Die Parteiführung der Grünen warb in den Gesprächen mit SPD und FDP offenbar dafür, das bestehende Klimaschutzgesetz abzuschwächen.
Das erfuhr die Wochenzeitung "Die Zeit" aus mehreren, voneinander unabhängigen Quellen aus dem Kreis der Verhandler sowie der Umweltverbände. Konkret ging es darum, die jährliche Überprüfung der Sektorziele im Klimaschutzgesetz durch eine mehrjährige Gesamtrechnung zu ersetzen. Nach dem aktuell gültigen Gesetz muss jedes Ministerium in seinem Sektor (Verkehr, Landwirtschaft, Energie, Gebäude) eine bestimmte Menge an CO2 einsparen. Verfehlen sie diese Ziele, muss nachgebessert werden. Die Grünen wollen nun aber von der rein jährlichen Überprüfungen abrücken und auch längerfristig wirksame Einsparungen miteinbeziehen, was de facto eine Aufweichung des Gesetzes bedeuten würde.
Grüne Minister müssen Misserfolge erklären
Nach Informationen der "Zeit" begründeten die Grünen ihre Haltung auch damit, dass künftig ihre eigenen Minister die Misserfolge erklären müssten, sollten die jährlichen Sektorziele verfehlt werden. Annalena Baerbock soll diese Überlegung in mehreren internen Gesprächen geäußert haben.
Proteste der Umweltverbände
In ihrem Wahlprogramm hatten die Grünen das bestehende Gesetz noch als "ungenügend" kritisiert und gefordert, es "nachzuschärfen". Bereits nach den Sondierungen hatte es Proteste der Umweltverbände gegen die vage Formulierung im Sondierungspapier gegeben.
Jährliches Monitoring ist die Basis
Baerbock hatte im Oktober in einem Interview mit dem Spiegel erklärt, es handele sich bei den Plänen nicht um eine Abschwächung des Klimaschutzgesetzes. Vielmehr gehe es darum, "auf der Basis eines jährlichen Monitorings" Maßnahmen zu berücksichtigen, die "mittelfristig wirken". Nun heißt es im Koalitionsvertrag: "Die Einhaltung der Klimaziele werden wir anhand einer sektorübergreifenden und analog zum Pariser Klimaabkommen mehrjährigen Gesamtrechnung überprüfen. Basis dafür ist das jährliche Monitoring." In den Umweltverbänden befürchtet man, dass dies auf eine Verwässerung der bisher geltenden jahresscharfen Regelung hinausläuft. pm, ots
English version
In the talks with the SPD and FDP, the Green party leadership apparently advocated weakening the existing climate protection law.
This was reported to the weekly newspaper "Die Zeit" by several independent sources from the circle of negotiators and environmental associations. Specifically, the idea was to replace the annual review of sectoral targets in the Climate Protection Act with an overall account covering several years. According to the currently valid law, each ministry must save a certain amount of CO2 in its sector (transport, agriculture, energy, buildings). If they miss these targets, they have to make improvements. The Greens, however, now want to move away from purely annual reviews and also include longer-term effective savings, which would de facto mean a softening of the law.
Green ministers must explain failures
According to information from "Die Zeit", the Greens also justified their position by saying that in future their own ministers would have to explain the failures should the annual sectoral targets be missed. Annalena Baerbock is said to have voiced this consideration in several internal discussions.
Protests by environmental associations
In their election manifesto, the Greens had criticised the existing law as "insufficient" and called for it to be "tightened up". Already after the exploratory talks, environmental associations had protested against the vague wording in the exploratory paper.
Annual monitoring is the basis
In October, Baerbock had explained in an interview with Der Spiegel that the plans were not about weakening the climate protection law. Rather, "on the basis of an annual monitoring", the aim is to take into account measures that "will have an effect in the medium term". Now the coalition agreement states: "We will review compliance with the climate targets on the basis of a cross-sectoral and, analogous to the Paris Climate Agreement, multi-year overall account. The basis for this is the annual monitoring." Environmental associations fear that this will lead to a watering down of the current annual regulation. pm, ots, mei