In Deutschland fallen 124.000 Arbeitsplätze in der Automobilindustrie weg

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Analyse des Weltautomarktes mit Grafiken und Tabellen
Ein Ausblick auf den Weltautomarkt im Jahr 2020 - inklusive zahlreicher Grafiken und Tabellen.
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Durch Umstellung der Branche auf die Elektromobilität gehen in der Branche Arbeitsplätze verloren, die auch durch Wachstumsprozesse in den nächsten Jahren nicht kompensiert werden können. Wichtige Wertschöpfung beim Verbrennungsmotor fällt Stück für Stück weg und wird durch hochautomatisierte Batterie-und Elektromotorfertigung ersetzt. Bis zum Jahre 2030 rechnen wir für Deutschland mit einem Entfall von 124.000 Arbeitsplätzen bei Autobauern und Zulieferer.

 

Dabei wird sich die Anpassung in „Wellen“ vollziehen. Eine erste Welle erfolgt um das Jahr 2022, denn dann gelten die strengeren CO2-Werte für Neuwagen von 95 Gramm/km. Um 2025 müssen dann die Vorbereitungen für die ab 2030 verschärften CO2-Werte in der EU von 60 Gramm CO2/km erfüllt werden. Für das Jahr 2022 bedeutet dies, dass nach unseren Hochrechnungen in EU Europa 2,3 Millionen Elektroautos - sprich Plug-In Hybride und vollelektrische Fahrzeuge - verkauft werden müssen, um Strafzahlungen zu entgehen.

 

In Europa und China müssen fünf Millionen Elektroautos verkauft werden

 

Zusätzlich gilt in China ab dem Jahre 2020 eine Elektroautoquote von 10%, die bis 2022 auf 12%

ansteigt. In Europa und China zusammen müssen daher bereits im Jahre 2022 fünf Millionen Elektroautos (Plug-In und BEV) verkauft werden, um die staatlichen CO2- Vorgaben zu erfüllen. Die Überlegungen illustrieren den Druck, der auf der Branche liegt.

 

Schwächeres konjunkturelles Umfeld

 

Weltweit wird für das Jahr 2020 eine BIP-Erhöhung um 2,9% erwartet. Das ist der gleiche Wert wie im Jahr 2019. In den vier größten Automärkten China, USA, Japan und Deutschland wird allerdings mit Rückgängen im BIP-Wachstum gerechnet. Das BIP Wachstum ist ein wichtiger Erklärungsfaktor für die Entwicklung der Autonachfrage. Zusätzlich zum BIP-Wachstum kommen in den ersten Monaten des neuen Jahres die negativen Effekte der US-Zollkriege, die insbesondere für den chinesischen Automarkt Bedeutung haben. Da die größeren Automärkte mit Rückgängen im Wirtschaftswachstum rechnen müssen und die Auswirkungen der US- Zollmaßnahmen auch bei einer Verhandlungslösung in den nächsten Wochen noch einige Monate nachwirken, muß insgesamt mit einem rückläufigen Pkw-Weltmarkt im Jahr 2020 gerechnet werden.

 

Weltautomarkt 2020 im Rückwärtsgang – zweite Jahreshälfte mit Erholung

 

Abb. 2 zeigt unsere Prognose für den Welt-Automarkt 2020 sowie die Folgejahre bis ins Jahr 2025. Danach wird nach der Hochrechnung der Welt-Automarkt im Jahr 2019 um 4,1 Millionen Fahrzeuge oder 5,0% auf 78,8 Millionen Pkw sinken. Dies ist der größte Rückgang im Welt-Automarkt seit mehr als zwanzig Jahren. Selbst während der Zeit der Weltfinanzkrise ist der Automarkt nicht so stark eingebrochen wie 2019.

