Die Preisentwicklung für gebrauchte Autos sah in den letzten Jahren laut AutoScout24-Gebrauchtwagen-Preis-Index recht ähnlich aus: Im Winter steigen die Preise, in den Sommermonaten gehen sie leicht zurück.
Doch im Corona-Jahr 2021 ist alles anders: Zum wiederholten Male steigen die Preise im Monatsvergleich rapide an – im Juli erreichen sie mit durchschnittlich rund 23.000 Euro sogar einen neuen Höchststand. Damit kosten Gebrauchte etwa 3.000 Euro mehr als im Juli 2020 und sind so teuer wie nie zuvor. Den Grund für den antizyklischen Preisanstieg sehen AutoScout24-Experten im Nachholbedarf der Verbraucher in Folge des Corona-Lockdowns, in Engpässen bei der Neuwagenproduktion und in einem gewachsenen Stellenwert des Autos, der ebenfalls von der Pandemie gefördert wurde.
Mangel an Halbleitern spielt wichtige Rolle
„Es ist eine Summe aus kleineren und größeren Effekten aus den vergangenen Lockdowns, welche die Gebrauchtwagenpreise aktuell stark ansteigen lässt“, sagt Stefan Schneck, Vertriebschef Deutschland bei AutoScout24. So spiele etwa der Mangel an Halbleitern eine wichtige Rolle, der mancherorts die Produktion von Neuwagen lahmgelegt habe. „Hinzu kommt ein Nachholbedarf auf Seiten der Verbraucher, der dem zweiten Lockdown im Frühjahr dieses Jahres geschuldet ist und jetzt geballt auf den Markt losbricht. Diese erhöhte Nachfrage nach Gebrauchten hat die Preise auch im Juli erneut in die Höhe getrieben.“
Leasinggeschäft treibt Preise in die Höhe
Auch das durch Corona beeinflusste Leasinggeschäft treibt die Preise für Gebrauchte in die Höhe. Denn durch Produktionsschwierigkeiten während des ersten Lockdowns fehlen Leasingrückläufer und Mietwagen. „Da es nicht genug Neuwagen für die Rückläufer gab, wurden Leasingverträge oft verlängert, statt die Fahrzeuge wie gewohnt durch Neuwagen auszutauschen. Die Leasingrückläufer stehen dem Markt also nicht wie sonst üblich als Gebrauchte zur Verfügung“, erklärt Schneck.
Auto ist das sicherste Verkehrsmittel
Zuletzt hat die individuelle Mobilität durch die Corona-Pandemie deutlich an Stellenwert gewonnen. „Wie wir aus zahlreichen Umfragen und Studien wissen, gilt das Auto seitdem bei vielen als das sicherste Verkehrsmittel, das treibt die Nachfrage und lässt die Preise steigen.“ Von 22.695 Euro im Juni auf nunmehr 22.941 Euro. Insgesamt steigen die Preise in fast allen Segmenten an, die Ausnahme von dieser Entwicklung bilden Sportwagen und Oldtimer. Mit dem Preisanstieg korrespondiert das sich verknappende Angebot, das im Monatsvergleich im zweistelligen Prozentbereich zurück geht.
Preise der Ober- und Mittelklasse wachsen am stärksten
In nahezu allen Fahrzeug- und Alterssegmenten verzeichnet der AGPI für Juli Preiszuwächse in Höhe von etwa 1 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Am stärksten legen hierbei innerhalb der Fahrzeugsegmente Gebrauchte der Ober- und Mittelklasse mit einem Preisanstieg von rund 1,6 Prozent zu. Ausreißer von dieser Entwicklung sind Vans bzw. Kleinbusse, deren Preise minimal nachgeben, sowie Oldtimer mit einem Preisrückgang von rund 4 Prozent auf nunmehr 28.904 Euro.
Segmentübergreifender Angebotsrückgang
Bemerkenswert ist der abermals segmentübergreifende Rückgang des Angebots. Am stärksten bricht das Angebot bei Vans bzw. Kleinbussen und Jahreswagen ein – es sinkt im Vergleich zum Vormonat um über 20 Prozent. Doch auch in allen anderen Segmenten bewegt sich der Angebotsrückgang mit Werten zwischen 12 und 19 Prozent im deutlich zweistelligen Bereich.
Preisentwicklung nach Antriebsarten
Die ohnehin schon höheren Preise für Hybrid- und Elektrofahrzeuge sind im Juli noch einmal gestiegen. Im Vergleich zum Vormonat verteuern sich die Teil- und Vollzeitstromer um knapp 1 Prozent auf nunmehr 35.440 Euro bzw. 35.106 Euro. Günstiger kommen Verbraucher weg, wenn sie sich für einen Diesel entscheiden: 25.091 Euro werden dafür derzeit im Schnitt fällig. Auch Benziner haben preislich zugelegt und kosten jetzt im Schnitt 20.456 Euro. Gebrauchtwagen mit LPG- und CNG-Antrieb sind nach wie vor mit durchschnittlich 11.940 Euro und 15.680 Euro am günstigsten. pm, ots