Konjunkturschwäche: Zahl der Zeitarbeitnehmer ist um zehn Prozent eingebrochen

Für 2019 rechnet die Branche mit einem zusätzlichen Rückgang des Marktvolumens um drei Prozent. Erst ab 2020 könnte sich die Anzahl der Zeitarbeiter wieder stabilisieren, wobei sie aber nicht mehr an das Niveau von 2017 anknüpfen wird, als über eine Million Menschen in Deutschland als Zeitarbeitnehmer beschäftigt waren.

 

Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC, für die aktuellen Daten der Bundesagentur für Arbeit ausgewertet und 36 deutsche Zeitarbeitsfirmen ab 1 Mio. Euro Jahresumsatz befragt wurden. "Die negative gesamtwirtschaftliche Entwicklung und der Druck auf deutschen Schlüsselindustrien wie die Automobilbranche machen sich in der Zeitarbeitsbranche bereits bemerkbar", kommentiert PwC-Experte Ralph Niederdrenk die Ergebnisse. 

 

Konjunktur, Fachkräftemangel und Regulierung dämpfen Wachstum 

 

Tatsächlich nennt mehr als die Hälfte der befragten Firmen (53 Prozent) die konjunkturelle Abschwächung als Grund für ihren zurückhaltenden Blick in die Zukunft. Bei der Befragung aus dem Vorjahr lag dieser Anteil noch bei lediglich 8 Prozent. Gleichzeitig spielen aber weiterhin auch strukturelle Themen wie der Fachkräftemangel und die strengere Regulierung von Zeitarbeit in Deutschland eine Rolle: 58 Prozent sehen in der Beschränkung der Überlassungsdauer von Arbeitnehmern einen wachstumshemmenden Faktor, 56 Prozent führen die weiterhin schlechte Verfügbarkeit von Fachkräften an. 

 

Nur jeder Zweite will Geschäftsmodell anpassen 

 

Die beste Schutzmaßnahme, um sich gegen die wirtschaftliche Abkühlung und damit verbundene Umsatzeinbußen zu wappnen, sehen vier von fünf der befragten Zeitarbeitsfirmen (78 Prozent) in einer Spezialisierung auf nicht-zyklische Nischen mit hoher Nachfrage, etwa die Bereiche Pflege und IT. 56 Prozent halten flexible Kostenstrukturen für eine gute Prävention. Eine Anpassung des Geschäftsmodells, etwa die Reduktion der Standorte, plant hingegen nicht einmal die Hälfte der Befragten (47 Prozent). Wer eine Veränderung beim Geschäftsmodell in Betracht zieht, will sich auf bestimmte Nischen und Berufsgruppen spezialisieren (54 Prozent) oder setzt auf disruptive Geschäftsmodelle (43 Prozent). Auch Fusionen und Übernahmen sowie strategische Allianzen sind für viele (43 Prozent) eine Option. "Zeitarbeitsfirmen brauchen eine klare strategische Ausrichtung, um sich in einem schwierigen Marktumfeld zu positionieren. Dies kann durch den Fokus auf ein innovatives Geschäftsmodell wie eine Online-Plattform erfolgen, aber auch durch eine Branchenspezialisierung oder die Digitalisierung ihrer Wertschöpfungskette", so Niederdrenk. 

 

Sechs von zehn Unternehmen sehen die Digitalisierung als Chance 

 

Die Digitalisierung sehen 58 Prozent der Unternehmen in der aktuellen Situation als Chance. Das sind 10 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Gut drei Viertel der Befragten (77 Prozent) sehen in der digitalen Transformation vor allem eine gute Möglichkeit, um ihre internen Prozesse zu vereinfach und zu beschleunigen. Zwei Drittel erhoffen sich dadurch eine steigende Kundenzufriedenheit, da sie offene Stellen schneller und passender mit geeigneten Kandidaten besetzen können. Die Hälfte der Befragten spricht von der Möglichkeit, die Margen zu erhöhen und die Profitabilität zu verbessern. 