 

2020 setzt sich der Rückgang der weltweiten Autoverkäufe fort

 

Eine der Hauptursachen sind die Zollkriege des US-Präsidenten Donald Trump, die den chinesischen Automarkt in eine große Rezession getrieben haben. Im Jahr 2020 setzt sich der Rückgang der weltweiten Autoverkäufe fort und erreicht aber mit 78,0 Millionen Verkäufen seine Talsohle. Nach heutiger Einschätzung kann im zweiten Halbjahr 2020 weltweit wieder mit der Erholung gerechnet werden kann.

 

Chinas Boom-Wachstum lässt sich auf keinen asiatischen Markt übertragen

 

China stabilisiert sich im Jahr 2020 und es gelingt an die alten Wachstumsmuster anzuknüpfen – allerdings auf niedrigerem Niveau. Nach wie vor ist die Pkw-Dichte in China mit rund 100 Pkw pro 1.000 Einwohnen, etwa im Vergleich zu Deutschland (567 Pkw/1000 Einwohner) oder USA (750 Pkw/1000 Einwohner), sehr gering. Der Markt ist nicht gesättigt. Zusätzlich entwickeln sich um China weitere asiatische Wachstumsmärkte wie etwa Vietnam. In Vietnam werden dieses Jahr mehr als 170.000 Pkw-Neuwagen verkauft. Das ist ein Zuwachs von mehr als 80 Prozent. Das Boom-Wachstum von China aus früheren Jahren lässt sich auch auf kleiner asiatische Märkte übertragen. Die Voraussetzung ist dabei immer Wirtschaftswachstum, sprich größere BIP-Wachstumsraten.

 

Deutschland in 2020 mit 4 Prozent Minus und 3,36 Mio. Neuzulassungen

 

Abb. 3 zeigt, dass sich die Nachfrage in den Top 15 Automobilmärkten überwiegend an der wirtschaftlichen Entwicklung (BIP) ausrichtet. Dabei kommen marktspezifische Charakteristika, wie etwa im deutschen Automarkt zum Ausdruck. Die große Welle der hohen Rabatte mit Dieselabwrackprämien hat in den letzten Jahren den deutschen Automarkt deutlich ge-pushed. Daher ist eine größere Beruhigung der Nachfrage in Deutschland zu erwarten. Nach unserer Prognose geht der Pkw-Markt in Deutschland im Jahre 2020 um vier Prozent auf 3,36 Millionen Pkw-Neuzulassungen zurück.

 

Russland mit größten Wachstumssprung unter Top 15

 

Den größten Wachstumssprung im Jahr 2020 macht unter den großen Märkten Russland mit einem Plus von sechs Prozent und 108.000 zusätzlichen Neuwagenverkäufen. Allerdings bleibt Russland deutlich unter seinem langfristig erwarteten Potential von bis zu fünf Millionen Neuwagenverkäufen pro Jahr. Auch deshalb macht es Sinn, über die Beziehungen zu Russland nachzudenken. Ein Abbau der Sanktionen würde den russischen Automarkt deutlich beflügeln und größte äußere Sicherheit bringen als manche in die Verteidigung investierte Milliarde an Steuergeld.

China wieder auf dem Weg zu Wachstum

 

40 Prozent des Umsatzes werden in China gemacht

 

Von besonderer Bedeutung für die deutsche Autoindustrie ist der Markt China. Gut 40 Prozent des Umsatzes der deutschen Autoindustrie wurde in den letzten Jahren in China erwirtschaftet. Die Zollkriege des US-Präsidenten Donald Trump haben auch ohne Zölle für europäische Fahrzeug-Importe nach USA der deutschen Autoindustrie erheblichen Schaden zugefügt.

 

Der chinesische Automarkt dreht in 2020

 

Nach unserer Prognose dreht der Automarkt in China ab der zweiten Hälfte des Jahres 2020 wieder in Wachstum um und schwingt auf einen – wenn auch mit geringeren Wachstumstempo - versehenen Kurs ein. Um das Jahr 2024 dürfte dann wieder die Pkw-Nachfrage des Jahres 2017 erreicht werden. Chinas zukünftiges Wachstum wird durch das Elektroauto mit geprägt. Zwar sind in den letzten Monaten die Verkäufe von Elektroautos in China gegenüber den Vorjahresmonaten gesunken. Dies ist aber eine temporäre Erscheinung, da die staatliche Förderung für den Kauf von Elektroautos deutlich zurückgenommen wurde. Ab 2020 müssen die Autobauer ohne Förderung ihre Elektroautos verkaufen und gleichzeitig die E-Auto-Quoten erfüllen. Der E- Automarkt in China hat damit nur eine „Übergangs“-Delle. .

