China führt Deutschland auf geheimen Listen als Staatsfeind

Das berichtet die Whistleblowerin Sayragul Sauytbay in einem exklusiven Interview mit dem Stern. Sauytbay wurde in China in eines der geheimen Umerziehungslager verschleppt und gezwungen, dort als Lehrerin zu unterrichten.

 

Sie berichtet von geheimen Doku-menten, in denen Chinas Haltung gegenüber seinem westlichen Wirtschaftspartner sehr explizit thematisiert wird. So soll sich die Bundesrepublik auf einer Liste mit den gefährlichsten Feinden Chinas unter den ersten fünf befunden haben. "Es hieß, dass Deutschland versuche, die Entwicklung Chinas zu sabotieren und Lügen über die Kommunistische Partei zu verbreiten. Dass es China spalten wolle. Im Unterricht mussten wir den Gefangenen beibringen, dass die Demokratien im Westen gescheitert seien und zerfallen. Es ging darum, den Gefangenen im Lager klar zu machen: China ist die einzige Macht. Ihr müsst Euch unterwerfen!", sagt die 43-Jährige. 

 

Fünf Monate in einem Lager verbracht

 

Sauytbay verbrachte knapp fünf Monate in einem der Lager und ist die erste Überlebende, die als Zwangsrekrutierte und Kronzeugin die geheimen Strukturen und Pläne der Lager beschreiben kann. Ihre Schilderungen von den Zuständen sind so einzigartig wie ungeheuerlich. Folter und medizinische Experimente seien laut Sauytbay an der Tagesordnung. Auch sie selbst habe man aufgrund eines "Regelverstoßes" aufs brutalste bestraft. "Ich wurde in den 'schwarzen Raum' gebracht. Er war knapp 20 Quadratmeter groß und in der Mitte stand ein großer Tisch mit vielen Folterinstrumenten: Metallstangen, Elektroschocker, ein Stuhl mit Nägeln. Hätte man mir vorher davon erzählt, ich hätte es nicht geglaubt. Sie schnallten mich auf einen elektrischen Stuhl und quälten mich, bis ich bewusstlos wurde." 

 

Die Rolle der internationalen Konzerne

 

Zudem reflektiert Sauytbay die Rolle von internationalen Konzernen in der Region Xinjiang und spricht dabei auch explizit über die Verantwortung des VW-Konzerns. Befragt nach ihren Empfindungen anlässlich der Äußerungen von Konzernchef Herbert Diess, der im vergangenen Jahr sagte, nichts über die Zustände in den Umerziehungslagern zu wissen, bat sie den Auto-Chef um ein persönliches Treffen. "Ich würde Herrn Diess gern einladen und ihn fragen, ob es ihn als Deutschen nicht berührt, was in meiner Heimat mit den Menschen passiert. Gerade vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges." 

 

Regelmäßig Drohungen über Telefon

 

Sauytbay, die mittlerweile mit ihrer Familie in Schweden lebt, erhalte nach wie vor regelmäßig Drohungen übers Telefon. Die Nummern der Anrufer stammten immer aus China. Sauytbays Schilderungen decken sich mit den Erfahrungsberichten von Überlebenden und den Recherchen vieler Hilfsorganisationen, die seit Jahren Informationen über die Lager sammeln. pm, ots

 

English version

 

The People's Republic of China is to keep Germany on secret lists as an enemy of the state. This was reported by whistleblower Sayragul Sauytbay in an exclusive interview with the magazine Stern. Sauytbay was abducted to one of the secret re-education camps in China and forced to teach there as a teacher.

 

She reports on secret documents in which China's attitude towards its Western economic partner is very explicitly addressed. For example, Germany is said to have been among the top five on a list of China's most dangerous enemies. "It was said that Germany was trying to sabotage China's development and spread lies about the Communist Party. That it wanted to divide China. In class we had to teach the prisoners that the democracies in the West had failed and were crumbling. It was about making it clear to the prisoners in the camp that China is the only power. You must submit," says the 43-year-old. 

 

Five months spent in a camp

 

Sauytbay spent almost five months in one of the camps and is the first survivor who, as a forced recruit and key witness, can describe the secret structures and plans of the camps. Her descriptions of the conditions are as unique as they are monstrous. Torture and medical experiments are the order of the day, according to Sauytbay. She herself had also been brutally punished for "breaking the rules". "I was taken to the 'black room'. It was almost 20 square metres large and in the middle was a large table with many instruments of torture: metal bars, stun guns, a chair with nails. If someone had told me about it before, I wouldn't have believed it. They strapped me in an electric chair and tortured me until I passed out." 

 

The role of international corporations

 

Sauytbay also reflects on the role of international corporations in the Xinjiang region and talks explicitly about the responsibility of the VW Group. Asked about her feelings on the occasion of the statements of company boss Herbert Diess, who said last year that he knew nothing about the conditions in the re-education camps, she asked the car boss for a personal meeting. "I would like to invite Mr. Diess and ask him if, as a German, he is not affected by what is happening to people in my country. especially in light of the Second World War." 

 

Regular threats over the phone

 

Sauytbay, who now lives with her family in Sweden, continues to receive regular threats over the phone. The numbers of the callers always came from China. Sauytbay's descriptions are consistent with the testimonies of survivors and the research of many aid organisations that have been collecting information about the camps for years. pm, ots, mei

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