Clara Zetkin hat Geschichte geschrieben. Als die deutsche Sozialistin im August des Jahres 1910 in Kopenhagen den Weltfrauentag ins Leben rief, wurde diese Initiative von vielen Menschen in der Welt noch belächelt. Inzwischen sind sogar unzählige Männer der Ansicht, dass die Bedeutung von Frauen auf allen Gebieten des Alltags weiter gestärkt werden sollte.
Doch selbst 111 Jahre nach Zetkins Offensive müssen Frauen weiter um Gleichberechtigung kämpfen. Ist allein dieser Fakt als Skandal zu werten? Die Antwort auf diese Frage kann nur lauten: Ja klar! Die Leistung von Frauen wird in der Öffentlichkeit mehrheitlich noch immer nicht ausreichend honoriert. Und zwar nicht nur in der Dritten Welt, sondern auch in den angeblich so weit fortgeschrittenen Industrieländern.
Frauen setzen auf den Verstand
Ein Beispiel: Professor Horst-Eberhard Richter, Psychoanalytiker an der Universität Gießen, hat nach der Weltfinanzkrise im Jahr 2009 die Auffassung vertreten, dass das Zocker-Unwesen im Banking und die daraus resultierende Seuche in der Finanzwelt in ihrem verheerenden Ausmaß niemals so stark aufgetreten wäre, wenn in der globalen Bankenszene mehr Frauen in Führungspositionen die Richtung vorgegeben und bestimmt hätten. „Frauen setzen auch in Krisenszenen stärker auf den Verstand und lassen ihre Entscheidungen nicht durch das Hormon Testoteron leiten“, so die Erklärung des Wissenschaftlers.
Die Sicht eines dreifachen Großvaters
Frauen leisten in unzähligen Bereichen Überdurchschnittliches – und das immer mehr. Wer die Leistung weiblicher Wesen aus der Sicht eines dreifachen Großvaters bewertet, kann zu keinem anderen Urteil kommen. Wenn also am 8. März der Internationale Frauentag begangen wird, dann nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass in unzähligen Ländern - auch in Europa, Nordamerika und anderen angeblich weit entwickelten Nationen auf dem Globus - der Kampf für die Gleichberechtigung der Frau weiter notwendig ist. Dies nicht zuletzt auch deshalb, weil sich in vielen Teilen der Welt in den Köpfen der Menschheit ein längst überholtes Rollenbild von Frau und Mann verfestigt hat.
Frauentag muss jeden Tag sein
Die auf zahlreichen Gebieten versagende UN – also die Vereinten Nationen mit Sitz in New York - stellt den internationalen Frauentag in diesem Jahr unter das Motto "Frauen in Führungspositionen: Für eine ebenbürtige Zukunft in einer COVID-19-Welt". Richtig ist: Frauen stellen in Mitteleuropa aktuell nicht nur in Pflegeberufen drei Viertel des Personals, sondern leisten darüber hinaus auch im Privatleben (z.B. in der Pflege von Familienmitgliedern, im Haushalt, im so genannten Home Schooling sowie in der Kinderbetreuung ganz Hervorragendes. Doch es geht nicht nur um die Rolle der Frau in Pandemie-Zeiten, sondern gerade auch in normalen Zeiten, die hoffentlich bald wieder anbrechen werden. Ergo: Frauentag darf nicht nur einmal im Jahr sein, sondern Tag für Tag.
Es geht um Respekt und Anerkennung
Auch wenn es wohl schwerfällt, müssen das selbst jene maskulinen Figuren anerkennen, die noch immer glauben, in der Relation zu weiblichen Mitmenschen einen höheren Wert aufzuweisen. Denn nach wie vor ist ein großer Teil der maskulinen Gattung des Homo sapiens als Fehlkonstrukt zu bewerten. Merke: Bei der Gleichberechtigung der Frau geht es nicht nur um gleiche Bezahlung – es geht auch um Respekt und Anerkennung!
Udo Rettberg
English version
Women must continue to fight for equal rights. A (male) opinion on International Women's Day 2021.Clara Zetkin made history. When the German socialist founded International Women's Day in Copenhagen in August 1910, many people in the world still smiled at this initiative.
In the meantime, even countless men are of the opinion that the importance of women should be further strengthened in all areas of everyday life.
But even 111 years after Zetkin's offensive, women still have to fight for equal rights. Is this fact alone to be considered a scandal? The answer to this question can only be: Yes, of course! Women's achievements are still not sufficiently honoured by the majority of the public. And not only in the Third World, but also in the supposedly so advanced industrialised countries.
Women rely on their intellect
An example: Professor Horst-Eberhard Richter, a psychoanalyst at the University of Giessen, argued after the world financial crisis in 2009 that the gambler's mischief in banking and the resulting epidemic in the financial world would never have occurred to such a devastating extent if more women in leadership positions in the global banking scene had set the tone and determined the course. "Women rely more on reason, even in crisis scenes, and do not let the hormone testoterone guide their decisions," is the scientist's explanation.
The view of a grandfather of three
Women achieve above average in countless areas - and more and more. Anyone who evaluates the performance of female beings from the perspective of a grandfather of three cannot come to any other conclusion. So when International Women's Day is celebrated on 8 March, it is not least against the background that in countless countries - also in Europe, North America and other supposedly highly developed nations on the globe - the fight for equal rights for women is still necessary. This is not least because in many parts of the world an outdated role model of women and men has become entrenched in the minds of humanity.
Women's Day must be every day
The UN - i.e. the United Nations with its headquarters in New York - which is failing in many areas, has chosen the motto "Women in leadership positions: Towards an Equal Future in a COVID-19 World". It is true that women currently account for three quarters of the staff in Central Europe, not only in the caring professions, but also in private life (e.g. in caring for family members, in the household, in so-called home schooling and in child care). But it is not only about the role of women in pandemic times, but also in normal times, which we hope will soon return. Ergo: Women's Day should not only be once a year, but day after day.
It's about respect and recognition
Even though it may be difficult, even those masculine figures who still believe that they have a higher value in relation to their female fellow human beings must recognise this. For a large part of the masculine species of Homo sapiens is still to be judged as a misconstruction. Remember: Equal rights for women are not only about equal pay - they are also about respect and recognition. Udo Rettberg