 

Wachstumsregionen 2020: neue EU-Länder und Latein Amerika

 

Bleibt der Blick in die Markregionen wie in Abb. 5 dargestellt. In West-Europa werden die Pkw-Verkäufe im Jahr 2020 leicht zurückgehen. Ausschlagend sind die großen Märkte Deutschland, England, Frankreich, Spanien, in denen wir mit rückläufigen Neuwagenverkäufen rechnen. 

 

Fazit: Übergangsjahr 2020

 

Die Erholung von den Zollkriegen braucht Zeit. Daher wird 2020 ein Übergangsjahr. Die gute Nachricht lautet, dass im Jahr 2020 die Talsohle erreicht wird und dann die Lokomotive China den Weltmarkt unterstützt, so dass die Weltautoindustrie wieder auf Ihren Wachstumskurs einschwenken kann. Allerdings wird der neue Wachstumskurs gekennzeichnet von der Transformation zum Elektroauto, spricht die Aktionäre brauchen trotz Rückkehr der Autoverkäufe Geduld. Die Dividenden bleiben die nächsten Jahre „überschaubar“. Die Transformation zum Elektroauto wird zum beherrschenden Thema. Der Vertrieb braucht neue Impulse, um die notwenigen Verkäufe umzusetzen. Car-Abos, bei denen ausser Kraftstoffkosten, alle Kosten und Risiken des Fahrzeugs abgedeckt sind, werden dazu ein wichtiges Vertriebsinstrument. Ferdinand Dudenhöffer

 

English version

 

The automotive industry is under economic and transformation pressure worldwide. On the one hand, the transition to electric mobility must be shouldered. On the other hand, the poor automotive economy as a result of the US customs wars under President Donald Trump is causing concern. An analysis by our car expert Ferdinand Dudenhöffer. 

 

The conversion of the industry to electromobility will result in job losses in the industry that cannot be compensated by growth processes in the coming years. Important added value in the combustion engine is gradually being eliminated and replaced by highly automated battery and electric motor production. By the year 2030, we expect 124,000 jobs to be lost by carmakers and suppliers in Germany.

 

The adjustment will take place in "waves". The first wave will take place around 2022, when the stricter CO2 values of 95 grams/km will apply to new cars. By 2025, the preparations for the EU's more stringent CO2 values of 60 grams CO2/km from 2030 must be fulfilled. According to our projections, 2.3 million electric cars - i.e. plug-in hybrids and fully electric vehicles - will have to be sold in the EU in 2022 in order to avoid fines.

 

Five million electric cars to be sold in Europe and China

 

In addition, China will have an electric car quota of 10% from 2020, which will rise to 12% by 2022.

rises. In Europe and China together, five million electric cars (plug-in and BEV) will have to be sold by 2022 in order to meet the government's CO2 requirements. The considerations illustrate the pressure on the industry.

 

Weaker economic environment

 

Global GDP is expected to rise by 2.9% in 2020. This is the same figure as in 2019. However, GDP growth is expected to decline in the four largest automobile markets China, the USA, Japan and Germany. GDP growth is an important explanatory factor for the development of car demand. In addition to GDP growth, the first few months of the new year will also see the negative effects of the US customs wars, which are particularly significant for the Chinese car market. Since the larger car markets will have to reckon with declines in economic growth and the effects of the US customs measures will continue to have an impact for several months even if a negotiated solution is found in the coming weeks, a declining global passenger car market must be expected overall in 2020.

