„Alles spricht dafür, dass es sehr schwer sein wird, innerhalb von elf Monaten ein Abkommen zu erreichen. Die britische Regierung sollte daher den Plan aufgeben, die Übergangszeit Ende 2020 auch dann zu beenden, wenn für das Erreichen eines Freihandelsvertrags ein oder zwei Jahre mehr erforderlich sind“, erklärte Fuest.
„Das Vereinigte Königreich bestreitet rund die Hälfte seines Außenhandels mit der EU, umgekehrt sind es nur neun Prozent. Handelshemmnisse schaden aber beiden Seiten“, fügte Fuest hinzu.
Abkommen erhöht britisches BIP
Nach Schätzungen des Ifo- Instituts würde ein Freihandelsabkommen das britische Bruttoinlandsprodukt dauerhaft um mehr als ein Prozent erhöhen. Für die EU läge der Gewinn bei rund 0,2 Prozent. Bei diesen Berechnungen handele es sich um konservative Schätzungen, weil Auswirkungen auf Wettbewerbsintensität und Innovationen nicht einberechnet seien. Eine Zollunion mit einheitlichen Zöllen zu Drittländern schließe das Vereinigte Königreich explizit aus, es wolle eine eigene Handelspolitik verfolgen. „Das ist schade, denn eine Zollunion würde den Handel erheblich erleichtern“, sagte Fuest. Vor allem wäre es überflüssig, Ursprungsnachweise zu verlangen, die zeigten, dass Produkte, die etwa aus der EU nach Großbritannien exportiert werden, tatsächlich in der EU hergestellt wurden und nicht über die EU aus Drittländern importiert sind.
Großbritannien könnte sich wirtschaftliche Vorteile verschaffen
Als Stolperstein könne sich die Forderung nach einem "Level Playing Field" erweisen. Die EU hat die Sorge, dass das Vereinigte Königreich sich durch gezielte Steuervorteile für Unternehmen oder durch Deregulierung im Finanzsektor Vorteile verschaffe, erklärte Fuest. Das Vereinigte Königreich seinerseits befürchte überbordende Sozialstandards der EU, die auf der Insel die wirtschaftliche Dynamik lähmen könnten. Protektionistische Interessen auf beiden Seiten könnten die Forderung nach einem "Level Playing Field" missbrauchen, um das Freihandelsabkommen zu torpedieren. pm, ifo
English version
Clemens Fuest, president of the ifo Institute, has spoken out in favour of a longer period for the EU's free trade agreement with the UK: "Everything points to the fact that it will be very difficult to reach an agreement within eleven months. The British government should therefore abandon the plan to end the transition period at the end of 2020 even if one or two more years are needed to achieve a free trade agreement," Fuest said.
"The UK trades around half of its foreign trade with the EU, while the reverse is true for only nine percent. But trade barriers hurt both sides," Fuest added.
Agreement increases UK GDP
According to estimates by the Ifo Institute, a free trade agreement would permanently increase British GDP by more than one percent. For the EU, the gain would be around 0.2 percent. These calculations are conservative estimates because they do not take into account the effects on competition and innovation. The United Kingdom explicitly ruled out a customs union with uniform tariffs to third countries, as it wanted to pursue its own trade policy. "This is a pity, because a customs union would make trade much easier," said Fuest. Above all, it would be superfluous to require proofs of origin which showed that products exported to the UK from the EU, for example, were actually manufactured in the EU and not imported from third countries via the EU.
Great Britain could gain economic advantages
The demand for a "level playing field" could prove to be a stumbling block. The EU is concerned that the UK is gaining advantages through targeted tax breaks for companies or through deregulation in the financial sector, Fuest said. For its part, the UK fears that excessive EU social standards could paralyse economic dynamism on the island. Protectionist interests on both sides could abuse the demand for a "level playing field" to torpedo the FTA. pm, ifo, mei