Herr Meyer, die Weihnachtszeit war auch die Hochsaison für Pakete. Wie ist das Geschäft 2019 für den Paketdienst der Post "gelaufen"?
TOBIAS MEYER: Sehr gut. Dabei haben wir - wie in den vergangenen Jahren auch – davon profitiert, dass viele Menschen ihre Weihnachts-geschenke online gekauft haben. An Spitzentagen vor Heiligabend hatten wir fast 11 Millionen Pakete in unserem Netz. Dank einer frühzeitigen Planung haben wir diese Herkules-Aufgabe – bei uns heißt das „Starkverkehr“ – erfolgreich gemeistert. Obwohl wir Anfang Dezember einige Herausforderungen mit der extrem hohen Sendungsmenge hatten, haben wir in den 2 Wochen vor Weihnachten eine gute Qualität geliefert. Von den Paketen die bis zu den kommunizierten Schlusszeiten am Freitag, den 20. Dezember, bzw. am Samstag in ausgewählten Filialen eingeliefert wurden haben wir 96% bis Heiligabend zugestellt – dies sind 5 Prozentpunkte mehr als in den beiden Vorjahren. Auch wenn wir immer noch besser werden müssen, haben sich unsere Investitionen in die Qualität bereits im Weihnachtsgeschäft positiv bemerkbar gemacht.
Welche Rolle spielt mittlerweile das "Paket" bei den Postdienstleistungen? Welche Rolle wird es in Zukunft einnehmen?
MEYER: Das Paketgeschäft ist in unserem Unternehmensbereich Post & Paket Deutschland das Wachstumsfeld. Wir erwarten insgesamt für die Paketbranche ein Wachstum von 5-7 Prozent jährlich. Darauf richten wir auch unsere Paketinfrastruktur aus. So haben wir erst im November ein neues Paketzentrum in Bochum in Betrieb genommen - zusammen mit Obertshausen das größte seiner Art. Dort können bis zu 50.000 Sendungen pro Stunde sortiert werden. Außerdem erhöhen wir die Zahl der bei unseren Kunden sehr beliebten Packstationen von derzeit 4.500 auf 7.000. Und wir arbeiten mit Hochdruck an einer noch besseren Sendungsverfolgung und Kundeninformation über die Paketzustellung.
Was wird aus dem traditionellen Brief werden? Haben ihn die Messengerdienste endgültig obsolet gemacht?
MEYER: Nein, der Brief hat weiter seine Daseinsberechtigung, aber richtig ist, dass die digitalen Medien für einen kontinuierlichen Rückgang der Briefmengen von einigen Prozent jährlich sorgen. Gleichwohl setzen viele Unternehmen weiterhin auf den Brief als Kommunikationsmedium, denn in Deutschland gilt immer noch: Wichtige Nachrichten kommen rechtssicher per Brief, nicht per E-Mail oder Messenger-Nachricht. Wir investieren weiter in unser Briefnetz und in die Modernisierung unserer Briefprodukte. So werden wir das Angebot der physischen Briefsendung durch digitale Informationen aufwerten.
Blick auf 2020. Was sind die wichtigsten Aufgaben Ihres Geschäftsbereiches?
MEYER: Für uns bei Post & Paket Deutschland stehen zwei Themen im Vordergrund: zum einen die weitere Verbesserung in Qualität und Nachhaltigkeit. Wir investieren in Infrastruktur wie Paketzentren aber auch in Betriebsmittel wie e-Fahrzeuge und e-Trikes. Wir investieren aber auch in die Digitalisierung unserer Prozesse und in die Fortbildung unserer Mitarbeiter. Die Anstrengungen zur Verbesserung der Qualität zeigen bereits Wirkung: die direkt bei uns eingehenden Kundenbeschwerden sinken seit einigen Monaten teils deutlich.
Welche Rolle spielt Deutschland künftig im Rahmen Ihrer Unternehmensstrategie noch? Wie wird sich Ihr Geschäftsbereich auf dem deutschen Markt künftig aufstellen?
MEYER: Deutschland ist unser Heimatmarkt. Mehr als 220.000 Beschäftigte arbeiten hier für unseren Konzern. Als Deutsche Post wie auch mit unserer Marke DHL wollen wir unsere starke Präsenz hier erhalten und wo es möglich ist, auch ausbauen. Im Brief- und Paketmarkt sind wir Markt- und Qualitätsführer. Das ist kein Selbstläufer und sinkende Brief- wie auch wachsende Paketmengen erfordern fortlaufende Anpassungen an die Kundenerwartungen, aber auch an politische und rechtliche Rahmenbedingungen für Postdienstleistungen. Deshalb arbeiten wir intensiv an hoher Qualität, guter Erreichbarkeit und verbesserten Produkten und Dienstleistungen.
