"Wir haben gesehen, dass die Kirchen, und das betrifft die Evangelische Kirche genauso, zu einer echten Aufarbeitung nicht in der Lage sind", sagte Katsch der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "nd.Der Tag".
Das Parlament müsse daher eine "Wahrheitskommission zur Aufarbeitung der Verbrechen als unabhängiges Gremium" berufen oder selbst eine Enquetekommission einsetzen, "die die Aufarbeitung in den Bistümern und Landeskirchen begleitet". Weiter spricht sich Katsch für eine Strafrechtsreform aus. Denn anders als beispielsweise in Frankreich sei es in Deutschland nicht strafbar, "als Vorgesetzter Missbrauch in einer Institution zu vertuschen". Deshalb hätten es die zuständigen Staatsanwaltschaften bislang auch meist abgelehnt, Ermittlungen gegen ehemalige Generalvikare oder Bischöfe einzuleiten.
Erneut "simples Aktenstudium" betrieben worden
Der Verein "Eckiger Tisch" vertritt die Interessen von Menschen, die als Kinder und Jugendliche insbesondere in Einrichtungen der Katholischen Kirche sexualisierte Gewalt und Nötigung erlitten haben. Mit Blick auf das Gutachten zu solchen Vorfällen im Erzbistum Köln, das heute veröffentlicht werden soll, kritisierte Katsch, hier sei erneut nur "simples Aktenstudium" betrieben worden. "Wir kennen aber viele Betroffene, die in diesen Akten nicht auftauchen und sich auch nicht an die Kirche gewandt haben", sagte der 58-Jährige. Katsch ist ehemaliger Schüler des Berliner Canisius-Kollegs und wurde dort sexuell misshandelt. Das SPD-Mitglied kandidiert zur Wahl im September für den Deutschen Bundestag und will sich dort weiter für Betroffene von Missbrauch engagieren. pm, ots