EU-Präsidentschaft: Die Kapitalmarktunion ganz oben auf die Agenda setzen

Starke Kapitalmärkte zur Finanzierung von Unternehmen sind gerade in Krisenzeiten ausschlaggebend. „Nach den Corona-Rettungs- und Konjunkturpaketen müssen jetzt die Weichen für die wirtschaftliche Erholung Europas gestellt werden“, sagt Christine Bortenlänger, Geschäftsführender Vorstand des Deutschen Aktieninstituts.

 

Dabei sollte die EU vor Augen haben, dass die Wirtschaft die Krise überwindet und sich mit Blick auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit neu aufstellt. Bortenlänger fordert, „dass der Zugang der Unternehmen zu den Kapital- märkten der EU verbessert und auf mehr Marktwirtschaft in der Nachhaltigkeitsregulierung gesetzt wird. Die Finanztransaktionssteuer ist endlich ad acta zu legen.“

 

Zugang zu Kapital verbessern

 

Um international zu bestehen und die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen, brauchten Unternehmen einen besseren Zugang zur Finanzierung über Aktien und Anleihen. Die Covid-19-Krise zeige, dass sich Unternehmen mit Zugang zum Kapitalmarkt zuverlässig mit Liquidität versorgen konnten. Europa habe bei der Entwicklung der Kapitalmärkte jedoch insgesamt Nachholbedarf, zumal mit dem Brexit ein wichtiger Teil des europäischen Kapitalmarktes aus dem Binnenmarkt ausscheiden wird.

 

Kapitalmarktunion braucht einen Neustart

 

Die Kapitalmarktunion braucht deshalb einen Neustart. Dabei gehe es nicht nur um die Beseitigung von Hindernissen bei grenzüberschreitenden Transaktionen. Vor allem müsse sich Deutschland dafür einsetzen, dass der Regulierungsrahmen für börsennotierte Unternehmen attraktiver wird. Dazu brauche man einen schlankeren und mehr auf die Bedürfnisse der Unternehmen zugeschnittenen Rechtsrahmen, damit die Unternehmen den europäischen Kapitalmarkt besser nutzen können.

 

Mehr Marktwirtschaft in der Nachhaltigkeitsregulierung

 

Das Deutsche Aktieninstitut unterstützt das Ziel des Green Deals, in Europa eine nachhaltige, CO2-neutrale Wirtschaft zu gestalten. Dies gelinge nicht mit überbordenden Berichterstattungspflichten. Stattdessen brauchen wir in Europa mehr marktwirtschaftliche Ansätze bei der Bewältigung der öko- logischen Herausforderungen. Die Bepreisung von Umweltkosten sollte deshalb im Fokus der deutschen Ratspräsidentschaft stehen.

 

Richtige Rahmenbedingungen setzen

 

Jetzt heiße es, die richtigen Rahmenbedingungen zu setzen. Was gebraucht werde, sei ein schlanker gesetzlicher Rahmen, der den Unternehmen die Flexibilität lässt, ihre Innovationsstärke auszuspielen. Übergangstechnologien müssten berücksichtigt und ein „Green vs. Brown-Approach“ vermieden werden. Schließlich müsse sich Deutschland dafür stark machen, dass die Unternehmen beim Thema Sustainable Finance besser eingebunden werden. Mindestens ein Drittel der Plattform für Sustainable Finance, die die EU-Kommission zu diesem Thema berät, müsse  mit Vertretern der Realwirtschaft besetzt werden.

 

Keine Finanztransaktionssteuer

 

Die Finanztransaktionssteuer, die aktuell in Form einer Aktiensteuer diskutiert werde, verteuere den Kauf von Aktien und mache diesen unattraktiver. Dieser Effekt gehe zulasten von Anlegern und Unternehmen. Vermögensaufbau und Altersvorsorge werden belastet und die Unternehmens-finanzierung über die Börse erschwert. Das Deutsche Aktieninstitut fordert deshalb von der Bundesregierung, die geplante Finanztransaktionssteuer auf europäischer und nationaler Ebene endlich ad acta zu legen.

