Brexit II: Schneller Austritt aus der EU ist nach der Briten-Wahl notwendig

„Das Kalkül von Boris Johnson, Brexit-Befürworter auf seine Seite zu bringen und die Sorge vieler Briten vor einem radikalen Linkskurs von Labour zu nutzen, ist aufgegangen. Es ist zu erwarten, dass es jetzt schnell zu einer Einigung über den Brexit kommt“, so Fuest.

 

Ökonomisch folge daraus, dass ein harter Brexit mit unkalkulierbaren Kosten zunächst abgewendet sei. „Für Entwarnung ist es trotzdem zu früh. Es wird schwer, innerhalb der Übergangsfrist bis Ende 2020 ein Freihandelsabkommen zu vereinbaren“, so Fuest weiter. Laut einer Studie des Forschungsnetzwerks EconPol Europe kostet die Unsicherheit um den Brexit das Vereinigte Königreich jedes Jahr fast 20 Milliarden Euro. Fuest verweist auch auf die Situation in den Regionen Großbritanniens: „In Schottland bahnt sich ein zweites Referendum über die Unabhängigkeit an, das ebenfalls für Unsicherheit sorgen wird.“

 

Deutscher Arbeitsmarkt von Brexit nicht betroffen

 

Unterdessen hielten sich die negativen Folgen des nach der britischen Unterhaus-Wahl näher gerückten Brexits  für den deutschen Arbeitsmarkt nach Einschätzung von Bundesagentur-Chef Detlef Scheele in Grenzen. "Das Außenhandels-volumen mit dem Vereinigten Königreich ist nicht so entscheidend, dass der Brexit zu gravierenden Folgen auf dem deutschen Arbeitsmarkt führen dürfte", sagte Scheele der Düsseldorfer "Rheinischen Post". Kurzfristig könne es zu leicht höheren Arbeitslosenzahlen kommen - durch das zeitliche Zusammenfallen von schwächerer Konjunktur und Brexit. Aber nachhaltige Folgen schließe dasForschungsinstitut IAB und die Bundesagentur weitgehend aus.

 

 Als Handelspartner eng binden

 

Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer hat die Bundesregierung und die EU aufgefordert, Großbritannien als Handelspartner nach dem nun für Anfang 2020 geplanten Brexit weiter eng an sich zu binden. "Es kommt jetzt darauf an, dass der Austritt der Briten die EU und Deutschland nicht zusätzlich schwächt", sagte Kramer der  "Rheinischen Post". "Deshalb müssen wir alles daran setzen, das Vereinigte Königreich als wichtigen Handelspartner auch künftig eng an uns zu binden", sagte der Präsident der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA). Dazu gehörten etwa die Gewährleistung des ungehinderten Warenaustausches und der Arbeitskräftemobilität. Das Vereinigte Königreich habe stets für marktwirtschaftliche Lösungen in der EU gestanden. Diese Unterstützung würden die Deutschen auf europäischem Parkett noch schmerzlich vermissen, so Kramer.

 

Schneller Vollzug des Brexit gefordert

 

Der frühere Präsident des Europaparlaments, Martin Schulz (SPD), hat den britischen Premierminister Boris Johnson nach der Wahl in Großbritannien zu einem schnellen Vollzug des Brexit aufgefordert. "Boris Johnson hat die Mehrheit bekommen, die er erreichen wollte", sagte Schulz der "Rheinischen Post". Er sei jetzt in der Pflicht, dass das gute Austrittsabkommen mit der EU ratifiziert werde und das Vereinigte Königreich die EU zum 31. Januar verlasse. Die EU sei dem Vereinigten Königreich weit entgegengekommen. Die europäischen Institutionen und Deutschland sollten nun darauf drängen, dass das Austrittsabkommen im Unterhaus und im Europäischen Parlament endlich offiziell ratifiziert werde. mei

 

English version

 

Clemens Fuest, President of the Ifo Institute, warns of further uncertainty - even after the clear victory of the Conservatives in the early elections in the United Kingdom. "Boris Johnson's calculation of bringing Brexit supporters on his side and using the concerns of many Britons over a radical left-wing Labour course has worked. It is to be expected that an agreement on the Brexit can now be reached quickly," said Fuest.

 

Economically it follows that a hard Brexit with incalculable costs has been averted for the time being. "Nevertheless, it is too early to give the all-clear. It will be difficult to conclude a free trade agreement within the transitional period until the end of 2020", Fuest continued. According to a study by the research network EconPol Europe, the uncertainty surrounding Brexit costs the United Kingdom almost 20 billion euros each year. Fuest also points to the situation in the UK's regions: "Scotland is about to hold a second referendum on independence, which will also create uncertainty.

 

German labour market not affected by Brexit

 

Meanwhile, the negative consequences of the Brexit for the German labor market, which came closer after the British House of Commons elections, were limited, according to Federal Agency head Detlef Scheele. "The volume of foreign trade with the United Kingdom is not so decisive that the Brexit should lead to serious consequences on the German labour market," Scheele told the Düsseldorf newspaper Rheinische Post. In the short term, there could be slightly higher unemployment figures - due to the coincidence of a weaker economy and Brexit. But the research institute IAB and the Federal Agency largely ruled out lasting consequences.

 

 Close ties as a trading partner

 

Employers' President Ingo Kramer has called on the Federal Government and the EU to continue to bind Great Britain closely to itself as a trading partner after the Brexit agreement now planned for early 2020. "It is now important that the withdrawal of the British does not further weaken the EU and Germany," Kramer told the Rheinische Post. "That's why we must do everything we can to keep the United Kingdom as an important trading partner close to us in the future," said the President of the Federation of German Employers' Associations (BDA). This included ensuring the unhindered exchange of goods and labour mobility. The United Kingdom has always stood for market-based solutions in the EU. This support would still be sorely missed by the Germans on the European stage, Kramer said.

 

Demand for rapid implementation of Brexit

 

The former President of the European Parliament, Martin Schulz (SPD), has called on British Prime Minister Boris Johnson to implement Brexit quickly after the UK elections. "Boris Johnson got the majority he wanted," Schulz told the Rheinische Post. He now has a duty to ratify the good exit agreement with the EU and for the UK to leave the EU on 31 January. The EU had come a long way towards accommodating the UK. The European institutions and Germany should now insist that the withdrawal agreement finally be officially ratified in the House of Commons and the European Parliament. mei