DIW-Chef Marcel Fratzscher warnt davor, dass die konjunkturelle Erholung nach dem Höhepunkt der Corona-Krise nicht von Dauer sein könnte.
Nach einem vorübergehenden Boom könnte die deutsche Wirtschaft schon im kommenden Jahr "wieder in ein tiefes Loch fallen", so der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung gegenüber der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Er drängte deshalb dringend auf einen Kurswechsel der Politik. Der Ökonom kritisierte, die größte Schwäche der Wirtschaftspolitik sei der starke Fokus auf die kurzfristige Stabilisierung in der Krise. Er forderte: "Die Bundesregierung sollte dringend ein umfangreiches Programm für Zukunftsinvestitionen beschließen, um Unternehmen auch langfristig Perspektiven zu eröffnen und die Transformation der deutschen Wirtschaft in Bezug auf Klimaschutz, Digitalisierung und Bildung endlich auf den Weg zu bringen."
Große Bildungsoffensive ist erforderlich
Fratzscher forderte zudem eine große Bildungsoffensive, "um den besonders benachteiligten Kindern und Jugendlichen wieder Zukunftschancen zu eröffnen". Die Bundesregierung sollte nach seinen Worten außerdem ein "Lebenschancenerbe oder Startgeld für junge Menschen nach dem ersten Berufsabschluss beschließen", damit sie bessere Chancen hätten, ihre eigene Zukunft zu gestalten.
Erwartung eines temporären Wirtschaftsbooms
Mit Blick auf die Konjunktur erläuterte Fratzscher: "Meine Sorge gilt nicht dem kommenden halben Jahr, denn ich erwarte einen temporären Wirtschaftsboom durch die aufgestauten Ersparnisse und Nachholeffekte bei Konsum und Investitionen." Das größte Risiko sei, dass die deutsche Wirtschaft 2022 wieder in ein tiefes Loch fallen könnte, wenn die Aufholeffekte vorüber seien und viele Unternehmen ihre hohen Schulden nicht bedienen könnten und keine ausreichenden Perspektiven hätten. "Eine Welle von Unternehmensinsolvenzen ist ein großes und gleichzeitig unterschätztes Risiko", so Fratzscher. pm, ots
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English version
DIW head Marcel Fratzscher warns that the economic recovery after the peak of the Corona crisis might not last.
After a temporary boom, the German economy could "fall back into a deep hole" as early as next year, the President of the German Institute for Economic Research told the "Neue Osnabrücker Zeitung". He therefore urgently pressed for a change of course in politics. The economist criticised that the greatest weakness of economic policy was the strong focus on short-term stabilisation in the crisis. He demanded: "The federal government should urgently adopt a comprehensive programme for investments in the future in order to open up long-term prospects for companies and finally get the transformation of the German economy underway in terms of climate protection, digitalisation and education."
Major education offensive is needed
Fratzscher also called for a major education offensive "to open up future opportunities again for the particularly disadvantaged children and young people". According to him, the federal government should also adopt a "life chance inheritance or start-up money for young people after their first vocational qualification" so that they would have better chances to shape their own future.
Expectation of a temporary economic boom
Looking at the economy, Fratzscher explained, "My concern is not about the next six months, because I expect a temporary economic boom from pent-up savings and catch-up effects in consumption and investment." The biggest risk, he said, is that the German economy could fall into a deep hole again in 2022, when the catch-up effects are over and many companies cannot service their high debts and do not have sufficient prospects. "A wave of corporate insolvencies is a major and at the same time underestimated risk," Fratzscher said. pm, ots, mei