Europaminister: Fördergelder für Polen stoppen

Nordrhein-Westfalens Europaminister Stephan Holthoff-Pförtner (CDU) hat nach dem umstrittenen Urteil des polnischen Verfassungsgerichts zum Status von EU-Recht finanzielle Konsequenzen gefordert.

 

"Die Bundesregierung muss jetzt mit allen Partnern schnell deutlich machen, dass EU-Vertragstreue die Voraus-setzung für Milliardenzahlungen aus Brüssel ist", sagte Holthoff-Pförtner der in Essen erscheinenden Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ). Wer wie Polen die föderale europäische Rechtseinheit missachte, dürfe nicht länger Geld aus der Gemeinschaftskasse erhalten.

Allein aus dem Corona-Hilfsfonds erwartet Warschau 57 Milliarden Euro. Das Land profitiert überdies seit Jahren von erheblichen Zahlungen aus EU-Töpfen.

 

Mehrheitsentscheidungen innerhalb der EU

 

"Ich würde mir auch schnell mehr Mehrheitsentscheidungen in der EU wünschen. Es muss aufhören, dass einzelne Mitgliedsstaaten die gesamte Gemeinschaft erpressen", sagte der NRW-Minister weiter. Holthoff-Pörtner nannte die Entscheidung des polnischen Verfassungsgerichts "eine von der Politik bestellte Provokation".

 

EU-Recht nicht mit polnischer Verfassung in Übereinstimmung

 

Die Richter hatten in der vergangenen Woche erklärt, dass Teile des EU-Rechts nicht mit der polnischen Verfassung vereinbar seien. Damit wurde der Vorrang des EU-Rechts als Eckpfeiler der europäischen Beitrittsverträge in Frage gestellt. "Wenn sich polnische Bürgerinnen und Bürger vor nationalen Gerichten nicht länger auf EU-Recht berufen können, ist das der Einstieg in den Ausstieg Polens aus der europäischen Rechts- und Wertegemeinschaft", warnte Holthoff-Pförtner.

 

Verherrende Folgewirkung für EU-Vertragstreue

 

Er fürchte eine verheerende Folgewirkung für die EU-Vertragstreue insgesamt, wenn Polen sich nicht mehr an europäisches Recht halten müsste, so Holthoff-Pförtner. Auch Länder wie Ungarn, Slowenien oder Serbien stehen im Verdacht, im Zweifel nationale oder autoritäre Alleingänge unternehmen zu wollen. "Warum sollten sich andere Mitgliedsstaaten oder Beitrittskandidaten noch an gemeinsame Regeln und Werte gebunden fühlen, wenn sie Geld und Vorteile aus Brüssel auch so mitnehmen können?", so der NRW-Europaminister. pm, ots

 

English version

 

North Rhine-Westphalia's Minister for Europe, Stephan Holthoff-Pförtner (CDU), has called for financial consequences following the controversial ruling by the Polish Constitutional Court on the status of EU law.

 

"The federal government must now quickly make it clear to all its partners that compliance with the EU treaty is a prerequisite for billions in payments from Brussels," Holthoff-Pförtner told the Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ), which is published in Essen. Those who, like Poland, disregard federal European legal unity should no longer receive money from the Community coffers. Warsaw expects 57 billion euros from the Corona aid fund alone. Moreover, the country has benefited for years from substantial payments from EU pots.

 

Majority decisions within the EU

 

"I would also like to see more majority decisions in the EU quickly. It must stop that individual member states blackmail the entire community," the NRW Minister continued. Holthoff-Pörtner called the decision of the Polish Constitutional Court "a provocation ordered by politicians".

 

EU law not in line with Polish constitution

 

Last week, the judges had declared that parts of EU law were not compatible with the Polish constitution. This called into question the primacy of EU law as the cornerstone of the European accession treaties. "If Polish citizens can no longer invoke EU law before national courts, this is the beginning of Poland's exit from the European community of law and values," Holthoff-Pförtner warned.

 

Devastating consequences for EU treaty loyalty

 

Holthoff-Pförtner said he feared a devastating consequence for EU treaty loyalty as a whole if Poland no longer had to abide by European law. Countries such as Hungary, Slovenia or Serbia are also suspected of wanting to take national or authoritarian steps on their own in case of doubt. "Why should other member states or accession candidates still feel bound by common rules and values if they can take money and advantages from Brussels just like that?" said the NRW Minister for Europe. pm, ots, mei