Der Chef des internationalen Stockholmer Friedensforschungs-nstituts SIPRI, Dan Smith, warnt angesichts der jüngsten Entwicklung in der Russland-Ukraine-Krise vor einer Aufrüstungsspirale.
Smith sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ): "Verteidigungsbereitschaft hängt nicht nur an einer unbegrenzten Aufrüstung. Die Nato gibt schon heute sehr, sehr viel mehr Geld für Waffen und Ausrüstung aus als Russland. Dennoch sind wir in die gefährliche Lage gekommen, in der wir uns heute befinden." Wolle die Nato in Europa effektiver sein, "sollte man sich vielleicht besser organisieren und die Strukturen der Streitkräfte der Mitgliedstaaten ändern, als einfach nur wieder mehr Geld in Rüstung zu stecken", so Smith.
Parteien ermuntern sich zur Aufrüstung
Als Friedensforscher ist der SIPRI-Direktor "besorgt über eine Entwicklung, die dazu führt, dass zwei Parteien sich gegenseitig zum Aufrüsten ermuntern. Das führt in einen Teufelskreis. Wir haben so horrende Militärausgaben weltweit. Dabei gibt es so viel andere Dinge, die man mit dem Geld finanzieren sollte."
Unsicherheiten europäischer Sicherheitsarchitektur
Nach Ansicht des SIPRI-Chefs liegen "die Unsicherheiten für die europäische Sicherheitsarchitektur nun für jedermann sichtbar auf dem Tisch. Das sollte uns darin bestärken, mehr für eine solidere Sicherheitsarchitektur zu tun". Smith betonte: "Diplomatie ist immer noch die beste Verteidigung, das sollte man nicht aus dem Blick verlieren und alles daransetzen, um diesen Weg zu stärken".
Lange Phase gewalttätiger Auseinandersetzung
"Eine russischen Okkupation der Ukraine würde unweigerlich zu einer langen Phase gewalttätiger Auseinandersetzungen führen", sagte Smith weiter. Zwar könne Russland einen Krieg gegen die Ukraine natürlich gewinnen, "aber ein besetztes Land wohl kaum nachhaltig befrieden, dessen Bevölkerung mehrheitlich nicht besetzt sein will". Einen dritten Weltkrieg, wie ihn manche Menschen fürchteten, halte er jedoch für ein wenig wahrscheinliches Szenario, erklärte der SIPRI-Chef.
Harte diplomatische Arbeit gefragt
Zu den gegen Russland verhängten Strafmaßnahmen des Westens sagte Smith: "Sanktionen dienen einer längerfristigen Bestrafung und können in der Regel nicht etwas stoppen, was bereits im Gange ist. Langfristig können sie natürlich eine Wirkung entfalten. Sie können aber nicht den steinigen Weg der Diplomatie ersetzen." Um aus der aktuell verfahrenen Lage herauszukommen, gebe es "keine Alternative zu harter diplomatischer Arbeit". pm, ots