Aktieninstituts. Bortenlänger. „Privatanleger sind heute im Schnitt bei 13 Unternehmen investiert. Das ist eine Verdoppelung der Streuung im Vergleich zur ersten Untersuchung im Jahr 2004" so die DAI-Chefin weiter.

 

Vermögensaufbau ist das zentrale Motiv

 

Kay Bommer, Geschäftsführer des DIRK, ergänzt darüber hinaus: „Für mehr als 80 Prozent der befragten Privataktionäre ist der Vermögensaufbau das zentrale Motiv für die Aktienanlage. Privataktionäre denken also langfristig. Sie stabilisieren auf diese Weise die Aktionärsstruktur. Hieran sollten alle Unternehmen ein Interesse haben“.Die Kooperationspartner sind sich einig: Der Einstieg in die Aktie wird den Deutschen erleichtert, wenn sie mit Mitarbeiteraktien Erfahrung sammeln und ihre Altersvorsorge stärken. Deshalb ist der Gesetzgeber gefordert, die Rahmenbedingungen für Mitarbeiteraktienprogramme und für mehr Aktien in der Altersvorsorge endlich zu verbessern. pm, dai, mei