Kindesmissbrauch: Justizministerin ist gegen härtere Strafen

"Der pauschale Ruf nach einer abstrakten Strafrechtsverschärfung bei Kinderpornografie, wie er von (CDU-Chefin) Frau Kramp-Karrenbauer kommt, führt nicht weiter", sagte Lambrecht im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). 

 

Der Straftatbestand Kinderpornografie sei "bewusst sehr weit gefasst", erläuterte die Ministerin. So falle bereits das einmalige Posten eines kinderpornografischen Comics hierunter. "Wenn wir dieses einmalige Verhalten als Verbrechen einstufen - das bedeutet eine Mindestfreiheitsstrafe von einem Jahr -, gäbe es keine Möglichkeit, hierauf angemessen zu reagieren", begründete Lambrecht ihr Nein zu einer Strafrechtsverschärfung. "Wichtiger ist es, konkret den Ermittlern mehr Möglichkeiten zu geben und sie gut auszustatten. Dass das wirkt, zeigt sich in NRW." 

 

Strafmaß bis zu 15 Jahren möglich

 

Bei Kindesmissbrauch sei schon heute ein Strafmaß von bis zu 15 Jahren mit anschließender Sicherheitsverwahrung möglich. "Das ist eine der höchsten Strafen, die unsere Rechtsordnung überhaupt kennt", sagte Lambrecht. "Und sie steht nicht nur auf dem Papier: Beispielsweise wurde im Fall Lügde dieser Strafrahmen fast ausgeschöpft." 

 

"Widerlich und abstoßend"

 

Den jüngsten Missbrauchsfall in Münster bezeichnete Lambrecht in der NOZ als "widerlich und abstoßend, es macht mich fassungslos". Als Konsequenz forderte sie die schnellstmögliche Verabschiedung einer Verschärfung des Netzwerkdurch-setzungsgesetzes. "Dem Parlament liegt der Entwurf vor, der sich auch gegen Missbrauchsabbildungen im Internet wendet. Damit werden soziale Netzwerke verpflichtet, nach Hinweisen auf verdächtige Bilder und Filme diese nicht nur wie bisher zu löschen, sondern sie zusätzlich an eine neue Zentralstelle beim Bundeskriminalamt zu melden", sagte sie. 

 

Urheber eines Postings können schnell ermittelt werden

 

Dem BKA würden auch die zugehörigen IP-Adressen und Port-Nummern mitgeteilt, damit die Urheber des Postings schnell ermittelt werden könnten, solange eine Zuordnung dieser Daten zu konkreten Nutzern noch möglich sei. "Das Gesetz kann der Bundestag in der kommenden Sitzungswoche verabschieden. Wir müssen den Worten Taten folgen lassen", sagte Lambrecht. "Sobald die Meldepflicht eingeführt wird, erhält das BKA 300 zusätzliche Stellen, um sofort den betreffenden Nutzer ermitteln zu können und den Vorgang rasch an die zuständigen Staatsanwaltschaften weiterzuleiten." 

 

Für einfache Meldewege sorgen

 

In einem zweiten Schritt werde die Regierung mit Hochdruck für einfachere Meldewege sorgen, damit User die Plattformen schneller auf verdächtige Inhalte aufmerksam machen könnten und die Plattformen schneller löschen und das BKA informieren. "Auch der Gesetzentwurf liegt vor und muss schnellstmöglich vom Bundestag verabschiedet werden", machte Lambrecht Druck. Die immer wieder geforderte Vorratsdatenspeicherung sei hingegen "längst geltendes Recht", werde aber derzeit nicht angewendet, weil Verfahren dagegen beim Bundesverfassungsgericht und beim Europäischen Gerichtshof liefen. Neue Gesetze oder weitergehende Befugnisse für Ermittler hält die SPD-Politikerin nicht für sinnvoll. "Wir haben den Ermittlern erst vor wenigen Wochen neue Möglichkeiten gegeben, um Tätern auf die Spur zu kommen.

