Claus Kleber: "Im Krieg und der Liebe ist alles fair"

Am 30.12. moderiert Claus Kleber (66) zum letzten Mal das "heute-journal" im ZDF. Der Programmzeitschrift "Hörzu" (Funke Medien) gab der Anchorman sein erstes Abschiedsinterview.

 

Claus Kleber über ...

... seine Entscheidung aufzuhören: "Das ZDF und ich haben vor Jahr und Tag darüber gesprochen, dass irgendwann mal Schluss sein muss. Wir fanden, die letzte Sendung von 2021 wäre ein gutes Datum. Seitdem gilt für beide Seiten das gegebene Wort."

 

... den Zeitpunkt: "Das ist gerade wirklich kein guter Zeitpunkt, von Bord zu gehen. Jedenfalls für einen, der so gern Journalist ist. Mit welchen Worten ich mich verabschiede, weiß ich noch nicht. Ich werde probieren, nichts Floskelhaftes zu sagen. Wenn die Emotion das zulässt. Ich bin gefährlich nahe am Wasser gebaut."

 

... seine Entscheidung, 2007 das Angebot abzulehnen, "Spiegel"-Chefredakteur zu werden: "Ich war damals drauf und dran und hätte nur 'Ja' sagen müssen. Aber dann hat mir das ZDF den Abschied doch schwerer gemacht als erwartet. Mit einem Angebot, das ich nicht ablehnen konnte. Und ich bin geblieben. Bereut habe ich das nie."

 

... seinen geheimen Ghost-Account bei Instagram: "Instagram nutze ich selbst überhaupt nicht. Es macht mir zu viel Arbeit, und es kurvt dort zu viel Unsinn rum. Vor allem die Werbespots. Allerdings folge ich ein paar Menschen, die mir am Herzen liegen. Unseren Töchtern zum Beispiel. Ich habe einen passiven Account unter dem Namen des ersten Fotografen, mit dem ich für den ,Kölner Stadtanzeiger' als rasender Reporter unterwegs war. Er lebt leider nicht mehr. Aber ich glaube, er wäre einverstanden."

 

... Bild-TV: "Bild TV transportiert für mein Gefühl, und ich schaue da nur sehr gelegentlich rein, die Prioritäten und Gesetzmäßigkeiten des Blattes ins Fernsehen. Damit hat der Sender einen gewissen Erfolg, weil die Politik, getreu dem Spruch von Gerhard Schröder, die Glotze und die 'Bild' braucht, um zu wirken. Wenn Politiker das jetzt aus einer Hand kriegen, gehen sie da hin."

 

... die Angriffe des Axel-Springer-Verlags gegen ZDF und ARD: "Wir sind in einem Wettbewerb, der auch durchaus ein existenzieller ist. Im Krieg und in der Liebe ist alles fair - und die lieben uns halt."

 

... die Causa Döpfner und Stuckrad-Barre: "Was Döpfner da gesagt hat, ist 'out of bounds' - unter aller Kritik. Aber es war ein privates Hin und Her zwischen von Stuckrad-Barre und ihm. Das hätte es unter Gentlemen auch bleiben müssen."

 

... seine Zukunftspläne: "Das ZDF möchte weitere Dokus haben, und ich würde sie gern machen. Momentan entwickeln die Journalistin Angela Andersen und ich eine Doku über die digitale Zukunft. Im zweiten Quartal 2022 soll sie fertig sein." pm, ots, mei