Der Sicherheitsexperte der regierungsnahen Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Markus Kaim, geht davon aus, dass der Flughafen in der afghanischen Hauptstadt Kabul nach dem Einmarsch der Taliban noch höchstens bis zu einer Woche für Evakuierungen offen sein wird.
"Der Flughafen Kabul bietet noch ein Zeitfenster zum Transport von vielleicht drei Tagen, vielleicht höchstens einer Woche, dann schließt sich dieses Zeitfenster und wer dann das Land nicht verlassen hat, wird dort bleiben müssen", sagte Kaim im phoenix-Interview. Kritik äußerte der Politikberater an der Bundesregierung hinsichtlich der Aufnahme von sogenannten Ortskräften, die für die Bundeswehr oder für deutsche Hilfsorganisationen gearbeitet haben.
Schlechtes Zeugnis für die Bundesregierung
"Man muss der Bundesregierung insofern ein schlechtes Zeugnis ausstellen. Sie hat zu lange gewartet, sie hat zu hohe bürokratische Hindernisse aufgebaut, sie hat darauf bestanden, dass alle, die nach Deutschland kommen wollen, einen afghanischen Pass vorlegen. Das ist in vielen Teilen Afghanistans nicht mehr möglich gewesen, einen solchen zu erwerben. Damit ist das Verfahren erheblich verlangsamt worden. Und jetzt ist es wirklich an der Zeit, unbürokratisch all die mitzunehmen, die man mitnehmen kann", sagte Kaim.
2.000 Ortskräfte sollen evakuiert werden
Die Bundesregierung ging laut Medienberichten vom Sonntag davon aus, dass es für die Evakuierung von deutschen Staatsbürgern und Ortskräften ein "Operationsfenster bis zum 31. August" gebe. Auch sie schloss nicht aus, dass sich das Zeitfenster früher schließen könnte. Über eine Luftbrücke der Bundeswehr sollen laut Medienberichten bis zu 2.000 Ortskräfte evakuiert werden, "darunter gefährdete Frauen, Menschenrechtler und weitere Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen". pm, ots
English version
The security expert of the government-affiliated Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Markus Kaim, assumes that the airport in the Afghan capital Kabul will be open for evacuations for up to a week at most after the Taliban invasion.
"Kabul airport still offers a window of opportunity for transport of maybe three days, maybe a week at most, then this window closes and whoever has not left the country by then will have to stay there," Kaim said in the phoenix interview. The political advisor expressed criticism of the German government regarding the admission of so-called local forces who have worked for the Bundeswehr or for German aid organisations.
Bad report card for the federal government
"One has to give the federal government a bad report card in this respect. It has waited too long, it has created too many bureaucratic obstacles, it has insisted that all those who want to come to Germany present an Afghan passport. It has not been possible to obtain one in many parts of Afghanistan. This has slowed down the process considerably. And now it is really time to take all those who can be taken with us without bureaucracy," said Kaim.
2,000 local workers to be evacuated
According to media reports on Sunday, the German government assumed that there would be an "operational window until 31 August" for the evacuation of German citizens and local forces. It also did not rule out that the window could close earlier. According to media reports, up to 2,000 local staff are to be evacuated via a Bundeswehr airlift, "including women at risk, human rights activists and other staff of non-governmental organisations". pm, ots, mei