Solo-Selbstständige: Jedem vierten droht das "Aus" - Digitalisierung hilft bei der Bewältigung der Krise

 

Eine ZEW-Kurzexpertise liefert auf Basis einer Befragung von über 16.000 Solo-Selbstständigen Erkenntnisse, wie stark diese in Deutschland von der Corona-Pandemie betroffen sind und inwieweit die Digitalisierung ihnen hilft, die Krise zu bewältigen.

 

„Hoch digitalisierte Solo-

Selbstständige sind deutlich krisenresistenter und leiden seltener unter negativen Konsequenzen der Pandemie“, fasst Professor Irene Bertschek, Leiterin des Forschungsbereichs „Digitale Ökonomie“ am ZEW Mannheim ein zentrales Ergebnis der Umfrage zusammen. So waren aufgrund der einschränkenden Maßnahmen zum Zeitpunkt der Befragung etwa drei Viertel der Soloselbstständigen mit einem sehr niedrigen Digitalisierungsgrad des Angebots nicht mehr in der Lage, die eigene Tätigkeit auszuüben. Unter den sehr hoch digitalisierten Soloselbstständigen waren es dagegen nur 28 Prozent.

 

Weitere finanzielle Maßnahmen sind notwendig

 

„Weitere finanzielle Maßnahmen werden notwendig sein, um Soloselbstständige auf dem Weg durch die Krise zu unterstützen, insbesondere wenn aufgrund der Pandemie die Einkommensgrundlage weggebrochen ist. Darüber hinaus sollten zusätzliche Maßnahmen dazu beitragen die Digitalisierung weiter voranzutreiben. Hierzu können, je nach Branchenzugehörigkeit der Solo-Selbstständigen, finanzielle Anreize gesetzt werden. Aber auch der Ausbau der digitalen Infrastruktur sollte mit Nachdruck weiter verfolgt werden, um die Digitalisierung zu befördern. Denn digitaler aus der Corona-Krise hervorzugehen, heißt für die nächste Krise besser gewappnet zu sein“, sagt Irene Bertschek.

 

Digitalisierungsschub durch die Krise

 

Vor dem Ausbruch der Pandemie waren die internen Geschäftsprozesse bei jedem Zweiten der befragten Solo-Selbstständigen hoch digitalisiert, während Angebotspalette und Kundenberatung bei jeweils einem Drittel hoch digitalisiert waren. Der aktuell hohe Anpassungsdruck hat allerdings zu deutlichen Fortschritten geführt. „Durch die Krise hat etwa jeder Dritte der befragten Soloselbstständigen bei der Digitalisierung zugelegt. Besonders hervorzuheben sind hierbei die Bereiche Training und Schule, Gesundheit, Soziale Arbeit sowie stationärer Handel.

 

Digitalisierungschub: jung, weiblich und Hochschulabschluss

 

"Ein Digitalisierungsschub hat dabei tendenziell stärker stattgefunden bei Soloselbstständigen, die weiblich oder vergleichsweise jung sind, die im Homeoffice arbeiten oder einen Hochschul-abschluss haben“, sagt Daniel Erdsiek, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Digitale Ökonomie“. „Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Möglichkeiten zu digitalisieren auch von der Branche abhängen, in denen die Soloselbstständigen tätig sind, sowie vom bereits bestehenden Niveau der Digitalisierung“, so Daniel Erdsiek. 

 

Jedem vierten Soloselbstständigen droht das „Aus“

 

Jeder Vierte der befragten Soloselbstständigen hält es für sehr wahrscheinlich, die eigene Selbstständigkeit in den nächsten zwölf Monaten aufgeben zu müssen. Bei knapp 60 Prozent der Befragten ist der monatliche Umsatz um mehr als 75 Prozent eingebrochen. Jeder zweite Befragte konnte seine Tätigkeit zum Zeitpunkt der Umfrage nicht mehr ausüben. Mehr als die Hälfte der Befragten haben Soforthilfe von Bund oder Land beantragt, die auf drei Monate angelegt ist. Allerdings erwarten 35 Prozent der Befragten, dass die Phase der deutlich niedrigeren Umsätze länger als sechs Monate anhalten wird. 

