Sigmar Gabriel: Es gibt keinen Anlass Nordstream 2 zu stoppen

Der Vorsitzende der Atlantik-Brücke, Ex-SPD-Chef Sigmar Gabriel, hat US-Attacken auf die Ostsee-Pipeline Nordstream 2 scharf zurückgewiesen.

 

"Man kann zu dieser Pipeline zwischen Russland und Deutschland stehen, wie man will. Aber es kann nicht sein, dass ein Verbündeter eingreift in europäisches Recht", sagte Gabriel der in Bielefeld erscheinenden Neuen Westfälischen. Es gebe keinen Anlass, das Projekt zu stoppen. Gabriel forderte zugleich ein Signal Europas an die USA für ein gemeinsames Auftreten in der Welt. Europa habe auf die Initiative des US-Präsidenten Biden, eine bessere Welt zu gestalten sehr zurückhaltend reagiert. "Dabei ist eine Balance in der Weltpolitik nur durch ein starkes Europa plus den USA möglich", so Gabriel.

 

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Nur USA übernehmen.Verantwortung für Osteuropa

 

Deutschland erfülle nicht das Ziel, zwei Prozent des Bruttosozialproduktes in die Verteidigung zu stecken. "Wir könnten 1,5 Prozent mehr für die Bundeswehr ausgeben. Und 0,5 Prozent für den Schutz der osteuropäischen Nato-Staaten bereitstellen", schlägt Gabriel vor. "Da wären die Polen überrascht und es wäre ein starkes Signal, weil bisher nur die USA bereit sind, Verantwortung für die Sicherheit Osteuropas zu übernehmen."

 

Ein bisschen mehr Demut vor anderen Ländern

 

Der frühere SPD-Vorsitzende wies auch die Kritik an dem Emirat Katar und der Fußball-WM dort 2022 scharf zurück. "Gerade wir Deutschen neigen dazu, andere Länder immer nur nach unseren Maßstäben zu beurteilen und nicht danach, welche Wegstrecke diese Länder bereits geschafft haben", so Gabriel. Dabei seien "wir Deutschen lange Zeit knietief durch Blut gewatet, bis wir zu dem Land wurden, das wir heute sind", sagte der Vorsitzende der Atlantik-Brücke und mahnte: "Ein bisschen mehr Demut vor der Entwicklung anderer Länder würde uns ganz gut tun." pm, ots

 

English version

 

The chairman of Atlantik-Brücke, ex-SPD leader Sigmar Gabriel, has sharply rejected US attacks on the Nordstream 2 Baltic Sea pipeline.

 

"You can stand by this pipeline between Russia and Germany however you want. But it cannot be that an ally interferes with European law," Gabriel told the Neue Westfälische newspaper in Bielefeld. There was no reason to stop the project. At the same time, Gabriel called for a signal from Europe to the USA for a joint stance in the world. He said that Europe had reacted very cautiously to US President Biden's initiative to shape a better world. "Yet a balance in world politics is only possible through a strong Europe plus the USA," Gabriel said.

 

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Only the USA assumes responsibility for Eastern Europe

 

Germany does not meet the target of spending two per cent of its gross national product on defence, he said. "We could spend 1.5 per cent more on the Bundeswehr. And allocate 0.5 per cent for the protection of the Eastern European NATO states," Gabriel suggests. "That would surprise the Poles and it would be a strong signal, because so far only the US is willing to take responsibility for the security of Eastern Europe."

 

A little more humility before other countries

 

The former SPD leader also sharply rejected criticism of the emirate of Qatar and the 2022 World Cup there. "We Germans in particular tend to always judge other countries only by our standards and not by what lengths these countries have already come," Gabriel said. Yet "we Germans waded knee-deep in blood for a long time until we became the country we are today," said the chairman of Atlantik-Brücke and warned: "A little more humility before the development of other countries would do us a world of good."

pm, ots, mei