Der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck plädiert dafür, sich bei den Koalitionsverhandlungen zwischen seiner Partei und der FDP am Verlauf der Jamaika-Koalitionsrunden in Schleswig-Holstein zu orientieren.
"Damals ging es auch um die Frage: Was können wir eigentlich gemeinsam gut machen? Und es ging eben nicht darum, was die Parteien trennt", sagte Habeck im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). Bei den Jamaika-Verhandlungen 2017 in Berlin seien die beteiligten Personen laut Habeck geradezu aufgefordert worden, die Liste der trennenden Punkte aufzuschreiben. "Das kann nicht funktionieren. Die Frage muss doch immer sein: Was macht uns gemeinsam stark? Wenn wir darauf eine gute Antwort finden, wird daraus auch eine Regierung werden." Union und SPD warteten ja nur darauf, dass sie in eine Regierungskoalition eintreten können, sagte Habeck. Der Co-Vorsitzende der Grünen plädierte auch dafür, die Inhalte der Koalitionsgespräche diskret zu behandeln: "Das ist eine Lehre aus den gescheiterten Jamaika-Verhandlungen von 2017 und umgekehrt aus den erfolgreichen Gesprächen in Schleswig-Holstein."
Gespräche dürfen nicht zu lange dauern
Außerdem dürften die Gespräche nicht so lange dauern wie 2017: "Ich teile den Ehrgeiz, bis Weihnachten eine Regierung zu haben", sagte Habeck im Bezug auf eine diesbezügliche Äußerung des SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz. Auch Balkonfotos wie 2017 sollte man sich tunlichst verkneifen; es sei rückblickend ein Fehler gewesen, "sich da mit einer geradezu royalen Geste hinzustellen, bevor überhaupt ein Ergebnis gefunden werden konnte".
Finanzkraft des Kapitals muss gesellschaftlichen Zielen dienen
Aus diesem Grund, erklärte Habeck, wolle er sich auch nicht dazu äußern, wann über was Gespräche geführt werden. Die Frage, ob sich die Grünen um das Finanzressort bemühen, beantwortete er nicht. Es sei aber "extrem wichtig, dass die Finanzkraft des Kapitals den gesellschaftlichen Zielen" diene: "Das ist die Hauptüberlegung hinter allem, was wir vorhaben, und deshalb ist die Finanzpolitik auch so wichtig." pm, ots
English version
German Green Party leader Robert Habeck pleads for the coalition negotiations between his party and the FDP to be guided by the course of the Jamaica coalition rounds in Schleswig-Holstein.
"At that time, it was also about the question: What can we actually do well together? And it was not about what divides the parties," Habeck said in an interview with the Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ). According to Habeck, during the 2017 Jamaica negotiations in Berlin, the people involved were virtually asked to write down the list of divisive issues. "This cannot work. The question must always be: What makes us strong together? If we find a good answer to that, it will also become a government." The CDU/CSU and SPD were, after all, just waiting to enter a government coalition, Habeck said. The Green Party co-chair also pleaded for the contents of the coalition talks to be treated discreetly: "That's a lesson from the failed Jamaica negotiations of 2017 and vice versa from the successful talks in Schleswig-Holstein."
Talks must not last too long
Moreover, the talks should not last as long as in 2017: "I share the ambition to have a government by Christmas," Habeck said in reference to a statement by SPD chancellor candidate Olaf Scholz to that effect. He also said that one should refrain from taking pictures of balconies as in 2017; in retrospect, it was a mistake to "stand there with an almost royal gesture before a result could even be found".
Financial power of capital must serve social goals
For this reason, Habeck explained, he did not want to comment on when talks would be held on what. He did not answer the question whether the Greens would seek the finance portfolio. However, he said it was "extremely important that the financial power of capital serves the social goals": "That's the main consideration behind everything we're planning, and that's why financial policy is so important." pm, ots, mei