Konjunktur: Die deutsche Industrie ist in der Rezession

Gründe für die schwache Entwicklung sind die nachlassende weltweite Nachfrage nach Investitionsgütern, auf deren Export die deutsche Wirtschaft spezialisiert ist, politische Unsicherheit und strukturelle Veränderungen in der Automobilindustrie.

 

Die Finanzpolitik stütze hingegen die gesamtwirtschaftliche Expansion. Für das kommende Jahr senken die Konjunkturforscher ebenfalls ihre Prognose auf 1,1% nach noch 1,8% im Frühjahr.

„Die deutsche Industrie befindet sich in einer Rezession, die inzwischen auch auf die unternehmensnahen Dienstleister durchschlägt“, sagt Claus Michelsen, Leiter der Abteilung Konjunkturpolitik des gastgebenden Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). „Dass die Wirtschaft überhaupt noch expandiert, ist vor allem auf die anhaltende Kauflaune der privaten Haushalte zurückzuführen, die von den guten Lohnabschlüssen, Steuererleichterungen und Ausweitungen staatlicher Transfers gestützt wird.“

 

Weltweit bestehen politische Unwägbarkeiten

 

Weltweit bleiben die politischen Unwägbarkeiten bestehen und belasten über die Investitionsbereitschaft der Unternehmen den Außenhandel. „Vor allem die Risiken ausgehend von einer Eskalation des Handelskonflikts sind hoch. Aber auch ein ungeregelter Brexit hätte Kosten: Das Bruttoinlandsprodukt würde in Deutschland dadurch für sich genommen im kommenden Jahr um 0,4% niedriger ausfallen als bei einem geregelten Austritt“, ergänzt Michelsen.

 

Der Beschäftsigungsaufbau verliert an Fahrt

 

Der Beschäftigungsaufbau verliere als Folge der konjunkturellen Abkühlung an Fahrt; die Industrie hat jüngst sogar Stellen abgebaut. Hingegen stellten Dienstleister und die Bauwirtschaft weiter ein. In diesem Jahr rechneten die Institute daher mit einem Beschäftigungsaufbau von 380.000 Stellen. In den kommenden beiden Jahren würden voraussichtlich nur noch 120.000 beziehungsweise 160.000 neue reguläre Arbeitsverhältnisse geschaffen. Die Arbeitslosenquote steigt im Jahr 2020 auf 5,1% von 5,0% im Jahr 2019 und dürfte dann im Jahr 2021 wieder auf 4,9% sinken. Die Verbraucherpreise werden weiterhin nur moderat um 1,4% im Jahr 2019, 1,5% im Jahr 2020 und 1,6% im Jahr 2021 zulegen. Die Überschüsse des Staats sind in diesem Jahr mit voraussichtlich rund 50 Mrd. Euro noch beträchtlich. Allerdings schmelzen sie bis zum Jahr 2021 auf rund 4 Mrd. Euro.

 

Finanzpolitik unterstützt den privaten Konsum

 

Neben der konjunkturellen Abkühlung würden dazu vor allem verschiedene fiskalische Maßnahmen wie Mehrleistungen bei der Rentenversicherung, Erhöhung des Kindergelds, Entlastung bei der Einkommenssteuer und nicht zuletzt die teilweise Abschaffung des Solidaritätszuschlags beitragen. Sie beliefen sich in diesem Jahr auf rund 22 Mrd. Euro, im kommenden Jahr auf 18 Mrd. Euro und im Jahr 2021 auf voraussichtlich 23 Mrd. Euro. Damit setze die Finanzpolitik deutliche Impulse und stütze den privaten Konsum.

 

Risiken für die weltweite Konjunktur haben sich verschärft

 

Seit dem Frühjahr hätten sich die Risiken für die deutsche und die weltweite Konjunktur allerdings verschärft. Die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China, aber auch innerasiatische Konflikte schüren Unsicherheit und belasteten die internationale Konjunktur. Auch ein ungeregelter Brexit dürfte die europäische Wirtschaft und insbesondere auch die deutsche Wirtschaft belasten. Hierzulande stellten zudem Prozesse des strukturellen Wandels im Fahrzeugbau Risiken für den so wichtigen Automobilmarkt dar. Die Gemeinschaftsdiagnose wird erarbeitet vom DIW in Berlin, vom ifo Institut in München, vom IfW in Kiel, vom IWH in Halle und vom RWI in Essen. pm, ifo, mei

 

English version

 

The leading German economic research institutes have revised their economic forecast for Germany significantly downwards. Whereas in the spring they were still assuming an increase in gross domestic product of 0.8 percent in 2019, they now expect only 0.5 percent. The reasons for the weak development are the declining worldwide demand for capital goods, in the export of which the German economy specializes, political uncertainty and structural changes in the automotive industry.

 

Fiscal policy, on the other hand, supports macroeconomic expansion. Economic researchers are also lowering their forecast for the coming year to 1.1% after 1.8% in the spring.

 

"German industry is in a recession, which is now also having an impact on service providers in the corporate sector," says Claus Michelsen, Head of the Economic Policy Department at the host German Institute for Economic Research (DIW Berlin). "The fact that the economy is still expanding at all is mainly due to the continuing buying mood of private households, which is supported by the good wage settlements, tax relief and increases in state transfers.

 

Political uncertainties exist worldwide

 

The political imponderables remain worldwide and burden foreign trade through the willingness of companies to invest. "Above all, the risks of an escalation of the trade conflict are high. But even an unregulated Brexit would have costs: the gross domestic product in Germany would be 0.4% lower next year on its own than with a regulated withdrawal," adds Michelsen.

 

Business expansion loses momentum

 

Employment growth is losing momentum as a result of the economic slowdown; industry has even recently cut jobs. On the other hand, service providers and the construction industry continued to cut jobs. This year, the institutes therefore anticipated an increase in employment of 380,000 jobs. Over the next two years, only 120,000 and 160,000 new regular jobs are expected to be created. The unemployment rate will rise to 5.1% in 2020, from 5.0% in 2019 to 5.0% in 2021, when it should fall to 4.9% again. Consumer prices will continue to rise only moderately by 1.4% in 2019, 1.5% in 2020 and 1.6% in 2021. The surpluses of the state are still considerable this year, probably at around 50 billion euros. However, they will melt to around EUR 4 billion by 2021.

 

Fiscal policy supports private consumption

 

In addition to the economic slowdown, various fiscal measures such as additional pension benefits, an increase in child benefit, relief from income tax and, last but not least, the partial abolition of the solidarity surcharge would contribute to this. They amounted to around 22 billion euros this year, 18 billion euros next year and an estimated 23 billion euros in 2021. Fiscal policy is thus providing clear impetus and supporting private consumption.

 

Risks for the global economy have intensified

 

Since the spring, however, the risks for the German and global economy have intensified. The trade disputes between the USA and China, as well as intra-Asian conflicts, have fuelled uncertainty and burdened the international economy. An unregulated Brexit is also likely to weigh on the European economy and in particular the German economy. In Germany, processes of structural change in vehicle construction also posed risks for the important automotive market. The joint diagnosis is compiled by DIW in Berlin, ifo Institute in Munich, IfW in Kiel, IWH in Halle and RWI in Essen. pm, ifo, mei