 

Lokale Standorte bleiben unverzichtbar 

 

Trotz fortschreitender Digitalisierung geht die große Mehrheit der Befragten (85 Prozent) davon aus, dass sie auch künftig nicht auf lokale Standorte verzichten kann. Online-Modelle werden nach Ansicht der Befragten nur eine komplementäre Rolle einnehmen, denn die Nähe zu den Zeitarbeitnehmern ist und bleibt ein wichtiges Kriterium, um sich vom Wettbewerb abzuheben. PwC-Experte Niederdrenk rät: "Zeitarbeitsfirmen sollten ihr traditionelles Geschäftsmodell mit einer hohen lokalen Präsenz kritisch prüfen und gezielt um digitale Möglichkeiten ergänzen. Das Ziel sollte weniger darin bestehen, den Umsatz zu maximieren als vielmehr für stabile Profitabilität zu sorgen und in die nachhaltige Beziehung zu Zeitarbeitnehmern und Kunden zu investieren." pm, ots

 

English version

 

The economy in Germany is cooling down and the temporary employment sector is also feeling the effects: the number of temporary workers fell by almost 10 percent in the second half of 2018. For 2019, the industry expects an additional decline in market volume of three percent. The number of temporary workers could not stabilise again until 2020, although it will no longer reach the level of 2017, when more than one million people were employed as temporary workers in Germany.

 

These are the findings of a study by the auditing and consulting firm PwC, for which current data from the Federal Employment Agency was evaluated and 36 German temporary employment agencies with annual sales of 1 million euros or more were surveyed. "The negative overall economic development and the pressure on key German industries such as the automotive industry are already making themselves felt in the temporary employment sector," comments PwC expert Ralph Niederdrenk on the results. 

 

Economic situation, shortage of skilled workers and regulation dampen growth 

 

In fact, more than half of the companies surveyed (53 percent) cite the economic slowdown as the reason for their cautious view of the future. In the survey from the previous year, this share was only 8 percent. At the same time, however, structural issues such as the shortage of skilled workers and the stricter regulation of temporary employment in Germany continue to play a role: 58 percent see the restriction of the length of temporary employment as a growth-inhibiting factor, while 56 percent continue to cite the poor availability of skilled workers. 

 

Only one in two wants to adapt business model 

 

Four out of five of the surveyed temporary employment agencies (78 percent) see the best protective measure to arm themselves against the economic slowdown and the associated drop in sales as specializing in non-cyclical niches with high demand, such as the nursing and IT sectors. 56 percent consider flexible cost structures to be good prevention. In contrast, not even half of those surveyed (47 percent) plan to adapt their business model, for example by reducing the number of locations. Those considering a change in the business model want to specialize in certain niches and occupational groups (54 percent) or rely on disruptive business models (43 percent). Mergers and acquisitions as well as strategic alliances are also an option for many (43 percent). "Temporary employment agencies need a clear strategic orientation in order to position themselves in a difficult market environment. This can be done by focusing on an innovative business model such as an online platform, but also by specializing in a particular industry or digitizing their value chain," says Niederdrenk. 

 

Six out of ten companies see digitization as an opportunity 

 

58 percent of companies see digitization as an opportunity in the current situation. This is 10 percentage points more than in the previous year. A good three-quarters of those surveyed (77 percent) see digital transformation above all as a good opportunity to simplify and accelerate their internal processes. Two-thirds hope that customer satisfaction will increase as a result, as they will be able to fill vacancies faster and more appropriately with suitable candidates. Half of the respondents talked about the possibility of increasing margins and improving profitability. 

 

Local locations remain indispensable 

 

Despite the progress of digitization, the vast majority of respondents (85 percent) assume that they will not be able to do without local locations in the future. According to the respondents, online models will only play a complementary role, because proximity to temporary employees is and remains an important criterion for differentiating oneself from the competition. PwC expert Niederdrenk advises: "Temporary employment agencies should critically review their traditional business model with a high local presence and specifically supplement it with digital opportunities. The aim should be not so much to maximize sales as to ensure stable profitability and invest in a sustainable relationship with temporary workers and customers. pm, ots