Bei der Gender-Sprache geht es um gesellschaftliche Machtkämpfe

Der Vorsitzende der Gesellschaft für deutsche Sprache, Peter Schlobinski, hält den verstärkten Einsatz von Gendersternchen und Gender-Doppelpunkten im Schriftverkehr von staatlichen Stellen und an Universitäten nicht für gedeckt mit den in Deutschland geltenden Rechtschreibregeln.

 

"Für die offizielle Schreibung in Institutionen, Verwaltungen, Schulen, Universitäten haben wir den Rechtschreibrat und das ist die Norm, an die wir uns zu halten haben", sagte der Sprachwissenschaftler in einem Interview mit dem "Tagesspiegel". "Also wenn jetzt jeder davon abweicht - wir haben in Hannover den Stern, in Lübeck den Doppelpunkt -, dann führt das zu einer nicht vereinheitlichten Rechtschreibung", sagte Schlobinski. "Und das deckt sich einfach nicht mit dem Auftrag, den die Kultusministerkonferenz dem Rechtschreibrat gegeben hat, und dem ich auch folgen würde." Die Schreibungen wie mit dem Sternchen führten "zu vielen sinnlosen und linguistisch widersprüchlichen Formen".

 

Verbot der Gendersprache bei staatlichen Stellen

 

Hamburgs CDU-Chef Christoph Ploß hatte sich zuletzt für ein Verbot der Gendersprache bei staatlichen Stellen eingesetzt. Von Beamten, Lehrkräften und Dozenten erwarte er, dass sie im Dienst gültige Regeln und Normen nicht einfach willkürlich verändern. Deshalb sei für staatliche Stellen ein Gesetz nötig, wie es auch in Frankreich diskutiert werde. In Deutschland halten 65 Prozent der Bevölkerung einer aktuellen Umfrage zufolge nichts von einer stärkeren Berücksichtigung unterschiedlicher Geschlechter in der Sprache.

 

Drei-Genus-System im Deutschen hat sich im indogermanischen etabliert

 

Das Drei-Genus-System im Deutschen, also Maskulinum, Femininum, Neutrum, habe sich bereits im Spätindogermanischen etabliert, sagte Schlobinski. "Und das steht sozusagen quer zu der Frage, ob ich intersexuelle, queere und andere Personen mitbezeichne oder nicht." Das sei im Genus-System nicht abgebildet. "Also Genus auf der einen Seite und Sexus und Gender auf der anderen Seite. Das ist in verschiedenen Punkten nicht miteinander kompatibel", sagte Schlobinski. Es gehe hier also im Kern um gesellschaftliche Auseinandersetzungen und dahinter stünden Machtkämpfe.

 

English version

 

The chairman of the German Language Society, Peter Schlobinski, does not consider the increased use of gender asterisks and gender colons in correspondence from government agencies and at universities to be covered by the spelling rules that apply in Germany.

 

"For the official spelling in institutions, administrations, schools, universities, we have the spelling council and that is the norm we have to follow," said the linguist in an interview with the "Tagesspiegel". "So if everyone now deviates from it - we have the asterisk in Hanover, the colon in Lübeck - then that leads to a non-unified spelling," Schlobinski said. "And that simply doesn't coincide with the mandate given to the Spelling Council by the Conference of Ministers of Education and Cultural Affairs, which I would also follow." The spellings like with the asterisk led to "many senseless and linguistically contradictory forms".

 

Hamburg's CDU leader Christoph Ploß had recently advocated a ban on the use of gendered language in state offices. He expects civil servants, teachers and lecturers not to arbitrarily change valid rules and norms while on duty. Therefore, he said, a law is needed for state agencies, as is being discussed in France. In Germany, according to a recent survey, 65 per cent of the population do not think much of a stronger consideration of different genders in the language.

 

Three-genus system in German established in Indo-European

 

The three-genus system in German, i.e. masculine, feminine, neuter, had already established itself in late Indo-European, said Schlobinski. "And that is, so to speak, at odds with the question of whether or not I include intersexual, queer and other persons." That is not reflected in the genus system, he said. "So genus on the one hand and sexus and gender on the other. That is not compatible with each other in various ways," Schlobinski said. So at the core of the issue are social disputes and behind them are power struggles. The mood in the executive suites of the German economy has improved noticeably. The Ifo Business Climate Index rose to 99.2 points in May, after 96.6 points in April. This is the highest value since May 2019. pm, ots, mei