 

In jeder Krise steckt eine Chance

 

„In jeder Krise stecken bekanntermaßen auch Chancen. Diese gilt es zu nutzen, damit Europa gestärkt aus der Krise hervorgeht. Gesunde Unternehmen, die Zugang zu starken Kapitalmärkten haben, sind dabei ein unverzichtbarer Teil der Lösung. Mit den von uns vorgeschlagenen Kapitalmarkt-Impulsen wird es gelingen, Europa zügig auf den Pfad wirtschaftlicher Erholung zu führen. Wir freuen uns, die weiteren Debatten konstruktiv zu begleiten und stehen der deutschen Ratspräsidentschaft für Gespräche zur Verfügung“, so Christine Bortenlänger. pm, dai

 

English version

 

On the occasion of the forthcoming German EU Council Presidency, Deutsches Aktieninstitut calls for Germany to put the Capital Market Union at the top of its political agenda. Strong capital markets for financing companies are crucial, especially in times of crisis. "After the Corona rescue and economic stimulus packages, the course must now be set for Europe's economic recovery," says Christine Bortenlänger, Managing Director of Deutsches Aktieninstitut.

 

In doing so, the EU should bear in mind that the economy is overcoming the crisis and repositioning itself in terms of digitisation and sustainability. Bortenlänger demands "that the access of companies to the capital markets of the EU be improved and that more market economy in sustainability regulation be put in place. The Financial Transaction Tax must finally be put on hold."

 

Improve access to capital

 

In order to survive internationally and meet the current challenges, companies needed better access to financing via shares and bonds. The Covid 19 crisis showed that companies with access to the capital market were able to obtain reliable liquidity. However, Europe has a general need to catch up in the development of the capital markets, especially since an important part of the European capital market will leave the internal market with the brexite.

 

Capital market union needs a new start

 

The Capital Market Union therefore needs a new start. This is not only about removing obstacles to cross-border transactions. Above all, Germany must work to make the regulatory framework more attractive for listed companies. This would require a leaner and more tailored regulatory framework to enable companies to make better use of the European capital market.

 

More market economy in the regulation of sustainability

 

Deutsches Aktieninstitut supports the goal of the Green Deal to create a sustainable, CO2-neutral economy in Europe. This would not be possible with excessive reporting obligations. Instead, we in Europe need more market-based approaches to tackle the ecological challenges. The pricing of environmental costs should therefore be the focus of the German Council Presidency.

 

Setting the right framework

 

Now it is time to set the right framework conditions. What is needed is a streamlined legal framework that gives companies the flexibility to play out their innovative strength. Transition technologies would have to be taken into account and a "green vs. brown approach" avoided. After all, Germany had to make a stand for a better integration of companies in the topic of sustainable finance. At least one third of the platform for sustainable finance, which advises the EU Commission on this topic, must be staffed by representatives of the real economy.

 

No financial transaction tax

 

The financial transaction tax, which is currently being discussed in the form of a stock tax, makes the purchase of shares more expensive and less attractive. This effect is at the expense of investors and companies. Asset accumulation and pension provision are burdened and corporate financing via the stock exchange is made more difficult. Deutsches Aktieninstitut therefore demands that the Federal Government finally puts an end to the planned financial transaction tax at European and national level.

 

There is an opportunity in every crisis

 

"In every crisis there are opportunities. This must be used to ensure that Europe emerges stronger from the crisis. Healthy companies that have access to strong capital markets are an indispensable part of the solution. With the capital market impulses we propose, it will be possible to put Europe swiftly on the path of economic recovery. We look forward to accompanying the further debates constructively and will be available for discussions with the German Council Presidency", said Christine Bortenlänger. pm, dai, mei