Studie: Der Frauenfußball ist ein Wachstumsmarkt

1974 wurde in Deutschland erstmals um einen offiziellen Meistertitel im Frauenfußball gespielt. Seitdem hat sich viel getan. Am Freitag startet die Frauen-Bundesliga in ihre 32. Saison.

 

Auch der aktuelle Annual Review of Football Finance von Deloitte widmet sich in einem Kapitel den Entwicklungen im Frauenfußball. Der Bereich ist kommerziell noch vergleichsweise gering ausgeprägt. So konnten die zwölf Clubs der Flyeralarm Frauen-Bundesliga in der Saison 2019/20 - trotz COVID-19-bedingter Einschränkungen - einen neuen Umsatzrekord erwirtschaften. Der vom Deutschen Fußball-Bund veröffentlichte Saisonreport weist einen Erlös von ca. 1,10 Mio. Euro pro Club aus. Kumuliert haben die zwölf Mannschaften somit einen Umsatz von etwa 13,25 Mio. Euro erzielt.

 

Frauenfußball ist ein Wachstumsmarkt

 

Perspektivisch ist der Frauenfußball ein Wachstumsmarkt. "Frauenfußball wird in den kommenden Jahren auch für Sponsoren und Ausrüster immer attraktiver werden, da die Teams und Spielerinnen bereits heute wichtige gesellschaftliche Themen und Werte besetzen und dieses Potenzial in Zukunft noch stärker für sich nutzen können", erklärt Stefan Ludwig, Partner und Leiter der Sport Business Gruppe bei Deloitte. "Dies stößt auch Entwicklungen weiterer Bereiche des Frauenfußballs an, wie beispielsweise Professionalisierung der Medienproduktion, der Stadien und der Strukturen. Dadurch wird wiederum die Qualität des Spielerlebnisses gesteigert, was den Sport dann wiederum für Zuschauer, Medien und weitere Sponsoren zusehends attraktiver macht."

Meilensteine bei den Medienrechten

 

Alle Bundesligapartien fernsehgerecht produziert

 

Erstmals werden in der neuen Spielzeit 2021/22 alle Bundesliga-Partien der 22 Spieltage fernsehgerecht produziert. Grundlage hierfür ist ein Vertrag zwischen dem Deutschen Fußball-Bund und der Telekom, die sich die Produktionskosten teilen werden. Alle Spiele werden zudem erstmals live auf der bezahlpflichtigen Telekom-Plattform MagentaSport gezeigt. Die Kooperation umfasst auch die Saison 2022/23 und sichert somit die TV-Vollproduktion für zwei Jahre. Auch die öffentlich-rechtlichen Sender räumen dem Frauenfußball künftig mehr Platz ein. So möchte die Sportschau regelmäßig ein Samstagsspiel der Frauen-Bundesliga in ihrer Samstagsausgabe aufnehmen. Zudem plant der Pay-TV Sender Sky ab der neuen Saison ein Topspiel des DFB-Pokals der Frauen pro Spieltag zu übertragen.

 

Vermarktung der Medienrechte

 

Auch in der Königsklasse entwickelt sich die Vermarktung der Medienrechte: Ab der Saison 2021/22 überträgt DAZN in Kooperation mit YouTube alle Spiele der UEFA Champions League der Frauen. Der Streamingdienst hat sich die Rechte für vier Jahre, also bis zur Saison 2024/25 gesichert. In den ersten beiden Jahren der Vertragslaufzeit werden die Spiele kostenlos auf dem YouTube-Kanal von DAZN zu sehen sein. Erstmals hat die UEFA die Sponsoring- und Medienrechte ab der Gruppenphase zentral vermarktet und schüttet ab der neuen Saison 24 Mio. Euro an die Frauenfußball-Clubs aus. Bisher hatten in Deutschland verschiedene Sportsender die Rechte an einzelnen Champions-League-Partien der Clubs erworben.

 

Bundesliga etablieren eigene Frauenteams

 

Stronger together - immer mehr Bundesliga-Clubs etablieren eigene Frauenteams

Eine weitere spannende Entwicklung sind die zunehmenden Synergien zwischen Teams des Frauen- und Männerfußballs. International haben 18 der 20 umsatzstärksten Clubs mittlerweile ein eigenes Frauenteam. Von den zwölf Clubs, die in der obersten deutschen Spielklasse des Frauenfußballs in der Saison 2021/22 antreten, sind acht Teams Teil eines Clubs, der auch ein professionelles männliches Team betreibt. Der FFC Turbine Potsdam hat zudem eine Kooperation mit Hertha BSC geschlossen. Auch Borussia Dortmund startet in dieser Saison mit einer eigenen Frauenmannschaft - und zwar von der Pike auf: Das neue BVB-Team startet in der Kreisliga. Einen anderen Weg schlägt der VfB Stuttgart ein: Der Club übernimmt die Spielrechte des VfB Obertürkheim und nimmt in der Saison 2022/23 mit einer eigenen Frauenmannschaft in der Regionalliga den Ball auf.

 

Nicht nur Frauenteams profitieren

 

"Gemeinsame Infrastruktur und Synergien bei kommerziellen Prozessen wie Vermarktung, Ticketing oder Merchandising - die Möglichkeiten voneinander zu profitieren sind vielfältig und bringen klare Vorteile mit sich", fasst Dr. Felix Mutter, Senior Manager der Sport Business Gruppe von Deloitte zusammen. "Frauenfußball entwickelt sich zum festen Bestandteil der Clubstrategie der Schwergewichte im Spitzenfußball - und davon können nicht nur die Frauen-Teams profitieren, sondern der ganze Club."

pm, ots