Für Geringverdiener und Teilzeitjobber lohnt es sich in Deutschland nicht, mehr zu arbeiten - Hohe Steuern und Abgaben

Das ergibt sich aus einer Studie der Ifo-Forscher Andreas Peichl und Maximilian Blömer für die Bertelsmann Stiftung. „Die Ursache ist ein fatales Zusammenwirken von Steuern, Abgaben und dem Entzug von Sozialleistungen“, sagt Peichl.

 

„Dieser Systemfehler muss beseitigt werden. Die Arbeitsbevölkerung schrumpft, wir brauchen bald jede Hand an Deck.“ Ähnliche Rechnungen gelten  Peichl und Blömer zufolge auch für Alleinerziehende mit zwei Kindern, meist Mütter. Hier rechnet sich bereits eine Beschäftigung über einen Kleinstjob mit 100 Euro im Monat hinaus kaum. Bei der Aufnahme eines Minijobs bleiben von 10 Euro pro Stunde nur 3,80 Euro des zusätzlich verdienten Einkommens übrig, verglichen mit einem Anspruch auf Arbeitslosengeld II. Ist es ein Teilzeitjob mit 20 Wochenstunden, bleiben von 10 Euro brutto nur 2,90 Euro übrig, bei einem Vollzeitjob mit 40 Wochenstunden sind es 3,90 Euro.

 

Zweitverdiener mit hohen Steuern und Abgaben belastet

 

Auch in Paarhaushalten werden Zweitverdienende mit hohen Steuern und Abgaben belastet, wenn sie Teilzeit- oder Vollzeit arbeiten. Grund dafür ist das Ehegattensplitting im deutschen Steuersystem. Verdient ein Partner zum Beispiel 48.000 Euro brutto im Jahr, würde der oder die Zweitverdienende bei einem Stundenlohn von 10 Euro und einem Minijob (10 Wochenstunden) 5.400 Euro im Jahr hinzuverdienen. Bei einem Teilzeitjob mit 20 Wochenstunden mit 10 Euro brutto bleiben der Familie 6.293 Euro im Jahr zusätzlich. „Also hätte der oder die Zweitverdienende, der doppelt so viel arbeitet, weniger als 1.000 Euro im Jahr mehr in der Tasche.

 

Kein Anreiz, mehr zu arbeiten

 

Da stimmt etwas ganz Grundsätzliches nicht“, sagt Peichl. „Das ist nicht gerecht, und es ist kein Anreiz insbesondere für Frauen, mehr zu arbeiten, obwohl jetzt die geburtenstarken Jahrgänge nach und nach in die Rente gehen.“ Von 7,6 Millionen Ehefrauen im Erwerbsalter haben 6 Millionen ein geringeres Einkommen als der Mann und sind demnach Zweitverdienerinnen.

 

Studie: „Für wen lohnt sich Arbeit? Partizipationsbelastungen im deutschen Steuer-, Abgaben- und Transfersystem“, von Andreas Peichl und Maximilian Blömer (ifo Institut) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung

Nachzulesen hier: https://www.ifo.de/publikationen/2020/monographie-autorenschaft/fuer-wen-lohnt-sich-arbeit pm, ifo

 

English version

 

It is financially hardly interesting for single people with low wages to work full-time. With an additional gross wage of 10 euros per hour, only 2.50 to 3.90 euros net are left for childless people. This is the result of a study by Ifo researchers Andreas Peichl and Maximilian Blömer for the Bertelsmann Foundation. "The cause is a fatal interaction of taxes, contributions and the withdrawal of social benefits," says Peichl.

 

"This system error must be eliminated. The working population is shrinking, we will soon need every hand on deck". According to Peichl and Blömer, similar calculations also apply to single parents with two children, mostly mothers. In this case, even a small job costing 100 euros a month is hardly worthwhile. With the admission of a mini-job only 3.80 euro of the additionally earned income remain from 10 euro per hour, compared with a requirement on unemployment pay II. If it is a part-time job with 20 hours per week, only 2.90 Euros of gross income remain from 10 Euros, compared to 3.90 Euros for a full-time job with 40 hours per week.

 

Second earners burdened with high taxes and duties

 

In couple households, too, second earners are burdened with high taxes and contributions if they work part-time or full-time. The reason for this is the splitting of spouses in the German tax system. For example, if one partner earns 48,000 euros gross per year, the second earner would earn 5,400 euros per year if he or she were paid 10 euros per hour and had a mini-job (10 hours per week). For a part-time job with 20 hours per week at 10 Euros gross, the family would earn an additional 6,293 Euros per year. "So the second earning person, who works twice as much, would have less than 1,000 euros more in his or her pocket per year.

 

No incentive to work more

 

There is something fundamentally wrong," says Peichl. "It's not fair, and there is no incentive, especially for women, to work more, even though the baby boomers are now gradually retiring. Of 7.6 million women of working age, 6 million have a lower income than their husbands and are therefore second earners. pm, ifo, mei