Infektiologe: Die Corona-Pandemie ist immer noch brandgefährlich

Als großen Risikofaktor bezeichnete der Wissenschaftler von der Uniklinik Köln das, "was sich derzeit in den Köpfen abspielt". Die Menschen fühlten sich heute viel sicherer als noch vor einem Vierteljahr. "Mit dem starken Rückgang der Zahlen werden die Gefahren, die nach wie vor von dem Virus ausgehen, nicht mehr in gebührendem Maße wahrgenommen", sagte Fätkenheuer dem "Kölner Stadt-Anzeiger".

 

Bei konsequenter Beachtung aller Schutzvorkehrungen sei es nach wie vor möglich, das Infektionsgeschehen im Griff zu behalten. "Ein erneuter starker Anstieg wäre nicht schicksalhaft, sondern Ausdruck unseres ungenügenden Umgangs mit der Pandemie." Fätkenheuer lobte in diesem Zusammenhang die Einführung einer Testpflicht für Rückkehrer aus Risikogebieten. Aus medizinischer Sicht sei diese "völlig richtig". 

 

Den Begriff "zweite Welle" lehnt der Wissenschaftler ab

 

Die Rede von einer "zweiten Welle" lehnte Fätkenheuer, der wesentlich an der Entwicklung des Covid-19-Medikaments Remdesivir mitgearbeitet hat, ab. "Das Wort Welle klingt nach etwas Schicksalhaftem, dem wir vielleicht entfliehen, das wir aber nicht beeinflussen können." Das treffe auf die derzeitige Situation nicht mehr zu.

 

Die Pandemie ist immer noch da

 

"Die Pandemie kommt nicht zurück, sie ist da. Wir waren und sind in ein und derselben Pandemie, die wir mal besser, mal schlechter im Griff haben. Die Gefahr jedenfalls ist definitiv da. Und wir müssen sehr aufpassen, dass wir nicht spätestens nach dem Ende des Sommers mit sinkenden Temperaturen und der Verlagerung des sozialen Lebens in geschlossene Räumlichkeiten in eine Situation hineinlaufen, die schlimmer ist als im März und April", so Fätkenheuer weiter. 

 

"Die Lage wird unbeherrschbar"

 

"Wenn man die Dinge laufen lässt, wird die Lage unbeherrschbar." Das sei die bittere Lehre und zugleich die dringende Warnung aus dem Vergleich mit den USA. "Wir haben viel erreicht, aber wir können das Erreichte und unseren Vorsprung auch verspielen. Und dann wird es extrem schwer werden, gegenzusteuern. Auch das sieht man besonders gut in den USA." pm, ots

 

English version

 

Infectiologist Gerd Fätkenheuer considers the recent increase in corona numbers to be a "fire hazard" development. The scientist from the University Hospital of Cologne described as a major risk factor "what is currently going on in people's heads". People feel much safer today than they did a quarter of a year ago. "With the sharp drop in the numbers, the dangers that still emanate from the virus are no longer being perceived to the appropriate degree", Fätkenheuer told the newspaper "Kölner Stadt-Anzeiger".

 

He added that it was still possible to keep the infection under control if all precautions were consistently observed. "Another sharp increase would not be fateful, but rather an expression of our inadequate handling of the pandemic." In this context Fätkenheuer praised the introduction of a compulsory test for returnees from risk areas. From a medical point of view this is "absolutely correct". 

 

The scientist rejects the term "second wave"

 

Fätkenheuer, who has made a major contribution to the development of the Covid-19 drug Remdesivir, rejected talk of a "second wave". "The word 'wave' sounds like something fateful, from which we might escape, but which we can't influence." This is no longer true in the current situation.

 

The pandemic is still out there

 

"The pandemic's not coming back, it's here. We have been and are in the same pandemic, which we have sometimes better, sometimes worse control. The danger, however, is definitely there. And we have to be very careful that we do not, at the latest after the end of the summer with falling temperatures and the shifting of social life into closed rooms, run into a situation that is worse than in March and April," Fätkenheuer continues. 

 

"The situation becomes uncontrollable"

 

"If you let things go, the situation becomes uncontrollable." This is the bitter lesson and the urgent warning from the comparison with the USA. "We have achieved a lot, but we can also gamble away what we have achieved and our lead. And then it will be extremely difficult to take countermeasures. This, too, can be seen particularly well in the United States." pm, ots, mei