Darauf hat US-Notenbankchef Jerome Powell die Marktteilnehmer nach der jüngsten Sitzung des Fed-Offenmarktkomitees eingestimmt. Der Grund dafür ist die Aussicht auf eine tiefe Rezession in den USA, die die Fed dazu zwingt, die Zinsen nahe null zu halten.
Die US-Währungshüter beließen den geldpolitischen Schlüsselsatz in der abgelaufenen Woche in der aktuellen Spanne von 0 bis 0,25 Prozent. Und darüber hinaus gaben sie in ihrem Zinsausblick zu erkennen, dass sie auch in den beiden nächsten Jahren keine Erhöhungen des Leitzinses ins Auge fassen. Die Covid-19-Pandemie lastet nach Einschätzung der Fed erheblich auf der US-Konjunktur.
Die Notenbank geht davon aus, dass die US-Wirtschaft gemessen am Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 6,5 Prozent einbrechen wird. 2021 soll es - so die Fed-Erwartung - aber wieder um 5 Prozent nach oben gehen. Mancher Marktteilnehmer hält eine derartige V-förmige Konjunkturentwicklung - also ein schnelles Verlassen des Tals der Tränen - aber für zu optimistisch und rechnet mit einer U-förmigen Bewegung der Wirtschaft.
Ausweitung der Maßnahmepakete
Sollte es zu einer zweiten Infektionswelle und damit zu einem weiteren Lockdown der US-Wirtschaft kommen - und nicht nur dieser Volkswirtschaft -, könnte es sogar erforderlich werden, dass die US-Notenbank so wie auch andere Zentralbanken im Einklang mit den Regierungen eine Ausweitung der Maßnahmenpakete oder sogar neue Stimulierungsmaßnahmen ins Leben rufen müsste. Dann würde die Fed die Zinsen noch länger niedrig halten müssen, als sie jetzt mit einer Perspektive von zwei Jahren in Aussicht gestellt hat.
Notenbanker gehen einen Schritt weiter
Und die US-Notenbanker um Powell gehen ja bereits jetzt schon einen Schritt weiter. Powell erklärte, dass man innerhalb der Fed noch nicht einmal darüber nachdenken würde, die Zinsen anzuheben. Eine solche Aussage lässt verständlicherweise tief blicken. Im zinsbeschlussfassenden Gremium wurde zudem die Zinskurvenkontrolle breiter diskutiert. Momentan will Powell aber erst mal an den Wertpapierkäufen, wie sie jetzt vollzogen werden, festhalten und noch nicht zur expliziten Kontrolle der US-Zinskurve, d.h. der Renditekurve der US-Staatsanleihen, übergehen. Japan ist hierbei ein Vorbild.
Zentralbank steuert die Renditen am Markt
Die Zentralbank steuert dabei generell über gezielte Käufe von Staatsanleihen an bestimmten Laufzeitenpunkten direkt die Renditen der Papiere am Markt. Die Notenbank hat eine bestimmte Vorstellung darüber, wo an bestimmten Fälligkeitspunkten der Renditestrukturkurve des Landes die Sätze liegen sollten, und kauft oder verkauft entsprechend Anleihen, um genau diese Renditeniveaus zu realisieren. Dies kann die Fed beispielsweise entlang der gesamten Kurve von 2 bis 30 Jahren Laufzeit vornehmen. Ein wichtiger Laufzeitenpunkt sind hierbei meist die zehnjährigen Renditen, die Benchmark-Renditen, die weltweit für Zinsvergleiche herangezogen werden.
Zentralbank kauft die Staatsanleihen
Mal ehrlich: Wo wird die US-Wirtschaft angekommen sein oder was wird ihr unmittelbar bevorstehen, wenn Powell & Co zur Zinskurvenkontrolle übergehen? Dann besorgt sich der Staat via Treasury Geld am Markt, und die Zentralbank kauft direkt via Primärmarkt oder indirekt via Sekundärmarkt die Staatsanleihen und steuert unmittelbar die Marktzinssätze des Staates. Schon jetzt herrscht in den USA Massenarbeitslosigkeit, Unternehmen beklagen heftige Umsatzeinbußen und Ertragsrückgänge, die Insolvenzwelle hat die Wirtschaft noch gar nicht in ihrem vollumfänglichen Ausmaß - über das bis heute nur spekuliert werden kann - erfasst. Wenn eine Zinskurvenkontrolle der Fed Realität wird, dann ist die Wirtschaft weit von einer V-förmigen Erholung entfernt.
