In die Debatte um das Impfen von Kindern und Jugendlichen hat sich jetzt auch die renommierte Jugendforscherin Gunda Voigts eingeschaltet.
"Meine klare Forderung dazu lautet: Jetzt sind die 16- bis 27-Jährigen und wenn möglich auch die ab Zwölfjährigen dran. Ich würde mir statt der Aufhebung der Priorisierung wünschen, dass nun die jungen Menschen geimpft werden, damit sie wieder ihren Hobbys nachgehen können, sich mit ihren Freunden treffen können. Junge Menschen brauchen ihre Freiräume zurück, um gesund aufwachsen zu können", erklärte die Professorin der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ).
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Für Studierende eine Katastrophe
Gleichzeitig betonte die 49-jährige Wissenschaftlerin, die auch Mitglied der Kinder- und Jugendkommission Niedersachsen ist, dass sie bei ihrer eigenen Impfung auch gern einem jungen Menschen den Vortritt gelassen hätte. "Ich habe mit vielen jungen Menschen zu tun, auch in der eigenen Familie. Wenn ich die Wahl hätte, träte ich meine Impfung auf jeden Fall an sie ab. Ich finde es wichtiger, dass sie geimpft sind." Wenn es sein müsse, könne sie auch noch weiter online lehren. "Aber für die Studierenden am anderen Ende der Online-Leitung wäre das eine Katastrophe. Sie kennen die Hochschule zum Teil noch gar nicht von innen, haben kaum Chancen, andere Studierende kennenzulernen", fügte die Professorin hinzu.
Schulschließungen waren ein Fehler
Überdies nannte Voigts, die Ex-Mitglied der Sachverständigenkommission des Kinder- und Jugendberichts der Bundesregierung (2014-2017) ist und zu deren aktuellem Lehrgebiet die "Kinder- und Jugendhilfe in Corona-Zeiten" gehört, die Schließung von Schulen während der Pandemie einen Fehler. "Ich habe von Anfang an dafür geworben, die Schulen offen zu halten, und zwar komplett und unabhängig von Inzidenzen", sagte sie und fügte hinzu: "Für die meisten Jugendlichen wäre es schlimm, wenn die Schulen erneut geschlossen werden müssten. Das darf nicht passieren. Schulen müssen in Pandemiezeiten Orte für junge Menschen sein, die ihnen das Treffen mit ihren Freunden und Freundinnen ermöglichen. Dazu braucht es offene Schulkantinen, Schulgelände und Turnhallen." Es gelte, Schulen herauszuholen aus ihren begrenzten Räumen und Zeiten. Vorderstes Ziel müsse es sein, dass Kinder und Jugendliche auch in Pandemiezeiten aufeinandertreffen könnten. pm, ots
English version
The renowned youth researcher Gunda Voigts has now joined the debate on vaccinating children and adolescents.
"My clear demand on this is: Now it's the turn of the 16 to 27 year olds and if possible also the twelve year olds and older. Instead of lifting the prioritisation, I would like to see young people vaccinated now so that they can pursue their hobbies again, meet up with their friends. Young people need their free spaces back in order to be able to grow up healthy," explained the professor of the Hamburg University of Applied Sciences in an interview with the "Neue Osnabrücker Zeitung" (NOZ).
At the same time, the 49-year-old scientist, who is also a member of the Children and Youth Commission of Lower Saxony, emphasised that she would also have liked to give way to a young person in her own vaccination. "I have to deal with many young people, also in my own family. If I had the choice, I would definitely cede my vaccination to them. I think it's more important that they are vaccinated." If she had to, she could still continue teaching online. "But for the students at the other end of the online line, that would be a disaster. Some of them don't even know the university from the inside yet, they hardly have a chance to get to know other students," the professor added.
School closures were a mistake
Moreover, Voigts, who is an ex-member of the expert commission of the Federal Government's Child and Youth Report (2014-2017) and whose current teaching area includes "Child and Youth Welfare in Corona Times", called the closure of schools during the pandemic a mistake. "I have been advocating from the beginning to keep schools open, completely and irrespective of incidences," she said, adding, "It would be bad for most young people if schools had to be closed again. That must not happen. Schools must be places for young people to meet their friends in times of pandemic. This requires open school canteens, school grounds and gymnasiums." It is important to get schools out of their limited spaces and times. The primary goal must be that children and young people can meet each other even in times of pandemics. pm, ots, mei