Geflüchtete ohne Asylstatus und Geflüchtete mit unterdurchschnittlicher Bildung profitieren besonders.
„Vielen Geflüchteten fehlt das konkrete Wissen, wie man sich in Deutschland auf eine Stelle bewirbt“, erklärt ifo-Migrationsforscherin Yvonne Giesing. Für das Forschungsprojekt haben sie und ihre Kollegen mit über 400 Geflüchteten in München und Umgebung gesprochen.
Sie wurden befragt, welche Schwierigkeiten sie bei ihrer Arbeitssuche zu bewältigen hatten. Die überwältigende Mehrheit (67,7 Prozent) nennt in der ifo-Studie die deutsche Sprache als wesentliche Herausforderung. 38 Prozent der Befragten sagen, sie wüssten nicht, wo sie nach Arbeit suchen sollen. 10,2 Prozent kommen mit den bürokratischen Hürden nicht zurecht. Bei 9,9 Prozent reichen die Fähigkeiten nicht aus, um einen Job zu bekommen. Auch die Muster der Kontaktaufnahme stehen einem Erfolg auf dem deutschen Arbeitsmarkt entgegen. Geflüchtete suchen oft über Freunde oder direkte Firmenkontakte Arbeit. Nur 39 Prozent lesen Stellenanzeigen im Internet. Dabei ist dies oft der effektivste Weg, sich über passende und verfügbare Stellen zu informieren.
10 Prozent höhere Chancen, einen Job zu bekommen
An diesen Defiziten knüpften die Forscher an: In der Studie erhielten Geflüchtete Lebensläufe in deutscher Sprache. Zusätzlich bekam ein Teil weitere Hilfe beim Versenden der Lebensläufe an Firmen. Sechs und zwölf Monate später zeigt sich, dass besonders nicht anerkannte Geflüchtete sowie Geflüchtete mit unterdurchschnittlichem Bildungsstand von dieser zusätzlichen Hilfe profitieren. Im Durchschnitt haben die Geflüchteten, die Hilfe beim Versenden der Lebensläufe erhalten haben, eine 10 Prozentpunkte höhere Wahrscheinlichkeit, nach einem Jahr beschäftigt zu sein. Für nicht anerkannte Geflüchtete liegt die Wahrscheinlichkeit sogar fast 20 Prozentpunkte höher und für Geflüchtete mit unterdurchschnittlichem Bildungsstand ca. 15 Prozentpunkte höher.
Arbeitsmarktsituation für Geflüchtete hat sich in Deutschland positiv entwickelt
Die Arbeitssituation für Geflüchtete in Deutschland hat sich im letzten Jahr sehr positiv entwickelt. Laut der Bundesagentur für Arbeit haben von Juli 2018 bis Juli 2019 130.000 Geflüchtete ihre
Arbeitslosigkeit beendet – 38 Prozent mehr als in den zwölf vorherigen Monaten. Die Arbeitsmarktintegration geht dennoch langsamer voran als gewünscht. Auf Basis der Erkenntnisse könnte man mit
Förderungsprogrammen recht schnell und kostengünstig weitere Fortschritte erzielen. Laut der ifo-Studie sind zusätzliche Hilfsangebote bei der Arbeitssuche, besonders für hilfebedürftige
Geflüchtete, sehr vielversprechend. Dabei ist es wichtig, dass die Hilfe möglichst unbürokratisch und in verschiedenen Sprachen angeboten wird. Der Abbau von weiteren Hindernissen, wie zum
Beispiel die Residenzpflicht, die Vorrangprüfung und Duldungen von kurzer Dauer, wären weitere Maßnahmen, die die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten fördern können. pm,
ifo