Grüne: Sozialschutz-Paket der Bundesregierung ist zu zaghaft

Angesichts der zu erwartenden sozialen Probleme sei dieses "zu zaghaft", sagte der sozialpolitische Sprecher der Bundestags-fraktion, Sven Lehmann, dem "Tagesspiegel". Es sei richtig, jetzt milliardenschwere Hilfspakete zu verabschieden.

 

"Die größte Leerstelle des Gesetzentwurfs trifft leider mal wieder die Ärmsten", kritisierte der Grünen-Politiker aber. Es sei richtig, den Zugang zum Kinderzuschlag für Familien zu ermöglichen, die aufgrund der Krise Einkommensverluste hätten. "Familien in Hartz IV gehen bei diesem Maßnahmenpaket aber leer aus", kritisierte Lehmann. Dabei treffe sie die aktuelle Krise besonders hart: "Wenn es kein Mittagessen in Schule oder Kitas gibt, keine Angebote in Freizeiteinrichtungen, dann steigen die Kosten zu Hause." 

 

Staat muss jetzt schnelle Hilfe sichern

 

Es sei Aufgabe des Staates, jetzt schnelle Hilfen zu sichern. "Wir brauchen dringend eine Erhöhung des Regelsatzes für Kinder und Erwachsene, mindestens als Aufschlag im Rahmen eines Mehrbedarfs während der Krisenzeit", forderte der Grünen-Politiker. Eine unbürokratische Unterstützung für Familien wäre aus seiner Sicht zudem eine anrechnungsfreie Direktauszahlung des höchstmöglichen Kinderzuschlags zusätzlich zum Kindergeld an alle Familien. "So würden auch Familien in verdeckter Armut erreicht, die staatliche Leistungen aus Scham oder Unkenntnis nicht beantragen", sagte Lehmann dem "Tagesspiegel". 

 

Viele Menschen werden soziale Leistungen beantragen müssen

 

Lehmann begrüßte es, dass bei Hartz IV die Vermögensprüfung befristet ausgesetzt werden und die Kosten der Unterkunft ohne Prüfung der Angemessenheit gewährt werden sollen. "Viele Menschen werden während der Krise soziale Leistungen beantragen müssen. Diese müssen schnell und unbürokratisch gewährt werden, auch um die Jobcenter und Ämter zu entlasten." Noch konsequenter wäre, vorübergehend ganz auf eine Einkommensprüfung zu verzichten, sagte er. Außerdem sollten alle bestehenden Sanktionen ausgesetzt werden, damit das Existenzminimum immer gesichert sei und zusätzliche Notlagen in dieser Krise verhindert würden. pm, ots

 

English version

 

The Greens in the Bundestag have criticised the federal government's social protection package as not far-reaching enough. In view of the expected social problems, this was "too timid", the social policy spokesman for the Bundestag faction, Sven Lehmann, told the newspaper "Tagesspiegel". He said it was right to pass aid packages worth billions now.

 

"Unfortunately, the greatest void in the bill once again affects the poorest", the Green politician criticized, however. He said it was right to allow access to the child allowance for families who had lost income due to the crisis. "Families in Hartz IV, however, will get nothing out of this package of measures", criticized Lehmann. She said that the current crisis is hitting them particularly hard: "If there is no lunch at school or day-care centres, no offers in leisure facilities, then the costs at home will rise. 

 

State must now ensure rapid help

 

It is the task of the state to ensure rapid aid now. "We urgently need an increase in the standard rate for children and adults, at least as a supplement in the context of additional needs during the crisis period," the Green politician demanded. In his view, unbureaucratic support for families would also mean that the highest possible child supplement in addition to child benefit would be paid directly to all families without any deductions. "This would also reach families in hidden poverty who do not apply for state benefits out of shame or ignorance", Lehmann told the "Tagesspiegel". 

 

Many people will have to apply for social benefits

 

Lehmann welcomed the fact that under Hartz IV, the assets audit is to be temporarily suspended and the costs of accommodation are to be granted without an examination of appropriateness. "Many people will have to apply for social benefits during the crisis. These must be granted quickly and unbureaucratically, also in order to relieve the job centres and offices. It would be even more consistent to temporarily dispense with an income check altogether, he said. In addition, all existing sanctions should be suspended so that the subsistence minimum is always guaranteed and additional emergencies are prevented in this crisis. pm, ots, mei