Ischinger sagte der "Heilbronner Stimme": "Es ist im europäischen Interesse, dass die Präsidentschaft von Biden ein Erfolg wird. Oder wollen wir riskieren, dass 2024 wieder ein Trump gewinnt? Wir dürfen das jetzt nicht lieblos verschlafen."
Nach der Amtseinführung Joe Bidens habe es bislang viel zu wenige Initiativen aus Deutschland und Europa gegeben, so der 75-Jährige. Er betonte: "Ich hätte mir hier deutlich mehr gewünscht. Wir hatten ja genug Zeit, Ideen zu entwickeln. Aus den USA vernehme ich Enttäuschung. Man hatte sich viel mehr konstruktive Vorschläge aus Europa erhofft. Hoffentlich geht dieser Honeymoon nicht schneller zu Ende, als uns lieb sein kann."
"Baustellen gibt es genug"
Ischinger sagte weiter mit Blick auf die transatlantischen Beziehungen: "Baustellen gibt es genug - und die sind nicht automatisch mit Trump verschwunden. Wir brauchen eine Kompromisslösung für Nord Stream 2, die für alle Seiten akzeptabel ist. Wir brauchen ein gemeinsames Verständnis davon, wie wir mit China und Russland umgehen wollen. Natürlich haben die Beziehungen zu den USA in den vergangenen Jahren gelitten. Aber wir haben jetzt die Gelegenheit, diese Beziehungen auf eine neue Grundlage zu stellen. Dafür haben wir mit der Biden-Regierung einen exzellenten Partner. Nochmal: Auch wir haben da eine Bringschuld. Wir sollten schon selbst Vorschläge machen, was wir gemeinsam machen könnten und machen wollen." pm, ots
English version
Wolfgang Ischinger, chairman of the Munich Security Conference, warns that the opportunities in the transatlantic relationship should not be "lovelessly" squandered.Ischinger told the "Heilbronner Stimme": "It is in Europe's interest that Biden's presidency is a success. Or do we want to risk another Trump winning in 2024? We must not lovelessly sleep through this now."
After Joe Biden's inauguration, there have been far too few initiatives from Germany and Europe so far, the 75-year-old said. He stressed: "I would have liked to see much more here. We have had enough time to develop ideas. I hear disappointment from the USA. We had hoped for much more constructive proposals from Europe. Hopefully this honeymoon will not end sooner than we would like."
"There are enough building sites"
Ischinger went on to say with regard to transatlantic relations: "There are enough building sites - and they did not automatically disappear with Trump. We need a compromise solution for Nord Stream 2 that is acceptable to all sides. We need a common understanding of how we want to deal with China and Russia. Of course, relations with the US have suffered in recent years. But we now have the opportunity to put these relations on a new footing. We have an excellent partner for this in the Biden administration. Once again, we also have a duty to deliver. We should already make proposals ourselves on what we could and want to do together."
pm, ots, mei