Wie sieht es in o.a. Hinsicht (Paket/Brief) auf den internationalen Märkten aus?
MEYER: Wir arbeiten ja seit vielen Jahren im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland im Weltpostverein mit. Dort führen wir viele Gespräche mit Postunternehmen aus aller Welt und wissen daher, dass diese vergleichbare Entwicklungen im Brief- und Paketverkehr verzeichnen. Dabei ist zu beobachten, dass der Rückgang der Briefmengen in vielen Ländern noch wesentlich dramatischer ausfällt als bei uns. Was hingegen steigt, und dies ist ein besonderes Phänomen des wachsenden Online-Handels, sind Warensendungen insbesondere aus China nach Deutschland. Hier haben wir im vergangenen Jahr unser Internationales Postzentrum am Frankfurter Flughafen entsprechend umgerüstet und 11 Millionen Euro in neue Sortiertechnik investiert.
Amazon hat sich von einem lokalem Unternehmen zu einem Global Player entwickelt, der den Markt zu beherrschen scheint. Welche Rolle kommt vor diesem Hintergrund einem Unternehmen wie der Post zu?
MEYER: Amazon ist für uns unverändert ein großer Kunde und wir sind zuversichtlich, dass das auch so bleibt. Wir konnten in den vergangenen Jahren zeigen, dass wir auch in der Hochsaison wie vor Weihnachten große Mengen flexibel bewältigen können, damit Amazon sein Kundenversprechen einhalten kann. Amazon baut in einigen Regionen auch eine eigene Paketzustellung auf. Dadurch werden bei uns weniger tarifgebundene Vollzeitarbeitsplätze aufgebaut und stattdessen Sendungen über die Sub-Unternehmer von Amazon Logistik zugestellt. Das ist aber das gute Recht jedes Unternehmens – und insoweit nicht zu kritisieren.
Welche Strategien muss die Post gegenüber einem solchen Konzern entwickeln, um im Wettbewerb mit anderen Dienstleistern der Branche eine wichtige Rolle zu spielen?
Ganz klar: die eigene Qualität weiter verbessern und den wachsenden Anforderungen derKunden in Summe entsprechen. Die Umsetzung ist aber natürlich weitaus komplexer. Als Paketlogistiker nutzen wir unsere jahrzehntelangen Erfahrungen in diesem Geschäft. Wir haben in den vergangenen Jahren einige hundert Millionen Euro in den Ausbau unserer Paketinfrastruktur investiert, neue Zusteller eingestellt und unsere Schnittstellen zum Kunden stetig verbessert. Gleichzeitig könnte der derzeit enge Arbeitsmarkt helfen, dass der Kostennachteil, den wir als mitbestimmtes Unternehmen mit tarifgebundenen Vollzeitkräften in der Zustellung haben, zumindest nicht größer wird.
Was für Kriterien legt die Post an die Auswahl der Mitarbeiter?
MEYER: Die Anforderungsprofile unterscheiden sich natürlich je nach ausgeschriebener Stelle. Wer sich für die Tätigkeit als Zusteller interessiert, sollte verlässlich sein, ausreichende Deutschkenntnisse und einen Führerschein haben. Einen LKW-Führerschein benötigt man natürlich, wenn man in unserem Konzern LKW-Fahrer werden möchte. Dies ist oftmals für LKW-Fahrer interessant, die vor und nach der Arbeit zu Hause sein wollen, da wir viele regionale Verkehre fahren. Und bei Verladetätigkeiten im Paketzentrum ist körperliche Belastbarkeit unabdingbar. Grundsätzlich ist aber jeder unabhängig von Alter, Erfahrung, Geschlecht, Bildung oder Herkunft eingeladen, sich über unsere Jobangebote zu informieren, denn unsere Rekrutierungskampagne heißt nicht ohne Grund: Werde eine(r) von uns! mei
Vita
Dr. Tobias Meyer Vorstand Deutsche Post DHL Group,
Ressort Post & Paket Deutschland
- Geboren 1975
- Mitglied seit April 2019
- Bestellt bis März 2022
Ausbildung
- 2001: Diplom Wirtschaftsingenieurswesen, Technische Universität Darmstadt
- 2005: Promotion Maschinenbau, Technische Universität Darmstadt
Beruflicher Werdegang
- 2001 – 2013: McKinsey & Company Inc.: Berater /ab 2010 Partner (Frankfurt und Singapur)
- 2013 – 2015: Deutsche Post AG: Executive Vice President, Konzernentwicklung
- 2015 – 2018: Deutsche Post AG: Chief Operation Officer, DHL Global Forwarding
- 2018 – 2019: Deutsche Post AG: Leiter Betrieb & IT (COO), Post & Paket Deutschland
- 2019: Deutsche Post AG: Mitglied des Vorstands, Post & Paket Deutschland mei