Das gilt auch für Deutschland - wobei der Rückgang der Wirtschaftsleistung 2020 hier insgesamt etwas geringer ausgefallen ist als in anderen (EU-)Ländern.
Dies zeigen unter anderem die jüngsten Ergebnisse des vierteljährlich erhobenen und veröffentlichten Global Economic Conditions Survey (GECS) des IMA (Institute of Management Accountants) und der ACCA (Association of Chartered Certified Accountants) unter mehr als 3.000 CFOs und Buchhaltern weltweit.
Positive Bewertungen im vierten Quartal
Noch im vierten Quartal 2020 zeigten die Finanzfachleute überwiegend positive Bewertungen, die das Vertrauen in die europäische Wirtschaft trotz Brexit und Pandemie widerspiegeln. Nach historischen Rückgängen beim BIP der westeuropäischen Länder war das Wachstum stärker als erwartet. Das führte dazu, dass Europa einen besonders starken Zuwachs an Geschäftsaufträgen verzeichnen konnte. Die strengeren Pandemie-Regeln zum Jahresende sorgten jedoch dafür, dass sich die Aussichten wieder leicht eintrübten.
Vorkrisen-Niveau noch nicht in Sicht
Obwohl die Europäische Zentralbank (EZB) beschlossen hat, das Programm zum Ankauf von Vermögenswerten auszuweiten und die Laufzeit zu verlängern, wird die Wirtschaftsleistung auf Vorkrisen-Niveau so schnell nicht wieder erreicht werden. Die gesamte europäische Wirtschaft schrumpfte im Vergleich zum Vorjahr um 7,5 Prozent. Das ist deutlich mehr als die gesamte Weltwirtschaft, die im Jahr 2020 einen Rückgang der Produktion um 4,5 Prozent verzeichnet. Das ist der größte Rückgang der globalen Aktivität seit mehreren Jahrzehnten. Auch in Deutschland ist die Wirtschaft während der Pandemie um rund 4,5 Prozent geschrumpft - und damit weniger als in vielen anderen Ländern Westeuropas.
In der zweiten Hälfte des "W"
Die weitere erwartete Erholung wird im aktuellen Jahr als zweite Hälfte einer W-förmigen Kurve stattfinden - vorausgesetzt, die Impfkampagnen verlaufen erfolgreich. Im positivsten Fall kann das Vorkrisenniveau bereits zum Jahresende erreicht werden. Im negativeren Fall (verzögerte Massenimpfung usw.) wird sich die Weltwirtschaft - und damit auch die europäische bzw. deutsche - auch Ende 2022 noch rund zwei Prozent unter Vorkrisenniveau befinden. Wahrscheinlich ist aber ein Verlauf, der die Erholung zur Jahresmitte 2022 abgeschlossen sieht. Diese rund zweijährige Frist bis zur Erholung nach der Rezession kann dabei im historischen Kontext als vergleichsweise kurz gelten - zumal die Forscher keinen signifikanten Einfluss der Brexit-Folgen auf das diesjährige BIP haben werden, da die Nachfrage bereits schwach ist.
Verdeckte Arbeitslosigkeit könnte Aufschwung bremsen
Die verdeckte Arbeitslosigkeit durch die Kurzarbeits-Regelungen könnte nicht nur den Aufschwung ausbremsen, wenn sie nach Auslaufen offenkundig wird, sondern sie kann auch das Verbrauchervertrauen unterminieren und längerfristige Negativeffekte bewirken - weit über 2021 hinaus. Die hohen Arbeitslosenquoten werden wahrscheinlich bis ins Jahr 2022 anhalten. Die negativen Nebeneffekte werden das Wachstumspotenzial langfristig weiter beeinträchtigen.
Die Konsumausgaben werden anziehen
Auf der anderen Seite werden die Konsumausgaben anziehen, weil sich in Zeiten des Lockdowns einige Ersparnisse angesammelt haben dürften. Auch der Europäische Rettungsfonds in Höhe von rund 750 Mrd. EUR wird voraussichtlich in der zweiten Hälfte des Jahres 2021 mit der Verteilung der Mittel beginnen, was für einen weiteren Anstieg der Nachfrage sorgen sollte.
