Während der Pandemie sind immer mehr Deutsche gezwungen, Schulden aufzunehmen - Konsumverhalten verändert sich

In Folge des Ausbruchs von Covid-19 sah sich etwa jeder Zehnte (12 Prozent) gezwungen, Schulden aufzunehmen. Das zeigt der aktuelle Covid-19 Finanzreport des Finanzdienstleisters und -investors EOS mit einer repräsentativen Umfrage in fünf europäischen Ländern.

 

Demnach mussten sich die Befragten hierzulande vor allem Geld leihen, um ihren Alltag zu bestreiten: Für die laufenden Lebenshaltungskosten haben 39 Prozent der verschuldeten Deutschen Anleihen gemacht, gefolgt von Wohnkosten (29 Prozent) und Ausgaben für die Gesundheit (20 Prozent). Die Höhe der Schulden betrug bei der Mehrheit (57 Prozent) bis zu 2.500 Euro, bei 40 Prozent der Verschuldeten lag sie darüber.

 

Verbindlichkeiten können nicht mehr zurückgezahlt werden

 

Problematisch: 12 Prozent der Befragten gaben an, seit Beginn der Pandemie Verbindlichkeiten nicht mehr zurückzahlen zu können. "Wir befinden uns derzeit in einer kaum abzuschätzenden und schwer planbaren Ausnahmesituation, mit der niemand gerechnet hat. Wenn einige Menschen daraufhin gezwungen sind, für lebensnotwendige Dinge vorübergehend Schulden aufzunehmen, ist das mehr als verständlich. Kritisch wird es aber, wenn sie ihren Verpflichtungen in der Folge nicht mehr nachkommen können", erklärt Andreas Kropp, Geschäftsführer der EOS Gruppe und zuständig für den deutschen Markt.

 

Alleinerziehende und jüngere Menschen leiden besonders unter der Krise

 

Die Pandemie trifft Alleinerziehende am stärksten: Jede*r Vierte (26 Prozent) von ihnen gab an, in Folge von Covid-19 Schulden gemacht zu haben, 23 Prozent sind sogar in die Überschuldung gerutscht. Zudem befürchten 39 Prozent der alleinstehenden Eltern, sich in den kommenden sechs Monaten infolge der Corona-Krise Geld leihen zu müssen. Eine weitere Bevölkerungsgruppe mit überdurchschnittlich hoher finanzieller Belastung stellen junge Menschen zwischen 18 und 29 Jahren dar. Von ihnen gaben 18 Prozent an, sich wegen der Pandemie verschuldet zu haben. Zum Vergleich: In der Gruppe der 50- bis 65-Jährigen waren es nur 6 Prozent. Zudem fürchten 31 Prozent der jüngeren Generation, zukünftig Schulden aufzunehmen zu müssen, während es unter den älteren Befragten nur jede*r Zehnte ist.

 

Deutschland steht noch vergleichsweise gut da

 

Im europäischen Vergleich zeigt sich zum Teil ein deutlich anderes Bild: Während sich hierzulande 12 Prozent verschuldet haben, waren es in Spanien 15 Prozent, in Kroatien 19 Prozent, in Rumänien 28 Prozent und in Bulgarien sogar 32 Prozent. "Maßnahmen wie das Kurzarbeitergeld oder die Wirtschaftshilfen der Bundesregierung haben geholfen, viele Deutsche vor Schulden aufgrund der Corona-Pandemie zu bewahren", analysiert Kropp. "Entsprechend ist Deutschland bislang vergleichsweise stabil durch die Krise gekommen."

 

Deutsche sparen vor allem beim Urlaub - und wollen bald wieder reisen

 

Dennoch schlägt sich die angespannte wirtschaftliche Lage im Konsumverhalten der Deutschen nieder. So hat eine große Mehrheit der Befragten (80 Prozent) während der Pandemie notwendige oder geplante Ausgaben nicht getätigt. Am häufigsten schränkten sich die deutschen Verbraucher*innen bei ihrem Urlaub (65 Prozent) ein, aber auch der Kauf von Einrichtungsgegenständen (21 Prozent), Renovierungen (19 Prozent) sowie Ausgaben für Gesundheit (12 Prozent) und Bildung (12 Prozent) standen auf der Streichliste. Und nach der Krise? Die Deutschen sehnen sich vor allem danach, wieder zu reisen: Nach Ende der Pandemie planen 60 Prozent als erstes Geld für Urlaub auszugeben. pm, ots