 

Zugang zum Darknet möglich 

 

Sie können sich jetzt mit computergenerierten Bildern Zugang zu Darknet-Foren verschaffen, um dort Täter aufzuspüren", erklärte sie. Personal und IT-Ausstattung der Behörden würden hochgefahren. Mehr Personal sei auch deshalb so wichtig, weil sich die Ermittler von ihrer extrem belastenden Arbeit erholen müssten, die immer wieder weit über die seelische Schmerzgrenze hinaus gehe. 

 

Immer mehr Fälle werden aufgedeckt

 

Die bereits beschlossenen Maßnahmen führen aus Sicht Lambrechts dazu, dass immer mehr Fälle aufgedeckt werden. "Und das ist gut so. Die Täter dürfen sich nicht sicher fühlen, es muss einen hohen Verfolgungsdruck geben. Nur so können Kinder geschützt werden. Es darf keine dunklen Ecken geben, wo Sexualstraftäter diese widerlichen Taten ungestraft begehen können, weder im Internet noch im realen Leben." pm, ots

 

English version

 

Federal Justice Minister Christine Lambrecht (SPD) has rejected demands for stricter penalties against child pornography. "The blanket call for an abstract tightening of criminal laws against child pornography, as it comes from (CDU leader) Ms. Kramp-Karrenbauer, does not go far enough", Lambrecht said in an interview with the newspaper "Neue Osnabrücker Zeitung" (NOZ). 

 

The criminal offence of child pornography was "deliberately very broadly defined", the Minister explained. The one-time posting of a child pornographic comic strip was already included. "If we classify this one-off behaviour as a crime - which means a minimum sentence of one year in prison - there would be no possibility of reacting appropriately to it", Lambrecht justified her no to a tightening of the criminal law. "It is more important to give the investigators more concrete possibilities and to equip them well. The fact that this is effective can be seen in NRW." 

 

Sentences of up to 15 years possible

 

A sentence of up to 15 years with subsequent preventive detention is already possible for child abuse. "This is one of the highest penalties our legal system has ever known," Lambrecht said. "And it is not only on paper: In the case of Lügde, for example, this range of sentences was almost exhausted." 

 

"Disgusting and repulsive"

 

In the NOZ, Lambrecht described the latest abuse case in Münster as "disgusting and repulsive, it leaves me stunned". As a consequence, she called for the fastest possible adoption of a tightening of the network enforcement law. "The bill, which is also aimed against abusive images on the Internet, has been submitted to parliament. This will oblige social networks to not only delete suspicious images and films after they have been pointed out, but also to report them to a new central office at the Federal Criminal Police Office," she said. 

 

Authors of a posting can be quickly identified

 

The BKA would also be informed of the associated IP addresses and port numbers so that the originators of the posting could be quickly identified as long as it was still possible to assign these data to specific users. "The law can be passed by the Bundestag in the coming session week. We must put our money where our mouth is", Lambrecht said. "As soon as the obligation to report is introduced, the BKA will be given 300 additional positions to be able to immediately identify the user in question and to quickly forward the case to the responsible public prosecutor's offices. 

 

Ensure simple reporting channels

 

In a second step, the government will work hard to ensure simpler reporting channels so that users can alert the platforms more quickly to suspicious content and delete the platforms more quickly and inform the BKA. "The draft bill is also available and must be passed by the Bundestag as quickly as possible," Lambrecht Druck said. In contrast, the repeatedly demanded data retention is "a law that has been in force for a long time", but is currently not being applied because proceedings against it are pending before the Federal Constitutional Court and the European Court of Justice. The SPD politician does not consider new laws or more extensive powers for investigators to be useful. "Only a few weeks ago we gave investigators new possibilities to track down perpetrators.

 

Access to darknet possible 

 

They can now use computer-generated images to access Darknet forums to track down offenders," she explained. The authorities' staff and IT equipment would be boosted. More staff is also important because investigators need to recover from their extremely stressful work, which is always far beyond the mental pain threshold. 

 

More and more cases are being uncovered

 

From Lambrecht's point of view, the measures already adopted are leading to more and more cases being uncovered. "And that is a good thing. The perpetrators must not feel safe, there must be a high pressure to prosecute. Only in this way can children be protected. There must be no dark corners where sex offenders can commit these disgusting acts with impunity, neither on the Internet nor in real life." pm, ots, mei