Pandemie muss nachhaltig kontrolliert werden
"Bei der Prognose für 2021 und folgende gibt es vergleichsweise viele Variablen, die sich sehr unterschiedlich entwickeln und die Dynamik des Aufschwungs entsprechend beeinflussen können. Da Deutschland in dieser Hinsicht im europäischen Kontext recht passabel dasteht, ist aber mit einer soliden Entwicklung zu rechnen - sofern sich die Pandemie nachhaltig unter Kontrolle bringen lässt ", sagt Bernardin Generalao, Director Regional Partner Relations DACH bei IMA.
Fiskalpolitik nicht zu früh straffen
Die pandemiebedingte Rezession hat zu deflationären Tendenzen geführt. Die Stimuli für die Wirtschaft sowie die wieder anziehende Nachfrage könnten für eine vergleichsweise hohe Inflationsrate sorgen. Das bedeutet: Trotz der derzeit notwendigen finanziellen Großzügigkeit besteht kein Zweifel daran, dass irgendwann auch wieder eine Straffung der Fiskalpolitik notwendig sein wird. Wann und wie dies geschieht, darüber hat die Politik zu entscheiden. Ihr fällt die Aufgabe zu, den richtigen Zeitpunkt zu identifizieren, damit die Erholung nicht gleich wieder abgewürgt wird. pm, ots
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Fotograf: Institute of Management Accountants (IMA)
English version
After a temporarily more optimistic phase, international financial experts are currently much less confident. This also applies to Germany - although the overall decline in economic output in 2020 was somewhat less pronounced here than in other (EU) countries.
This is shown, among other things, by the latest results of the quarterly Global Economic Conditions Survey (GECS) of the IMA (Institute of Management Accountants) and the ACCA (Association of Chartered Certified Accountants) among more than 3,000 CFOs and accountants worldwide.
Positive ratings in the fourth quarter
As recently as the fourth quarter of 2020, finance professionals showed mostly positive ratings, reflecting confidence in the European economy despite Brexit and the pandemic. After historic declines in GDP in Western European countries, growth was stronger than expected. As a result, Europe saw particularly strong growth in business orders. However, stricter pandemic rules at the end of the year caused the outlook to deteriorate slightly again.
Pre-crisis level not yet in sight
Although the European Central Bank (ECB) has decided to expand the asset purchase program and extend its duration, economic output will not return to pre-crisis levels any time soon. The entire European economy contracted by 7.5 percent year-on-year. That is significantly more than the entire global economy, which recorded a 4.5 percent decline in output in 2020. This is the largest decline in global activity in several decades. Germany's economy also contracted by around 4.5 percent during the pandemic - less than many other countries in Western Europe.
In the second half of the "W"
The further expected recovery will take place in the current year as the second half of a W-shaped curve - provided that the vaccination campaigns are successful. In the most positive case, pre-crisis levels may be reached by the end of the year. In the more negative case (delayed mass vaccination, etc.), the global economy - and thus also the European and German economies - will still be around two percent below pre-crisis levels at the end of 2022. However, it is likely that the recovery will be completed by mid-2022. This roughly two-year period until recovery after the recession can be considered comparatively short in a historical context - especially since the researchers do not expect the Brexit consequences to have a significant impact on this year's GDP, as demand is already weak.
Hidden unemployment could put the brakes on recovery
Hidden unemployment from short-time work schemes could not only hold back the recovery if it becomes apparent when it expires, but it may also undermine consumer confidence and cause longer-term negative effects - well beyond 2021. High unemployment rates are likely to persist into 2022. The negative spillover effects will further impair growth potential in the long term.
Consumer spending will pick up
On the other hand, consumer spending will pick up because some savings are likely to have accumulated during the lockdown. The European Bailout Fund of around EUR 750 billion is also expected to start distributing funds in the second half of 2021, which should ensure a further increase in demand.
Pandemic must be controlled sustainably
"When it comes to the forecast for 2021 and beyond, there are comparatively many variables that can develop very differently and influence the dynamics of the recovery accordingly. However, since Germany is doing quite well in this respect in the European context, a solid development can be expected - provided the pandemic can be brought under control in the long term ", says Bernardin Generalao, Director Regional Partner Relations DACH at IMA.
Do not tighten fiscal policy too early
The pandemic-induced recession has led to deflationary tendencies. The stimuli for the economy as well as the rebound in demand could ensure a comparatively high inflation rate. This means that despite the current need for financial generosity, there is no doubt that fiscal tightening will also be necessary again at some point. It is up to policymakers to decide when and how this will happen. It is up to them to identify the right time so that the recovery is not immediately stalled again. pm, ots, mei
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