Zwei Jahre bleiben die Zinsen niedrig
Und was würde eine US-Zinskurvenkontrolle für die Eurozone, sprich die Bundesanleihen als Benchmark-Papiere des gemeinsamen Währungsraumes, bedeuten? Gern wurde von Anhängern einer möglichen Zinswende immer mal wieder auf die USA und die höheren US-Staatsanleiherenditen verwiesen. Ausgehend von einer Erholung der US-Wirtschaft und damit steigenden US-Staatsanleiherenditen müssten dann auch die Bundrenditen anziehen, so die Argumentation. Mit dem Zinsausblick der Fed fällt dieses Argument nun aber zumindest für die nächsten zwei Jahre unter den Tisch. Denn so lange werden die US-Zinsen laut Fed ja niedrig bleiben. Kommt es zur Zinskurvensteuerung in den USA und damit zu niedrigen Staatsanleiherenditen, werden auch die Bundrenditen noch länger keinen Aufwärtsimpuls aus den USA zu spüren bekommen. Auch hierzulande wird es dann weiter heißen: lower for longer. pm, ots
Quelle: Börsen-Zeitung, Autor: Kai Johannsen
English version
In the USA, key interest rates will remain at rock bottom for a very long time. US Federal Reserve Chairman Jerome Powell has prepared market participants for this after the latest meeting of the Fed's Open Market Committee. The reason for this is the prospect of a deep recession in the USA, which will force the Fed to keep interest rates close to zero.
The US monetary authorities left the key monetary policy rate in the current range of 0 to 0.25 percent last week. In addition, they indicated in their interest rate outlook that they were not planning to raise the key interest rate in the next two years either. According to the Fed, the Covid 19 pandemic is weighing heavily on the US economy. The Federal Reserve expects the US economy to contract by 6.5 percent this year, measured by gross domestic product. But by 2021, the Fed expects it to rise again by 5 percent. However, some market participants consider such a V-shaped economic development - i.e. a rapid exit from the valley of tears - to be too optimistic and expect a U-shaped movement of the economy.
Extension of the packages of measures
If there is a second wave of infection and thus a further lockdown of the US economy - and not only of this economy - it could even become necessary for the US Federal Reserve, like other central banks, to expand the packages of measures or even initiate new stimulus measures in agreement with the governments. Then the Fed would have to keep interest rates low even longer than it has now announced with a two-year perspective.
Central bankers go one step further
And the US central bankers around Powell are already going one step further. Powell explained that the Fed would not even consider raising rates. Such a statement understandably gives a deep insight. The interest rate decision-making body also discussed yield curve control more broadly. For the time being, however, Powell wants to hold on to the security purchases as they are now being made and not yet switch to explicit control of the US yield curve, i.e. the yield curve of US government bonds. Japan is a role model in this respect.
Central bank controls market yields
The central bank generally controls the yields of the securities on the market directly by means of targeted purchases of government bonds at specific maturities. The central bank has a certain idea of where rates should be at certain points in the country's yield curve at maturity, and accordingly buys or sells bonds to achieve precisely these yield levels. The Fed can do this, for example, along the entire curve from 2 to 30 years maturity. An important maturity point here is usually the ten-year yields, the benchmark yields that are used worldwide for interest rate comparisons.
Central bank buys government bonds
Let's be honest: Where will the US economy have arrived, or what will it be facing immediately when Powell & Co moves to control the yield curve? The government then procures money on the market via Treasury, and the central bank buys government bonds directly via the primary market or indirectly via the secondary market and directly controls the government's market interest rates. Mass unemployment is already prevalent in the USA, companies are complaining about heavy losses in sales and earnings, and the wave of insolvencies has not yet hit the economy to its full extent, which can only be speculated about to this day. If Fed yield curve control becomes a reality, the economy is far from a V-shaped recovery.
Interest rates to remain low for two years
And what would US yield curve control mean for the euro zone, i.e. German government bonds as benchmark securities of the common currency area? Supporters of a possible turnaround in interest rates were happy to refer to the USA and higher US government bond yields from time to time. Based on a recovery of the US economy and thus rising US government bond yields, it is argued that Bund yields should then also rise. With the Fed's interest rate outlook, however, this argument is now being ignored, at least for the next two years. Because according to the Fed, US interest rates will remain low for that long. If the interest rate curve in the USA is steered towards lower government bond yields, Bund yields will not feel any upward impulse from the USA for some time to come. In this country, too, it will continue to be called: lower for longer. pm, ots, mei
Source: Börsen-Zeitung, Author: Kai Johannsen