 

Konsumnahe Branchen am härtesten betroffen

 

„Am härtesten von der Krise getroffen sind konsumnahe Branchen wie Gastronomie und Beherbergung, Events und Veranstaltungen, Touristik und Sport sowie Wellness, Friseure und Kosmetik. Etwa neun von zehn Solo-Selbstständigen müssen hier Umsatzeinbußen verkraften, die über 75 Prozent liegen“, erklärt Irene Bertschek. Zwischen 73 Prozent und 85 Prozent der Soloselbstständigen in diesen Branchen haben Soforthilfe von Bund oder Land beantragt. Zwischen 32 Prozent und 49 Prozent der Befragten in diesen Branchen befürchten, ihre Selbstständigkeit in naher Zukunft einstellen zu müssen. pm, zew

Bildrechte/Grafik: ZEW

 

English version

 

The corona pandemic is leaving clear traces in the economy. The self-employed are particularly hard hit. Based on a survey of more than 16,000 solo self-employed persons, a ZEW short expert report provides insights into how strongly they are affected by the corona pandemic in Germany and to what extent digitisation helps them to cope with the crisis.

 

"Highly digitized solo Self-employed people are significantly more crisis-resistant and suffer less often from negative consequences of the pandemic", Professor Irene Bertschek, head of the research area "Digital Economy" at the ZEW Mannheim, summarizes a central result of the survey. Due to the restrictive measures taken at the time of the survey, about three quarters of the solo self-employed with a very low degree of digitisation of the offer were no longer able to pursue their own activities. Among the very highly digitised solo self-employed, on the other hand, the figure was only 28 percent.

 

Further financial measures are necessary

 

"Further financial measures will be needed to support the self-employed on their way through the crisis, especially if the pandemic has eroded their income base. Furthermore, additional measures should help to further promote digitisation. To this end, financial incentives can be provided, depending on the sectoral affiliation of the solo self-employed. But the expansion of the digital infrastructure should also be pursued with vigour in order to promote digitisation. After all, emerging more digitally from the corona crisis means being better prepared for the next crisis," says Irene Bertschek.

 

Digitization push through the crisis

 

Before the outbreak of the pandemic, the internal business processes of one in two of the self-employed persons surveyed were highly digitised, while the range of products and services and customer advice were highly digitised in one third each. However, the current high pressure to adapt has led to significant progress. "As a result of the crisis, about one in three of the surveyed solo self-employed persons has increased digitization. Particularly noteworthy are the areas of training and school, health, social work and stationary retail.

 

Digitization push: young, female and university graduates

 

"A digitisation push has tended to be stronger among solo self-employed persons who are female or comparatively young, who work in the home office or have a university degree", says Daniel Erdsiek, researcher in the ZEW research area "Digital Economy". "However, it must be taken into account that the opportunities to digitise also depend on the industry in which the solo self-employed are active as well as on the already existing level of digitisation", says Daniel Erdsiek. 

 

Every fourth self-employed person threatens to be "out of business".

 

One in four of the solo self-employed people surveyed consider it very likely that they will have to give up their own self-employment within the next twelve months. For just under 60 percent of those surveyed, monthly sales have slumped by more than 75 percent. Every second respondent was no longer able to pursue his or her activity at the time of the survey. More than half of the respondents have applied for emergency aid from the federal or state governments, which is scheduled to last for three months. However, 35 percent of those surveyed expect the phase of significantly lower sales to last longer than six months. 

 

Consumer-related sectors hit hardest

 

"The sectors hit hardest by the crisis are consumer-related industries such as gastronomy and accommodation, events and functions, tourism and sports as well as wellness, hairdressers and cosmetics. Around nine out of ten self-employed persons have to cope with sales losses of over 75 percent," explains Irene Bertschek. Between 73 percent and 85 percent of the self-employed in these sectors have applied for emergency aid from the federal or state governments. Between 32 percent and 49 percent of those surveyed in these sectors fear that they will have to stop being self-employed in the near future. pm, zew, mei