Die Altersvorsorge in Deutschland stärken

Finanziert würde dies durch die Aufnahme von Schulden. Investierte der Bund ab sofort 0,5 Prozent der Wirtschaftsleistung pro Jahr, bekämen zum Beispiel alle Bürger, die 2005 geboren sind, ab dem Jahr 2072 jährlich

1.270 Euro ausgezahlt.

 

„Wegen des seit Jahren niedrigen Zinsniveaus fällt es vielen Menschen schwer, privates Vermögen aufzubauen. Gleichzeitig werden bei Menschen mit unterbrochenen Erwerbsbiografien die Leistungen der Rentenversicherung nicht ausreichen, um eine gute Versorgung im Alter zu sichern“, sagt Fuest. „Da die Bürger selbst keine zusätzlichen Einzahlungen aus ihrem Einkommen leisten müssten, wäre der Deutsche Bürgerfonds vor allem für Menschen interessant, die wenig verdienen.“

 

Den Herausforderungen von Niedrigzinsen und demografischen Wandel begegnen

 

Das Autorenteam um Clemens Fuest und Martin Werding, Professor an der Universität Bochum, möchte mit seinem Vorschlag den Herausforderungen von Niedrigzinsen und demographischem Wandel begegnen. Die deutschen Staatsschulden haben die europäische Verschuldungsgrenze von 60 Prozent der Wirtschaftsleistung unterschritten. Der Bund könnte also im Rahmen der geltenden Regeln Schulden aufnehmen oder den Schuldenabbau verlangsamen und diese Mittel international breit gestreut anlegen. Aktien und Immobilien erzielen weiterhin ansehnliche Renditen.

 

Allgemeine Pflicht zur Altersvorsorge vorgeben

 

„In großem Umfang neue Staatsschulden aufzunehmen und die Mittel am Kapitalmarkt zu investieren, erscheint schwer vereinbar mit der Einsicht, dass die Bürger am besten selbst für ihre Altersvorsorge sorgen sollten“, sagt Fuest. „Aber aus ökonomischer Sicht ist es sinnvoll, eine allgemeine Pflicht zur Altersvorsorge vorzugeben, um zu verhindern, dass sich Einzelne auf sozialstaatliche Unterstützung im Alter verlassen.“

 

Früher vielen die Auszahlungen geringer aus

 

Die Differenz zwischen Schuldzinsen und Anlageertrag fließt in die Kapitalleistung – wie bei einer Lebensversicherung. Das Ifo- Institut geht bei seinen Berechnungen von einer kreditfinanzierten Investition in Höhe von 0,5 Prozent der Wirtschaftsleistung pro Jahr und einer durchschnittlichen Renditedifferenz von zwei Prozentpunkten aus. Bürger des Jahrgangs 2005 erreichen die Regelaltersgrenze im Jahr 2072. Sie bekämen jährlich eine Rente von knapp 1.270 Euro (preisbereinigt, in Preisen von 2020). In den früheren Jahrgängen fielen die Auszahlungen geringer aus. „Die Verwaltung des Deutschen Bürgerfonds sollte dem politischen Tagesgeschäft entzogen sein und beispielsweise durch die Bundesbank erfolgen“, sagt Fuest. pm, ifo