Russland und NATO: Sicherheitskonferenz ohne Drohgebärden

Inakzeptabel - dieses eine Wort fasst korrekt zusammen, was die russische Führung von der fortschreitenden Osterweiterung der Nato hält. Präsident Wladimir Putin hat das auf seiner Jahrespressekonferenz bekräftigt und auf die Sicherheitsinteressen seines Landes hingewiesen.

 

Diese Interessen hat der Westen bisher sträflich außer Acht gelassen. Er hantiert mit Drohgebärden - politischer, wirtschaftlicher, militärischer Art -, die in Moskau auch so verstanden und mit Drohgebärden beantwortet werden. Und umgekehrt. Das ist keine verantwortungsvolle Politik; allzu schnell kann daraus ein heißer Konflikt entstehen. Deutschlands neue Außenministerin sollte einmal darlegen, wohin ihre wertegeleitete Politik führen soll, und dabei einbeziehen, wie beliebig der Westen mit solchen Menschenrechtswerten je nach Interessenlage selbst umgeht. Das Völkerrecht als Maßstab zu nehmen, wäre kein schlechter Tipp.

 

Putin hat Sicherheitsgarantien verlangt

 

Nun hat Putin Sicherheitsgarantien verlangt - weiß aber natürlich, dass sie ihm nicht geschenkt werden. Erst neulich forderte er, die Nato solle sich auf die Positionen von 1997 zurückziehen, als die Osterweiterung Richtung Russland begann. Ein guter Vorschlag, der allerdings zwei Anmerkungen verdient. Ersten gehört zur Glaubwürdigkeit, dass sich dann auch Russland auf die Positionen von 1997 zurückzieht, als die Krim noch zur Ukraine gehörte und Abchasien und Südossetien ganz oder weitgehend zu Georgien.

 

Eine Art neuer Kolonialpolitik

 

Und zweitens wäre ein solcher Nato-Rückzug nicht über die Köpfe der Länder hinweg zu bewerkstelligen, die sich die Nato-Truppen und -Mitgliedschaft gewünscht hatten. Washington, Brüssel und Moskau entscheiden über Warschau, Riga und Bukarest - das wäre eine Art neuer Kolonialpolitik. Es ist höchste Zeit für eine internationale Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit, bei der alle Parteien am Tisch sitzen. Auch Russland und China. Auf Augenhöhe und ohne Drohgebärden. pm, ots

 

English version

 

Unacceptable - this one word correctly sums up what the Russian leadership thinks of Nato's ongoing eastward expansion. President Vladimir Putin confirmed this at his annual press conference and pointed to his country's security interests.

 

So far, the West has criminally disregarded these interests. It uses threatening gestures - political, economic, military - which Moscow understands and responds to with threatening gestures. And vice versa. This is not a responsible policy; all too quickly it can turn into a hot conflict. Germany's new foreign minister should explain where her value-driven policy is supposed to lead and include how arbitrarily the West deals with such human rights values, depending on its own interests. Using international law as a yardstick would not be a bad tip.

 

Putin has demanded security guarantees

 

Now Putin has demanded security guarantees - but of course knows that they will not be given to him. Just the other day he demanded that Nato withdraw to the positions of 1997, when the eastward expansion towards Russia began. A good suggestion, but one that deserves two comments. Firstly, it is credible that Russia should then also withdraw to the positions of 1997, when Crimea still belonged to Ukraine and Abkhazia and South Ossetia were wholly or largely part of Georgia.

 

A kind of new colonial policy

 

And secondly, such a Nato withdrawal would not be accomplished over the heads of the countries that had wanted Nato troops and membership. Washington, Brussels and Moscow decide on Warsaw, Riga and Bucharest - that would be a kind of new colonial policy. It is high time for an international conference on security and cooperation with all parties at the table. Russia and China too. At eye level and without threatening gestures. pm, ots, mei