Drei Monate vor der Bundestagswahl ist es für einen Großteil (80 Prozent) der Befragten noch nicht klar, wer die Wahl im September gewinnen wird (ist schon klar: 19 Prozent; Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils "weiß nicht").
Damit ist das Rennen jetzt für deutlich mehr Befragte offen als dies im gleichen Zeitraum vor der letzten Bundestagswahl der Fall war. Ende Juni 2017 meinten 60 Prozent, es sei keineswegs klar, wer gewinnt, und 39 Prozent hielten den Ausgang der Wahl für entschieden. Nach ihrer persönlichen Einschätzung gefragt, würden momentan 61 Prozent auf die CDU/CSU als Sieger setzen, 9 Prozent auf die Grünen und 3 Prozent auf die SPD (sonstige: 9 Prozent).
Projektion: Wenig Veränderung
Nach größeren Bewegungen zuletzt zeigt die Projektion jetzt nur geringe Veränderungen. Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, könnte die Union mit 29 Prozent (plus 1) rechnen, die SPD käme auf 14 Prozent (minus 1), die AfD auf 10 Prozent (minus 1) und die FDP bliebe bei 10 Prozent. Die Linke erreichte unverändert 7 Prozent, die Grünen weiterhin 22 Prozent und die anderen Parteien zusammen 8 Prozent (plus 1).
Damit hätte eine Koalition aus CDU/CSU und Grünen eine Mehrheit, reichen würde es auch für ein Bündnis aus CDU/CSU, SPD und FDP, nicht aber für eine Fortführung von Schwarz-Rot, für Grün-Rot-Rot und ganz knapp nicht für eine Ampel aus Grünen, SPD und FDP.
Top Ten: Merkel weiter an der Spitze – Baerbock weiter Schlusslicht
Bei der Beurteilung nach Sympathie und Leistung ("Was halten Sie von?") liegt Angela Merkel weiterhin auf Platz eins mit einem Durchschnittswert von 2,4 (Jun. I: 2,2) auf der Skala von +5 bis -5. Es folgen Winfried Kretschmann mit 1,7 (Jun. I: 1,8) und Markus Söder mit 1,3 (Jun. I: 1,4). Auf Platz vier liegt Olaf Scholz mit 1,0 (Jun. I: 0,9). Danach Robert Habeck mit 1,0 (Jun. I: 0,6), Armin Laschet mit 0,4 (Jun. I: 0,6), Sahra Wagenknecht mit 0,4 (Jun. I: 0,3) und Christian Lindner mit 0,1 (Jun. I: 0,3). Jens Spahn kommt auf 0,0 (Jun. I: 0,0) und Annalena Baerbock auf minus 0,1 (Jun. I: minus 0,2).
Eignung als Kanzler/in: Weiterhin viel Skepsis
Nach 43 Prozent Anfang Juni halten jetzt 47 Prozent Armin Laschet für kanzlertauglich, ebenfalls 47 Prozent bezweifeln das (Jun. I: 49 Prozent). Olaf Scholz trauen 49 Prozent (Jun. I: 48 Prozent) das Amt zu und 44 Prozent (Jun. I: 45 Prozent) meinen, er ist dafür nicht geeignet. Auch bei Annalena Baerbock ist die Einschätzung ganz ähnlich wie zuletzt: Nur 29 Prozent (Jun. I: 28 Prozent) sagen, sie kann Kanzlerin, 65 Prozent (Jun. I: 64 Prozent) sprechen ihr das ab.
K-Frage: Laschet vor Scholz und Baerbock
Vor die Wahl gestellt, welchen der drei Kandidaten man am liebsten als Bundeskanzler beziehungsweise -kanzlerin hätte, liegt Laschet mit 34 Prozent vor Scholz, für den sich 26 Prozent entscheiden würden, und Baerbock, die 24 Prozent nennen. In der eigenen Anhängerschaft sprechen sich mehr als vier von fünf Befragten für Scholz (SPD-Anhänger: 82 Prozent) beziehungsweise Baerbock (Grüne-Anhänger: 84 Prozent) aus, bei Laschet sind das knapp drei Viertel der CDU/CSU-Anhänger (73 Prozent). Große Unterschiede in den Präferenzen zeigen sich zwischen jüngeren und älteren Befragten: Während sich die meisten unter 30-Jährigen (56 Prozent) Baerbock als Kanzlerin wünschen, aber nur 19 Prozent Laschet und 14 Prozent Scholz, liegen bei den ab 60-Jährigen Laschet (42 Prozent) und Scholz (34 Prozent) klar vor Baerbock (11 Prozent).
Wahlkampfversprechen: Zweifel an Umsetzung
Dass die Ankündigungen der Parteien vor der Wahl dann nach der Wahl und in Regierungsfunktion auch eingehalten werden, glauben nur 23 Prozent aller Befragten, 75 Prozent bezweifeln das. Am vergleichsweise zuversichtlichsten sind dabei die Anhänger der CDU/CSU (32 Prozent). Besonders skeptisch sind die Anhängerschaften von AfD und FDP, hier gehen 88 Prozent (AfD) bzw. 84 Prozent (FDP) davon aus, dass Versprechen nicht gehalten werden.
Corona: Vierte Welle und weiter Maskenpflicht
Zwar ist die Sorge um die eigene Gesundheit wegen Corona weiter rückläufig – nach 53 Prozent Anfang Juni meinen jetzt 56 Prozent, dass das Virus für sie kein Gesundheitsrisiko darstellt (ist gefährdet: 42 Prozent; Jun. I: 43 Prozent). Aufgrund der Mutationen des Coronavirus rechnen aber 67 Prozent mit einer vierten Welle.
29 Prozent erwarten keinen erneuten deutlichen Anstieg der Infektionszahlen. Die jetzt geltenden Corona-Maßnahmen halten 63 Prozent für gerade richtig, 16 Prozent fordern, dass die Maßnahmen härter ausfallen sollen und für 19 Prozent sind die aktuellen Vorgaben übertrieben. In punkto Maskenpflicht raten viele zur Vorsicht: So befürworten 79 Prozent die Beibehaltung der Pflicht zum Tragen einer Maske beim Einkaufen in Geschäften (nein: 20 Prozent) und für 87 Prozent soll das auch in öffentlichen Verkehrsmitteln weiterhin der Fall sein (nein: 11 Prozent). pm, ots