Das sagte Tönnies in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". In einem ersten Schritt will der Unternehmer unter anderem erreichen, dass Schweine grundsätzlich zehn Prozent mehr Platz im Stall haben, als es das Gesetz mindestens fordert. Dies entspräche der Einstiegsstufe der privatwirtschaftlichen Initiative Tierwohl.
Bei der finanziert der Handel Landwirten bessere Haltungsbedingungen. Er wolle das gesamte Schweinefleischsortiment in den Supermärkten auf dieses Level heben, so Tönnies. Mehrere große Handelskonzerne habe er bereits davon überzeugen können, sich zu beteiligen. Sein Ziel sei eine gemeinsame Absichtserklärung, in der sich die Branche möglichst geschlossen zu der Verbesserung der Schweinehaltung bekenne. "Wir müssen die Akzeptanz der tierischen Produktion in der Bevölkerung erhalten", begründete Tönnies.
"Wir fordern einen nationalen Tierwohlkonsens"
"Das ist mein Appell an die Branche, an die Politik und die Nichtregierungsorganisationen: Wir fordern einen nationalen Tierwohlkonsens." Es sei genug darüber gesprochen worden, wie Tiere besser gehalten werden könnten. Jetzt sei Zeit zu handeln. Er setze darauf, dass auch seine Konkurrenten die Notwendigkeit erkannt hätten.
Das Label kommt zum richtigen Zeitpunkt
Tönnies' Plan sieht vor, die private Initiative Tierwohl dann in einigen Jahren in das geplante staatliche Tierwohlkennzeichen der Bundesregierung zu überführen. Dies fordert mindestens 20 Prozent mehr Platz in der ersten Stufe. Der Unternehmer sprach von "sinnvoll aufeinanderfolgenden Schritten, die wir in den nächsten Jahren zusammenführen sollten. Das ist eine einmalige Chance." Das Label von Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) käme "goldrichtig". Die häufig kritisierte Freiwilligkeit der Kennzeichnung ist für Tönnies kein Problem: "Ich bin überzeugt: Das staatliche Tierwohlkennzeichen kann einen hohen Marktanteil gewinnen, obwohl es freiwillig sein wird."
Offenfrontställe als Haltungsform
Allerdings gehen Tönnies' Pläne langfristig darüber hinaus. Der Schlachthofbetreiber engagiert sich auch selbst bei der Entwicklung neuer Ställe und Haltungsformen. Tönnies sagte: "Ich will noch weiter, dabei geht es aber nicht nur um die Platz-Frage." Er favorisiere sogenannte Offenfrontställe als Haltungsform. "Da können Sie dann sonntags mit dem Rad übers Land fahren und in den Schweinestall gucken, und die Schweine gucken raus." Bei dieser Art von Stall gibt es keine Seitenwände, den Schweinen weht Frischluft um die Schnauze. Kurzfristig wolle er 500 derartige Ställe gemeinsam mit Landwirten realisieren, so Tönnies.
Hintergrund: Der Konzern Tönnies mit Sitz in Rheda-Wiedenbrück hat im vergangenen Jahr 20,8 Millionen Schweine geschlachtet. Hinzu kommen 440.000 Rinder. Der Umsatz lag laut Unternehmensangaben 2018 bei 6,65 Milliarden Euro. pm, ots