Thüringen-Wahl I: Parteienforscher glaubt nicht an Aufstieg von Björn Höcke

Niedermayer sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", er glaube nicht, dass Höcke auf dem Bundesparteitag im November für einen Vorstandsposten kandidieren werde. Zwar dominiere Höckes völkisch-nationalistischer "Flügel" die erfolgreichen AfD-Landesverbände Brandenburg, Sachsen und Thüringen.

 

Doch hätten die ostdeutschen Landesverbände relativ wenige Mitglieder und damit auch wenige Parteitagsdelegierte. "Also werden sich Höcke und seine Leute jemanden suchen, der zwar dem 'Flügel' nahesteht, aber nicht als direkter 'Flügel'-Mann fungiert." Niedermayer widersprach zugleich der These, durch die aktuellen Wahlergebnisse für die AfD werde sukzessive die Demokratie untergraben. Er betonte, in Thüringen habe nur ein ganz kleiner Teil der deutschen Wählerschaft abgestimmt. Im Bund liege die Partei dagegen bei 13, 14 Prozent. "Da kann ich eine Gefahr für die Demokratie nicht erkennen." Zudem seien nicht alle Wähler der AfD Anti-Demokraten. "Die meisten wählen immer noch die AfD wegen ihrer flüchtlingspolitischen Positionen. Das bedeutet nicht, dass diese Leute ein in sich geschlossenes rechtsextremes Weltbild haben." 

 

Wähler haben nicht bewusst eine rechtsradikale Partei gewählt

 

Ähnlich äußerte sich der Mainzer Parteienforscher Jürgen Falter. Er sagte der "NOZ": "Ich glaube nicht, dass die Wähler der AfD in Thüringen mehrheitlich bewusst eine rechtsradikale Partei gewählt haben. Viele von ihnen nehmen die Partei ganz anders wahr." Wenn man ihre Anhänger frage, dann heiße es mehrheitlich, die AfD sei eine Partei der rechten Mitte, eine bürgerliche Partei. 

 

Die AfD hat relativ viele Überzeugungswähler

 

Falter betonte, die AfD habe mittlerweile relativ viele Überzeugungswähler. "Die meisten machen ihr Kreuz nicht deshalb bei der AfD, weil sie einen völkisch-nationalistischen Kurs einschlagen wollen oder aus reinem Protest, sondern weil sie gegen Einwanderung generell oder gegen das Ausmaß der Einwanderung sind, weil sie mehr Sicherheit haben wollen auf den Straßen, weil sie anti-islamistisch eingestellt sind oder sich nach alten Familienwerten zurücksehnen." 

 

Die Demokratie ist durch die Wahlergebnisse der AfD nicht in Gefahr

 

"Die Demokratie sehe ich durch die jüngsten Wahlergebnisse für die AfD nicht in Gefahr", so Falter weiter. Zum einen hätten ja immerhin über 75 Prozent der Wähler nicht für die AfD gestimmt. Zum anderen sei "die AfD von heute nicht die NSDAP von gestern, wenn man die Inhalte vergleicht". pm, ots

 

English version

 

Party researcher Oskar Niedermayer does not expect AfD leader Björn Höcke to rise any higher despite his success in the state elections in Thuringia. Niedermayer told the "Neue Osnabrücker Zeitung" that he did not believe that Höcke would run for an executive position at the federal party conference in November. Höcke's nationalistic "wing" dominates the successful AfD state associations of Brandenburg, Saxony and Thuringia.

 

However, the East German state associations had relatively few members and thus also few party congress delegates. "So Höcke and his people will look for someone who is close to the 'wing' but does not function as a direct 'wing' man." Niedermayer also contradicted the thesis that the current election results for the AfD would successively undermine democracy. He stressed that only a very small part of the German electorate voted in Thuringia. In the federal government, however, the party is 13.14 percent. "I can't see any danger for democracy." Moreover, not all voters of the AfD are anti-Democrats. "Most of them still vote for the AfD because of their refugee positions. That doesn't mean that these people have a self-contained right-wing extremist view of the world." 

 

Voters did not consciously choose a right-wing extremist party

 

The Mainz party researcher Jürgen Falter made similar comments. He told the "NOZ": "I don't believe that the majority of AfD voters in Thuringia deliberately elected a right-wing radical party. Many of them perceive the party quite differently." If you ask their supporters, the majority of them say that the AfD is a right centre party, a bourgeois party. 

 

The AfD has relatively many persuasive voters

 

Falter stressed that the AfD now has a relatively large number of voters. "Most voters do not cross their cross with the AfD because they want to take a nationalistic course or out of pure protest, but because they are against immigration in general or against the extent of immigration, because they want more security on the streets, because they are anti-Islamic or long for old family values. 

 

Democracy is not in danger by the election results of the AfD

 

"I do not see the recent election results endangering democracy for the AfD," Falter continued. On the one hand, over 75 percent of voters would not have voted for the AfD. On the other hand "the AfD of today is not the NSDAP of yesterday, if one compares the contents". pm, ots, mei