 

World automobile market in reverse gear in 2020 - second half of the year with recovery

 

Fig. 2 shows our forecast for the global automotive market in 2020 and the years thereafter up to 2025. According to this projection, the global automotive market will decline by 4.1 million vehicles or 5.0% to 78.8 million passenger cars in 2019. This is the largest decline in the world car market for more than twenty years. Even during the global financial crisis, the car market did not collapse as sharply as in 2019.

 

The decline in global car sales continues in 2020

 

One of the main causes are US President Donald Trump's tariff wars, which drove the Chinese car market into a major recession. In 2020, the decline in global car sales continues, but bottoms out with 78.0 million sales. According to current estimates, a global recovery can be expected in the second half of 2020.

 

China's boom growth cannot be transferred to any Asian market

 

China is stabilising in 2020 and is succeeding in continuing the old growth patterns - albeit at a lower level. Passenger car density in China remains very low, at around 100 cars per 1,000 inhabitants, compared with Germany (567 passenger cars per 1,000 inhabitants) or the USA (750 passenger cars per 1,000 inhabitants). The market is not saturated. In addition, other Asian growth markets such as Vietnam are developing around China. More than 170,000 new passenger cars will be sold in Vietnam this year. This is an increase of more than 80 percent. China's boom growth from earlier years can also be transferred to smaller Asian markets. The prerequisite is always economic growth, i.e. higher GDP growth rates.

 

Germany in 2020 with 4 percent minus and 3.36 million new registrations

 

Fig. 3 shows that demand in the top 15 automotive markets is predominantly geared to economic development (GDP). This reflects market-specific characteristics, such as those of the German car market. The large wave of high discounts with diesel wreckage premiums has clearly pushed the German car market in recent years. Therefore, demand in Germany is expected to calm down more. According to our forecast, the passenger car market in Germany will decline by four percent to 3.36 million new passenger car registrations in 2020.

 

Russia with largest growth leap under Top 15

 

Among the major markets, Russia is making the biggest growth leap in 2020 with a plus of six percent and 108,000 additional new car sales. However, Russia remains well below its expected long-term potential of up to five million new car sales per year. This is another reason why it makes sense to think about relations with Russia. A reduction in sanctions would significantly boost the Russian car market and bring greater external security than some billion taxpayers' money invested in defence.

China back on the road to growth

 

40 percent of sales are generated in China

 

The Chinese market is of particular importance for the German automotive industry. A good 40 percent of the turnover of the German automotive industry in recent years has been generated in China. The customs wars of US President Donald Trump have caused considerable damage to the German automotive industry, even without customs duties for European vehicle imports to the USA.

 

The Chinese car market will turn in 2020

 

According to our forecast, the car market in China will turn back into growth from the second half of 2020 onwards and will swing back to a course - albeit at a slower pace of growth. By 2024, demand for passenger cars should return to the level of 2017. China's future growth will be shaped by the electric car. Sales of electric cars in China have fallen in recent months compared with the same months of the previous year. However, this is a temporary phenomenon, as government support for the purchase of electric cars has been significantly reduced. From 2020, carmakers will have to sell their electric cars without subsidies and at the same time meet the e-car quotas. The electric car market in China thus has only a "transitional" dent. .

 

Growth regions 2020: new EU countries and Latin America

 

The view into the market regions remains as shown in Fig. 5. In Western Europe, passenger car sales will decline slightly in 2020. The large markets of Germany, England, France and Spain, in which we expect new car sales to decline, will be decisive. 

 

Conclusion: Transition year 2020

 

Recovery from the customs wars takes time. So 2020 will be a year of transition. The good news is that the bottom will be reached in 2020 and that China, the locomotive, will then support the world market, so that the world car industry can return to its growth course. However, the new growth course is characterized by the transformation to electric cars, speaks the shareholders need patience despite the return of car sales. Dividends remain "manageable" over the next few years. The transformation to the electric car is becoming the dominant issue. The sales force needs new impulses to implement the necessary sales. Car subscriptions that cover all vehicle costs and risks in addition to fuel costs will become an important sales tool. Ferdinand Dudenhöffer