Der Virologe Alexander Kekulé hat sich vehement gegen eine allgemeine Impfpflicht ausgesprochen. "Ich war schon bei der Delta-Variante gegen die allgemeine Impfpflicht, weil sie epidemiologisch nicht erforderlich war. Bei Omikron ist sie noch viel weniger angemessen", sagte er im Podcast "Die Wochentester" von "Kölner Stadt-Anzeiger" und "Redaktions Netzwerk Deutschland" im Gespräch mit den Moderatoren Wolfgang Bosbach und Christian Rach.
Eine Pflicht zu Impfung hilft nach Ansicht Kekulés nicht: "Ich verstehe nicht, warum man Impfstoffe, die für die ursprüngliche Wuhan-Variante gemacht wurden, verpflichtend machen will für eine künftige Variante, von der man die Eigenschaften gar nicht kennt." Wenn der Impfstoff gegen Omikron ausgeliefert werde, sei die Omikron-Welle durch. Er gehe davon aus, dass die Herbst-Welle eher noch leichter verlaufen werde. "Dann sind wir mit der Pandemie im Sinne von sozialen und wirtschaftlichen Disruptionen durch. Dann wird es eine weitere Infektionskrankheit sein."
Genesener hat besseren Immunschutz als Geimpfter
Der Virologe kritisierte zudem, dass künftig der Status als Genesener nur noch für drei Monate gültig ist: "Ein Genesener hat einen viel besseren Immunschutz als ein Geimpfter", so Kekulé. Es gebe keine wissenschaftliche Begründung dafür zu sagen "die Geimpften haben neun Monate Schutz, die Genesenen nur drei Monate".
Zweifel an allgemeiner Impfpflicht
Der Augsburger Verfassungs- und Medizinrechtler Josef Lindner äußerte Zweifel, ob eine Impfpflicht für alle verfassungsgemäß wäre. "Eine allgemeine Impfpflicht ab 18 ist verfassungsrechtlich wesentlich schwerer zu begründen als eine Impfpflicht ab 60 oder wie in Italien ab 50", sagte er. Wenn sich Corona zu einem "gesteigerten Erkältungsvirus entwickeln sollte, wäre eine allgemeine Impfpflicht nicht mehr gerechtfertigt. Bei Omikron stellt sich die Frage, ob es noch das Maß an Gefährlichkeit hat, das eine Impfpflicht rechtfertigt."
Alexander Kekulés und Josef Lindners Aussagen hören Sie im Podcast "Bosbach & Rach - Die Wochentester" mit Wolfgang Bosbach und Christian Rach auf ksta.de/podcast und auf rnd.de. Der Podcast ist außerdem abrufbar über Apple Podcasts, Spotify, Amazon Music, Audio Now, Deezer und Podimo. pm, ots