Gender und Sprache
Fünf Anträge und Anfragen der AfD thematisieren Gender und Sprache in verschiedenen Kontexten. In einer Anfrage geht es um „Toiletten für das ‚dritte Geschlecht‘ – und Unisextoiletten an hessischen Bildungseinrichtungen“.
Es wird nach dem Bedarf, der Planung und den Mehrkosten für solche Bauvorhaben gefragt. Außerdem werden Fragen gestellt wie:„Welche Maßnahmen sieht die Landesregierung vor, sollte es zu Konflikten kommen, wenn sich Personen unterschiedlicher Geschlechteridentitäten auf einer Toilette für das ‚dritte Geschlecht‘ oder ‚Unisex-Toiletten‘ begegnen, weil sie nicht verstehen, wie man solche Toiletten benutzt? Welche Maßnahmen sieht die Landesregierung vor, sollte es zu Verletzung religiöser Gefühle oder weltanschaulicher Überzeugungen kommen, wenn sich Personen unterschiedlicher Geschlechteridentitäten auf einer Toilette für das ‚dritte Geschlecht‘ oder ‚Unisextoiletten begegnen und somit der Schulfrieden gestört werden könnte?“
- Eine Anfrage beschäftigt sich mit der „Gender-Forschung an Universitäten und Hochschulen in Hessen“. Im Grundgesetz sei die Rede von den beiden biologischen Geschlechtern Mann und Frau; in der Wissenschaft sei allerdings die Rede von biologischen und sozialen Geschlechtern. Die AfD-Fraktion stellt fest, dass der „Begriff ‚Gender“ [in der] Wissenschaft offenbar erheblich von denjenigen der Landesregierung, der Europäischen Union und der des Grundgesetzes abweicht“.
- Sie fragt nach der Definition der Landesregierung bezüglich „Gender-Mainstreaming“ und nach der Anzahl der Lehrstühle und wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen, die sich – durch Steuermittel finanziert – mit dem Thema „Gender“ auseinandersetzen. In einer weiteren Anfrage geht es um die Kosten für die „sog. Gender-Forschung“.
- Die Fraktion vertritt den Standpunkt: „Vielfach handelt es sich dabei jedoch nicht um eine echte Wissenschaft mit ergebnisoffener Forschung.“ Hier wird nach der Anzahl der Lehrstühle und deren personellen und finanziellen Ausstattung sowie der „wissenschaftlichen Arbeitsergebnisse“ gefragt.
- In dem Antrag „Aufruf gegen ‚Gender-Unfug‘“ wird der Landtag aufgefordert „sämtliche in der Vergangenheit vom Hessischen Landtag beschlossenen Regelungen, die eine ‚geschlechtergerechte Sprache‘ zum Gegenstand haben, außer Kraft“ zu setzen. Grund dafür seien „immer absurdere Sprachregelungen“ und eine „Rückkehr zur normalen Sprache Goethes und Schillers“ sei überfällig. Es gäbe „keinen Zusammenhang zwischen dem natürlichen und dem grammatikalischen Geschlecht“. Zudem sei die Umsetzung sowohl in den politischen Gremien – es gäbe auch keine „Ministerinnen- und Ministerpräsidenten – als auch in der Öffentlichkeit – zum Beispiel in Werbespots – inkonsequent.
- In einem weiteren Antrag wird explizit gefordert die „Gendersprache in hessischen Ministerien, Landesbehörden und der Landesverwaltung abzuschaffen“.
These
In den Anfragen und Anträgen zeigt sich eine programmatisch-ideologische Ausrichtung der Fraktion, die alle gendergerechten Bestrebungen (Gleichstellung und Gleichberechtigung, Sprache) abgelehnt; mit dem Kampfbegriff „Genderideologie“ sind sie durchzogen von antifeministischen Narrativen. Gender und Feminismus sind für die AfD ein zentrales inneres Feindbild, die vielfach mit Migration verknüpft werden. Dem Wissenschaftszweig Frauen- und Geschlechterforschung (Gender-Studies) wird die Wissenschaftlichkeit abgesprochen, sie wird als pseudowissenschaftliche Disziplin dargestellt, die den „naturgegebenen“ Erkenntnissen der Geschlechterrollen (von Mann und Frau) widerspreche; suggeriert wird abgesicherte Wissenschaftlichkeit. Gendergerechte Bemühungen werden als Verschwendung von Steuergeldern diffamiert und ihre Förderung soll ebenso wie die Genderforschung abgeschafft werden. Deutlich wird eine programmatische Ausrichtung der Fraktion, die einem traditionellen und reaktionären Frauen- und Familienbild verpflichtet ist sowie eine Vielfalt von Lebensformen (und pluralen Liebesformen) ablehnt. mei
English version
The Marburg political scientists Benno Hafeneger and Hannah Jestädt have analyzed the behavior of the AfD in the Hessian state parliament. Here are the results of the gender and language complex. Gender and language Five AfD applications and requests address gender and language in different contexts. One request deals with "Toilets for the 'third sex' and unisex toilets at Hessian educational institutions".
It is asked about the need, the planning and the additional costs for such building projects. Questions are also asked such as: "What measures does the state government intend to take if conflicts arise when people of different gender identities meet in a toilet for the 'third sex' or 'unisex toilets' because they do not understand how to use such toilets? What measures does the state government intend to take if religious feelings or ideological convictions are violated when people of different gender identities meet in a toilet for the 'third sex' or 'unisex toilets' and thus the peace at school could be disturbed?".
One inquiry deals with "Gender research at universities and colleges in Hessen". The Basic Law speaks of the two biological sexes man and woman; in science, however, there is talk of biological and social sexes. The AfD faction states that the "term 'gender' [in] science obviously differs considerably from those of the state government, the European Union and the Basic Law".
She asks about the state government's definition of "gender mainstreaming" and about the number of chairs and research assistants* who - financed by tax revenues - deal with the topic of "gender". A further inquiry deals with the costs of "gender research".
The parliamentary group takes the view that "in many cases, however, this is not a genuine science with open-ended research". Here the number of chairs and their personnel and financial resources as well as the "scientific work results" are asked.
In the motion "Appeal against 'Gender Nonsense'", the state parliament is called upon "to repeal all regulations decided in the past by the state parliament of Hesse which deal with a 'gender-just language'". The reasons for this are "increasingly absurd language regulations" and a "return to the normal language of Goethe and Schiller" is overdue. There was "no connection between the natural and the grammatical gender". Moreover, the implementation was inconsistent both in the political bodies - there were no "prime ministers" - and in the public - for example in commercials. A further motion explicitly calls for the "abolition of gender language in Hessian ministries, state authorities and the state administration".
Thesis
In the inquiries and motions a programmatic-ideological orientation of the faction shows up, which rejects all gender-fair efforts (equality and equal rights, language); with the fight term "gender ideology" they are pervaded by anti-feminist narratives. Gender and feminism are for the AfD a central inner enemy image, which are often linked with migration. The branch of science Women's and Gender Studies (Gender Studies) is denied the scientific nature, it is presented as a pseudo-scientific discipline that contradicts the "natural" insights of gender roles (of man and woman). Gender-fair efforts are defamed as a waste of taxpayers' money and their promotion is to be abolished, as is gender research. The faction's programmatic orientation, which is committed to a traditional and reactionary image of women and families and rejects a variety of ways of life (and plural forms of love), becomes clear. mei