Und die Banden, die hier unterwegs seien, beließen es nicht nur beim „Durchlaufen der Züge“. Sie kennen auch andere Methoden, wie sie an das Eigentum fremder Menschen kommen können. „Da gibt es die Anrempel- und Ablenkungstricks. Damit wollen die meist organisierten Banden an die Geldbörsen der Reisenden gelangen. Das gleiche Ziel verfolgen diese Diebe, wenn sie beim Einsteigen einen künstlichen Stau erzeugen“, berichtet der Polizist .
Vor diesen Diebstählen durch Banden wird im Frankfurter Hauptbahnhof regelmäßig durch Lautsprecherdurchsagen gewarnt. Das irritiert offenbar nicht wenige Reisende, denn sie gehen dann davon aus, dass die Polizei zu wenig Präsenz im Bahnhof zeige. „Dem kann ich nur teilweise zustimmen. Der Frankfurter Bahnhof ist sehr groß und hier können wir keine Rundumüberwachung leisten“, sagt der Insider und macht darauf aufmerksam, dass in der Regel drei Streifen unterwegs seien. Effektiv sei es aber nur eine Streife, wenn die anderen Kollegen mit der Aufnahme von Straftaten beschäftigt seien oder sich in der Pause befänden.
Weiter komme hinzu, dass die Bundespolizei auch jetzt verstärkt in der B-Ebene des Hauptbahnhofs gegen die dortige Drogenkriminalität zum Einsatz komme und dabei die Kollegen von der Landespolizei unterstütze.
Die Kollegen am Bahnhof erhalten Unterstützung
Vor diesem Hintergrund seien die Kollegen aber froh, dass sie regelmäßig von mobilen Einsatzkräften von der Polizeidirektion in Koblenz unterstützt würden, die Präsenz im Bahnhof zeigten. Auch die Zivilfahnder würden hier „gute Arbeit“ leisten und Dieben das Leben schwer machen. Wie es generell um die Sicherheit an Hessens Bahnhöfen bestellt ist, weiß Christian Altenhofen, Sprecher der Bundespolizei in Koblenz. „Die häufigsten Delikte bilden die Eigentumsdelikte (1826 Fälle 2016), Sachbeschädigung, Beleidigung und Hausfriedensbruch (1534 Fälle 2016) sowie Aufenthaltsdelikte (1176 Fälle 2016)“, zählt er auf. Viele andere Straftaten, wie zum Beispiel Tötungsdelikte oder auch die Betäubungsmittelkriminalität fielen in die Zuständigkeit der Landespolizei. Das heiße aber nicht, dass sich die Bundespolizei um solche Straftaten nicht kümmere. „Erlangen wir Kenntnis von einem solchen Delikt, werden sie von uns im sogenannten „Ersten Angriff“ bearbeitet“, sagt Altenhofen.
Auf den Standort des Bahnhofs kommt es an
Bei der Kriminalitätsbelastung einzelner Bahnhöfe in Hessen komme es grundsätzlich auf den Standort des Bahnhofs, seiner Größe und dessen Bedeutung als Verkehrsknotenpunkt abhängig sind. In Hessen bilde dabei das Rhein Main Gebiet einen Schwerpunkt. Hier liege der Frankfurter Hauptbahnhof ganz vorne in Sachen Kriminalität. Rund 63 Prozent „der Aufgriffe“ von Straftätern innerhalb der Polizeidirektion Koblenz würden hier verzeichnet. Neben Frankfurt seien Kassel, Gießen, Wiesbaden und Fulda weitere Bahnhöfe, die große Straftaten aufzuweisen hätten. Insgesamt sei Bundespolizeidirektion Koblenz im Jahr 2016 in Hessen insgesamt 15.905 Straftaten nachgegangen. Dabei habe die Bundespolizei ein besonderes Augenmerk auf die Gewalt- und Rohheitsdelikte, da dort immer auch eine hohe kriminelle Energie offenbar werde.
Die Prävention hat einen hohen Stellenwert
Großen Wert, so Altenhofen weiter, lege die Bundespolizei auf Prävention. „Wir klären nicht nur über die Gefahren des Taschen- und Trickdiebstahls auf, sondern zeigen dem Bürger auch die Arbeitsweisen der Taschen- und Trickdiebe und gibt praktische Hinweise, wie man sich vor diesen Dieben und Betrüger schützen kann“, erläutert der Polizeisprecher. Doch in Hessens Bahnhöfen ist im Falle eines Falles nicht nur die Bundespolizei präsent. „Im Umfeld von Bahnhöfen stimmen sich bei polizeiliche Einsatz- und Ermittlungsmaßnahmen die Bundespolizei und die Landespolizei eng ab“, sagt Marcus Gerngroß, Sprecher des hessischen Innenministeriums. In Einsatzlagen, aber auch im täglichen Dienst, sei eine gegenseitige Unterstützung von Bundes- und Landespolizei obligatorisch. „Neben polizeilicher Präsenz sind in der Regel Videoüberwachungsanlagen installiert, die als weiterer Baustein zur Sicherheit der Bevölkerung in diesen Bereichen beitragen“, so Gerngroß. mei